Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts

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ich habe ihn ja überprüft. Du hast mehrere Waffenscheine. Hast du auch Zucker? Ah ja, hier.« Er fuhr mit dem Löffel, den sie auf die Untertasse gelegt hatte, in die Zuckerschale und gab zwei gehäufte Teelöffel Zucker in seinen Kaffee. »Ich könnte immer weiter überprüfen, dies und das und jenes. Ich kann gut graben. Aber ich will nicht. Ich will es dir sagen, bevor ich wieder etwas überprüfe.«
    »Du wirst nichts überprüfen, solange ich mit dir schlafe.«
    Seine Augen wurden noch ein bisschen grüner vor Zorn. Er senkte die Tasse. »Du solltest uns beide nicht beleidigen. Ich werde nichts mehr überprüfen, weil ich nichts hinter deinem Rücken tun will, weil wir … was auch immer wir jetzt sind. Ich möchte gerne noch einmal mit dir schlafen, aber das ist keine Bedingung. Ich möchte dich weiterhin sehen, weil wir im und außerhalb des Bettes Freude aneinander haben. Ist das korrekt?«
    »Ja.«
    »Ich lüge nicht gerne. Nicht, dass ich im Dienst noch nie gelogen hätte oder es nie tun werde. Aber außerhalb meines Jobs lüge ich nicht. Ich werde dich nicht anlügen, Abigail. Und dich zu überprüfen, ohne es dir zu sagen, käme mir vor wie eine Lüge.«
    »Warum sollte ich dir glauben?«
    »Das liegt an dir. Ich kann es dir nur sagen. Das ist ein verdammt guter Kaffee und nicht nur, weil ich ihn mir nicht selber kochen musste. Gibt es auch Pfannkuchen?«
    »Ja.«
    »Jetzt siehst du sogar noch hübscher aus als vor zehn Sekunden. Werde ich noch eine Waffe finden, wenn ich Geschirr und so aus dem Schrank hole?«
    »Ja.«
    »Du bist die interessanteste Frau, die ich kenne.« Er öffnete den Schrank, aus dem sie die Pizzateller geholt hatte.
    »Ich dachte, du würdest einfach aufhören.«
    »Womit aufhören?«
    »Ich dachte, wenn wir erst einmal miteinander geschlafen hätten, dann würdest du nicht mehr hierherkommen wollen und aufhören, Fragen zu stellen.«
    Er öffnete den Schrank mit dem Geschirr und sah die Glock. »Du hast es ja vielleicht schon wieder vergessen, aber die Erde hat aufgehört, sich zu drehen.« Er deckte den Tisch, während sie den Teig in die Pfanne gab. »Es ist nicht nur Sex, Abigail. Wenn es das wäre, wäre es einfacher. Aber da ist … etwas. Ich weiß noch nicht, was es ist, aber da ist etwas. Deshalb lassen wir es einfach zu und sehen, was passiert.«
    »Ich weiß nicht, wie man das macht. Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    Er ergriff erneut seine Kaffeetasse und trat zu ihr, um sie auf die Wange zu küssen. »Ich finde, du machst es sehr gut. Wo ist der Sirup?«

Abigail
    Was ist Charakter anderes als Bestimmung eines Vorfalls?
    Und was ist ein Vorfall anderes als Illustration des Charakters?
    Henry James

14
    Mit Brooks aufzuwachen, Frühstück zu machen, mit der Veränderung ihrer Routine umzugehen, all das brachte Abigails Terminkalender völlig durcheinander. Brooks hatte sich Zeit gelassen beim Frühstücken. Er schien immer ein Thema für Gespräche zu finden, und Abigail, die daran nicht gewöhnt war, musste sich anstrengen, um mit ihm Schritt zu halten. Als er schließlich ging, hinkte sie mit ihren Plänen für den Tag über eine Stunde hinterher, ganz zu schweigen von der Zeit, die sie in der vergangenen Nacht verloren hatte.
    Und statt jetzt so früh wie möglich einkaufen zu fahren, musste sie die Recherche und Dokumentation der Geldwäsche-Operation der Volkovs von Chicago nach Atlantic City weiter vervollständigen. Wenn sie die Daten nicht innerhalb der nächsten zwei Tage an ihren FBI -Kontakt weiterleitete, würden sie die Hauptlieferung des Monats verpassen.
    Diese Dinge brauchen Zeit, dachte sie, als sie sich an die Arbeit machte. Zeit zum Sammeln, zum Dechiffrieren, zum Einordnen und zum Senden. Ihre Information musste absolut akkurat sein.
    Und vielleicht würde ja dieses Mal etwas an Ilya hängen bleiben. Vielleicht würde er dieses Mal dafür zahlen. Oder sie würde ihm zumindest Ärger bereiten, ihn Geld und Leute kosten.
    In ihren Fantasien brachte ihre Arbeit die Volkovs an den Rand des Ruins, stellte sie bloß, raubte ihnen die Macht. Korotkii, Ilya – sie alle – würden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen. Keegan und Cosgrove würden auffliegen, unehrenhaft entlassen und verurteilt.
    Und wenn sie ihre Fantasien bis zu Ende ausspann, wussten sie alle irgendwie, dass sie verantwortlich dafür war.
    Und doch war es nicht genug. Julie würde davon nicht wieder lebendig werden. Der Mord an John und Terry, die nur versucht hatten, sie