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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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das war doch gar nicht – oh, was für ein wunderschöner Hund.« Ohne ein Zeichen von Furcht drückte Sunny Abigail den Kuchen in die Hände und hockte sich hin. »Oh, hallo, großer Junge.« Sie blickte zu Abigail auf. »Kann ich ihn streicheln? Wir haben unseren Thor vor etwa sechs Wochen verloren. Er war siebzehn, als wir ihn haben einschläfern lassen, und so blind wie eine Fledermaus.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    »Oh, mir auch. Ich habe mir die Augen aus dem Kopf geheult. Wir haben immer noch den alten Chuck. Das ist unser Kater, aber das ist nicht dasselbe. Aber wir werden uns keinen anderen Hund anschaffen, ich bin einfach noch nicht bereit, ein Tier noch einmal so zu lieben. Es tut so weh, wenn man sich dann verabschieden muss.«
    Hilflos umklammerte Abigail die Kuchenform. » Ami «, sagte sie zu dem Hund. » Ami , Bert. Sie können ihn jetzt streicheln.«
    Bert ließ sich streicheln, brummte sogar ein bisschen. » Ami ? Das ist doch Französisch. Sind Sie Französin?«
    »Nein. Ich spreche nur Französisch.«
    »Und wie ist es mit dir, Bert? Sprichst du auch Französisch? Du bist so ein schöner Hund. Er hat braune Augen, ein bisschen wie die von Brooks. Was bist du doch für ein guter Hund.«
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie schniefte, als sie sich aufrichtete. »Entschuldigung. Ich bin einfach noch nicht über den Verlust hinweg.«
    »Der Tod ist immer schwierig.«
    »Ja, das ist wohl wahr.« Sunny warf ihren Zopf zurück und stieß die Luft aus. Sie blickte sich um. »Sie sind sehr ordentlich, nicht wahr?«
    »Ich … ja, vermutlich. Ich habe es gerne, wenn die Dinge ihre Ordnung haben.«
    »Ich mag es wohl eher ein wenig chaotisch. Auf jeden Fall kann ich nie lange Ordnung halten. Ich habe ein Bild, das gut in Ihren Wohnraum passen würde. Das ist mein Beruf. Ich bin Künstlerin.«
    »Ach so.«
    »Ich male hauptsächlich mythische und mythologische Motive. Feen, Meerjungfrauen, Götter und Göttinnen, Drachen, Zentauren – so etwas.«
    »Die Mythologie ist ein fruchtbarer Boden für Künstler und Schriftsteller. Ah … haben Sie das Wandgemälde an dem Haus hinter der Shop Street gemacht?«
    »Ja. Das ist unser Haus.«
    »Es ist sehr interessant. Eine schöne Arbeit.«
    »Danke. Mir macht es Freude. Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee zu dem Kuchen?«
    Abigail starrte auf den Kuchen. »Ms O’Hara.«
    »Sunny.«
    »Sunny. Ich bin keine gute Gesellschaft.«
    »Oh, Liebes, das ist okay. Dafür bin ich ja da.«
    So unangenehm die Situation auch sein mochte, es war sicher leichter – und effizienter –, die Frau ein paar Minuten zu erdulden. Und danach würde sie dann gehen.
    »Ich mache Kaffee.«
    Sie ging zur Küche, wobei sie zum zweiten Mal in zwei Tagen darüber nachdachte, dass sie jemanden im Haus hatte. Aber die Frau wollte ihr ja nichts tun. Es sei denn …
    »Hat Ihr Sohn Sie gebeten hierherzukommen?«
    »Nein. Und er wird auch nicht besonders erfreut sein, wenn er herausfindet, dass ich hier einfach so eingedrungen bin. Aber ich … oh! Oh! Ich liebe Ihre Küche. Sie haben so viel Arbeitsfläche. Ich habe die gleiche Kochinsel – nur ein älteres Modell. Und Sie ziehen Ihre eigenen Kräuter. Ich auch. Sehen Sie, da haben wir schon eine Gemeinsamkeit entdeckt. Ich liebe es zu kochen. Es ist wie Malen, nur dass man Kräuter und Gewürze mischt und Saucen anrührt statt Farbe.«
    »Ich sehe es eher als Wissenschaft. Es gibt eine Formel, und wenn Sie nur leicht davon abweichen, dann kreieren Sie unter Umständen etwas ganz Neues oder Anderes.«
    Sunny lächelte nur. »Wie auch immer Sie es sehen – Sie hätten nicht so eine Küche, wenn Sie nicht gerne und gut kochen würden.«
    Sie trat ans Fenster und blickte hinaus. »Ich beneide Sie um Ihr Gewächshaus. Ich habe nur ein winzig kleines, das Loren und ich gebaut haben. Für ein größeres haben wir keinen Platz. Wie ich sehe, haben Sie schon Salat gepflanzt. Ihr Gemüsegarten hat auch eine schöne Größe.«
    »Ich baue das meiste Gemüse und die Kräuter selbst an.«
    »Ja, wir auch. Ich bin in den Siebzigerjahren mit einer Gruppe anderer Freigeister hierhergekommen. Wir haben so eine Art Kommune gebildet, könnte man sagen – wir haben unsere Nahrungsmittel selber angebaut, unsere Kleidung selber gewebt und unsere Töpferwaren verkauft. Ein paar von uns sind immer noch hier. Alt-Hippies.«
    »Sie haben zur Gegenkultur gehört.«
    »So sehe ich mich immer noch.«
    Sunny blickte zum Bürobereich, während Abigail den Kaffee

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