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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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– und strahlte sie an.
    »Ich gehe in den Lebensmittelladen.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht. Mach zuerst einen kleinen Spaziergang mit mir. Du bist genau das, was ich jetzt brauche.«
    »Wozu?«
    »Sagen wir mal, im Allgemeinen. Es war ein anstrengender Vormittag, und ich habe ihn noch nicht ganz überwunden.«
    »Ich brauche Lebensmittel.«
    »Hast du später noch Termine?«
    »Termine?« Die Leute schauten sie an. Sie spürte die Blicke auf ihrem Nacken. »Nein.«
    »Gut. Dann lass uns zum Park gehen. Ich nehme mir eine halbe Stunde frei. Für gewöhnlich gehst du nicht so spät einkaufen.«
    »Nein, ich mag den Morgen lieber.« Aber ihr wurde klar, dass sie es in Zukunft mehr abwechseln musste. Routine durfte niemals auffallen.
    »Hast du heute früh etwas Interessantes gemacht?«
    Irgendwie waren sie losgegangen, aber er hielt trotzdem noch ihre Hand. Sollte sie etwas dagegen unternehmen? »Entschuldigung, was hast du gesagt?«
    »Ob du heute Morgen etwas Interessantes gemacht hast.«
    Geldwäsche, die russische Mafia und das FBI gingen ihr durch den Kopf. »Nein, nichts Besonderes.«
    »Und jetzt musst du fragen, was ich gemacht habe.«
    »Oh. In Ordnung. Hast du etwas Interessantes gemacht?«
    »Ich bin die meiste Zeit angeschrien oder belehrt worden. Wie erwartet, kam Missy vorbei und erklärte, sie sei gestolpert und ich sollte Ty entlassen. Sie war überhaupt nicht glücklich mit der Anklage gegen ihn und den Konsequenzen. Jetzt, wo er wieder nüchtern ist, nimmt Ty es besser als sie.«
    Als Brooks jemandem auf der anderen Straßenseite zuwinkte, wäre Abigail beinahe zusammengezuckt.
    Das hier hatte nichts mehr mit unsichtbar zu tun.
    »Nachdem sie aufgehört hatte, mich anzuschreien«, fuhr Brooks fort, »begann sie zu weinen. Ich habe ihnen erlaubt, miteinander zu reden, und auch da wurden viele Tränen vergossen. Danach jagte sie los und kam mit einem Anwalt zurück, der sein ganzes Leben lang schon ein Pisser war. Damit begannen die Vorträge. Er scheint das Gefühl zu haben, dass ich meine Kompetenzen überschreite, indem ich Ty statt einem Prozess und einer Gefängnisstrafe Entzug und Beratung anbiete.«
    »Dazu bist du auch nicht befugt.«
    »Ihr habt beide recht, also informierte ich den Pisser, dass das absolut in Ordnung sei. Ty würde in der Zelle bleiben, bis der Richter die Kaution festsetzte und so. Aber dann würde er Gefahr laufen, die nächsten Jahre im Gefängnis zu verbringen.
    Wie geht es Ihnen, Ms Harris?«, rief er einer winzigen Frau zu, die vor der Buchhandlung einen Blumenkübel wässerte.
    »Ich kann nicht klagen, Brooks. Wie geht es dir?«
    »Ebenso. Wo war ich stehen geblieben?«, fragte er Abigail.
    Sie spürte die Blicke der winzigen Frau in ihrem Nacken, als sie Hand in Hand weiter den Bürgersteig hinuntergingen.
    »Du hast dem Pisser von Anwalt gesagt, Ty würde Gefahr laufen, die nächsten Jahre im Gefängnis zu verbringen. Ich muss jetzt wirklich …«
    »Ja, stimmt. Und genau an diesem Punkt begannen Missy und Ty einander anzuschreien. Ich persönlich kann ja nicht verstehen, warum Leute zusammenbleiben, wenn sie so viel Verachtung und Feindseligkeit füreinander empfinden, dass sie sich gegenseitig mit Schimpfnamen belegen. Aber Ty regte sich so auf, dass er sich schließlich gegen mich wandte und gelobte, mich tüchtig zu vermöbeln, um das zu Ende zu bringen, was er gestern Abend angefangen hatte.«
    »Das klingt alles ziemlich dramatisch und aufregend.«
    »Das war es auch. Tys Versprechen gefiel dem Pisser nicht, da er jetzt nicht mehr auf mangelnde Zurechnungsfähigkeit oder was er sich sonst so ausgedacht hatte, plädieren konnte. Und noch weniger erfreut war er, als Ty den Arm durch die Gitterstäbe zwängte und ihm die Hand um seine Pisser-Kehle legte. – Hey, Caliope. Deine Rosen sehen ja mächtig hübsch aus.«
    Eine Frau in einem langen, bunten Rock, einem riesigen Strohhut und geblümten Gartenhandschuhen winkte ihnen aus ihrem Vorgarten zu. »Ich wusste, dass du das sagen würdest.«
    Er lachte. »Das ist Almas Tochter. Sie ist Wahrsagerin.«
    Abigail wollte ihm gerade erklären, dass die Dame mit den wundervollen Rosen wohl kaum hellseherische Fähigkeiten hatte, aber Brooks erzählte schon weiter.
    »Ich gebe gerne zu, dass meine Reflexe ein bisschen langsam waren, als ich den Pisser von Tys Hand befreit habe, aber das lag an dem ganzen Geschrei und den Vorträgen.«
    Langsam drehte sich ihr der Kopf, aber sie konnte ihm noch ganz gut folgen. »Du

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