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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einfach häufig so ist. Sie könnte ja ein Cyber-Spion sein oder so.«
    »Ich liebe dich.«
    Sie kniff die Augen zusammen und trat ihn leicht vors Schienbein. »Das sagst du jetzt nur, um dich über mich lustig zu machen.«
    Er konnte sein Grinsen nicht unterdrücken. »Ich kann nur sagen, wie eine Spionin kam sie mir eigentlich nicht vor.«
    »Nun, man darf es ihnen ja auch nicht ansehen, oder? Sie müssen doch besonders unauffällig sein.«
    »In diesem Fall wäre sie eine schlechte Spionin, denn unauffällig ist sie gar nicht.«
    »Okay. Vielleicht ist sie vor einem gewalttätigen Freund weggelaufen.«
    »Auf eine Anzeige bin ich bei meiner Recherche nicht gestoßen.«
    »Manche Frauen gehen nicht zur Polizei, sondern laufen einfach nur weg.«
    Er dachte an Missy und ihr aktuelles blaues Auge. »Und manche bleiben. Auf jeden Fall muss das, wovor sie sich versteckt – wenn sie sich versteckt –, ganz schön schlimm sein, so wie sie sich verbarrikadiert und eingräbt. Und wenn das Böse sie findet, findet es sie hier. Ich bin für hier verantwortlich und damit auch für sie, ob es ihr nun passt oder nicht.«
    »Ich liebe dich.«
    »Machst du dich jetzt über mich lustig?«
    »Nein.« Sie nahm seinen Kopf in beide Hände. »Das ist eine Tatsache.«

9
    Ihr Sohn würde ihr Vorhaben wahrscheinlich nicht gutheißen, dachte Sunny, als sie die Straße zu Abigail Lowerys Haus im Wald entlangfuhr. Aber solange es niemandem schadete – es sei denn, er hatte es verdient –, tat sie immer nur das, was ihr gefiel. Und sie fand, der Besuch ihres Sohnes am Tag zuvor lieferte ihr einen perfekten Vorwand, um mal vorbeizuschauen.
    Sie parkte und schnalzte im Geiste mit der Zunge, als sie den mächtigen Benzin schluckenden SUV sah.
    Aber das Haus gefiel ihr. Es schmiegte sich förmlich in die Landschaft. Die Beete waren schon für die Frühjahrspflanzungen vorbereitet, und als sie aus den Augenwinkeln das Treibhaus erblickte, stieg Neid in ihr auf.
    Es war ein schöner Morgen für einen Besuch, dachte sie. Es roch nach Frühling, die Bäume wurden schon langsam grün, und die wilden Hartriegel schlugen aus.
    Zur Sicherheit hatte sie heute früh einen Blaubeerkuchen gebacken. Ihrem Blaubeerkuchen konnte niemand widerstehen.
    Sie stieg aus, ging zur Haustür und klopfte. Als sie vorsichtig einen Spalt breit geöffnet wurde, lächelte sie strahlend.
    »Hallo. Ich bin Sunny O’Hara, Brooks’ Mama.«
    »Ja.«
    »Ich weiß, dass Brooks gestern bei Ihnen gewesen ist, und ich fand, ich sollte Sie auch einmal besuchen. Ich dachte mir, das Mädchen ist jetzt seit fast einem Jahr hier, und ich habe sie noch nicht ein einziges Mal besucht.«
    »Danke, Mrs O’Hara, aber …«
    »Sunny. Ich habe Ihnen einen Blaubeerkuchen gebacken.«
    »Oh.«
    In ihrem ganzen Leben hatte Sunny noch nie jemanden gesehen, der von einem Kuchen so aus der Fassung gebracht wurde.
    »Danke, das ist sehr nett von Ihnen. Ich muss leider arbeiten, deshalb …«
    »Ein paar Minuten für ein Stück Kuchen kann doch jeder erübrigen. Werden Sie Abby genannt?«
    »Nein, nein.«
    »Ich finde ja auch, Abigail ist ein süßer altmodischer Name. Abigail, ich sollte Ihnen wahrscheinlich gleich sagen, dass ich es gewöhnt bin, meinen Willen zu kriegen. Es ist bestimmt einfacher für Sie, mich für ein paar Minuten hineinzubitten, als mich so oft hierherkommen zu lassen, bis Sie es schließlich tun. Nun, ich denke, Sie haben eine Pistole bei sich oder jedenfalls in der Nähe. Ich halte nichts von Waffen, aber ich werde Ihnen heute keinen Vortrag darüber halten. Noch nicht.«
    Sie strahlte sie an. »Ich habe nichts Gefährliches bei mir. Außer dem Kuchen. Er hat ziemlich viele Kalorien, aber da Sie so schlank wie eine Weidenrute sind, können Sie sicher ein paar Kalorien vertragen.«
    »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber …«
    »Doch, ich bin sicher, dass Sie das gerne möchten«, unterbrach Sunny sie fröhlich. »Wer könnte Ihnen das verübeln? Aber ich biete Ihnen einen Handel an. Sie lassen mich hinein und essen ein Stück Kuchen. Dann können Sie so unhöflich sein, wie Sie wollen.«
    In die Ecke gedrängt und verärgert nahm Abigail die Hand von der Pistole, die an der Unterseite des Tischs neben der Haustür hing.
    Sie hatte keinen Zweifel, dass diese Frau Brooks’ Mutter war. Sie hatte das gleiche autoritäre, als Freundlichkeit getarnte Auftreten, die gleiche Knochenstruktur.
    Wortlos öffnete sie die Tür weiter und trat einen Schritt zurück.
    »Sehen Sie,

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