Die letzte Zeugin
von ihrer Wange und gab ihr einen leichten Kuss. »Hast du schon einmal Pfannkuchen gemacht?«
»Ja.«
»Gut. Dann weißt du ja, wie es geht.«
»Hast du Hunger? Willst du Pfannkuchen?«
»Morgen früh.« Er ließ seine Hände über ihren Körper gleiten und fuhr mit den Daumen über ihre aufgerichteten Nippel.
»Du willst hier schlafen? Hier? Heute Nacht?«
»Wie soll ich denn sonst an die Pfannkuchen kommen, die du mir morgen früh machst?«
»Ich schlafe nicht mit Leuten in einem Bett. Bei mir ist noch nie ein Mann über Nacht geblieben.«
Einen winzigen Augenblick lang hielten seine Hände inne, dann streichelte er sie weiter. »Dann weißt du ja gar nicht, ob du schnarchst.«
»Ich schnarche nicht.«
»Ich sage es dir dann morgen früh.«
Es gab so viele Gründe, es ihm nicht zu erlauben. Aber er küsste sie wieder, berührte sie, und schon regte sich ihre Lust.
Sie würde ihm sagen, dass er nicht hier schlafen konnte. Danach.
Kurz vor Tagesanbruch wachte sie auf. Sie blieb ganz still liegen. Sie hörte seine leisen, stetigen Atemzüge. Ein anderes, leiseres Geräusch als bei Bert. Bert schnarchte ein bisschen.
Sie war eingeschlafen, fest eingeschlafen, nachdem sie ein zweites Mal miteinander geschlafen hatten. Sie hatte ihm nicht gesagt, er müsse gehen, und dabei hatte sie das doch vorgehabt. Sie hatte auch keinen abschließenden Rundgang durchs Haus gemacht und die Monitore gecheckt. Sie hatte ihre Waffe nicht auf den Nachttisch neben sich gelegt.
Sie hatte einfach normal und bequem neben ihm gelegen und war eingeschlafen, während er mit ihr redete.
Das war nicht nur unhöflich, dachte sie, sondern beängstigend. Wie konnte sie in seiner Gegenwart nur so sorglos werden?
Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte eine bestimmte Routine, und ein Übernachtungsgast war darin nicht vorgesehen. Sie musste Bert hinauslassen, ihm zu fressen geben, die Monitore überprüfen, sich die Geschäfts-Mails anschauen und die SMS .
Was sollte sie jetzt tun?
Am besten machte sie Pfannkuchen.
Als sie vorsichtig aus dem Bett schlüpfte, veränderte sich die Atmung des Hundes. Im Dämmerlicht sah sie, wie er die Augen öffnete und zur morgendlichen Begrüßung mit dem Schwanz wedelte.
Sie flüsterte das Kommando für Hinausgehen auf Deutsch. Bert streckte sich, als sie in ihren Morgenmantel schlüpfte. Leise huschten sie aus dem Zimmer.
Als sich die Tür hinter ihr schloss, öffnete Brooks die Augen und lächelte. Er hätte sich ja denken können, dass sie eine Frühaufsteherin war. Er hätte zwar gut noch eine Stunde schlafen können, aber eigentlich konnte er jetzt auch aufstehen.
Und vielleicht konnte er sie ja überreden, noch einmal ins Bett zu kommen, wenn sie den Hund hinausgelassen hatte, damit er sein Geschäft machte. Er erhob sich und lief ins Bad. Beim Gedanken an Kaffee entleerte sich seine Blase wie auf ein Stichwort. Mit der Zunge rieb er sich über die Zähne.
Es kam ihm nicht richtig vor, sich umzusehen, ob sie irgendwo eine zweite Zahnbürste herumliegen hatte, aber es war ja sicher nichts Schlimmes dabei, wenn er sich ein wenig Zahnpasta auf den Finger drückte.
Als er eine Schublade an dem kleinen Badezimmerschränkchen öffnete, stieß er auf eine säuberlich ausgedrückte Tube Zahnpasta und ihre Sig.
Wer zum Teufel bewahrte seine halbautomatische Pistole mit der Zahnseide und der Zahnpasta zusammen auf? Und zudem war sie noch geladen, stellte er fest, als er sie untersuchte.
Eine Sache hatte sie ihm ja letzte Nacht erzählt, dachte er. Er würde sie einfach überreden müssen, ihm mehr über sich zu verraten.
Er verrieb die Zahnpasta mit dem Finger auf seinen Zähnen, dann ging er wieder ins Schlafzimmer, um sich die Hose anzuziehen. Als er nach unten kam, roch es nach frischem Kaffee, und aus dem Radio drangen die Morgennachrichten.
Sie stand an der Küchentheke und rührte in einer dunkelblauen Schüssel Pfannkuchenteig, wie er hoffte.
»Morgen.«
»Guten Morgen. Ich habe Kaffee gemacht.«
»Ich habe ihn im Schlaf gerochen. Du schnarchst nicht.«
»Ich habe dir doch gesagt, ich …« Er verschloss ihr die Lippen mit einem Kuss.
»Ich wollte es nur bestätigen«, sagte er und ergriff eine der Tassen, die sie hingestellt hatte. »Ich habe mir ein bisschen Zahnpasta geborgt.« Er schenkte sich Kaffee ein. Als sie ihn nur stumm anblickte, fuhr er fort: »Willst du mir erzählen, warum du eine Sig im Badezimmerschrank hast?«
»Nein. Ich habe einen Waffenschein.«
»Das weiß ich,
Weitere Kostenlose Bücher