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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zu beschützen, war nicht rückgängig zu machen. Es war besser, realistisch zu sein und bei jeder Gelegenheit zu versuchen, den Profit der Volkovs zu verringern und ihre Routine zu durchbrechen.
    Erst am Nachmittag war sie mit ihrer Arbeit zufrieden. Jetzt machte sie besser ein oder zwei Stunden Pause, dachte sie, damit sie anschließend die Daten noch einmal überprüfen konnte, bevor sie sie abschickte.
    Sie würde jetzt einkaufen, auch wenn es die falsche Tageszeit war. Und wenn sie wieder zu Hause war, würde sie ein bisschen mit Bert spazieren gehen und trainieren. Dann würde sie die Daten noch einmal überprüfen und die Sprünge zur E-Mail-Adresse ihres Kontakts programmieren. Anschließend konnte sie selber ein bisschen Krafttraining machen, da sie das Bedürfnis hatte, sich nach Vollendung ihrer Aufgabe ein bisschen auszupowern.
    Sie wechselte die Waffe, schnallte die kompaktere Glock um und versteckte sie unter einem Hoodie. Bald schon würde es zu warm werden für eine Jacke, dann musste sie ihr Knöchelhalfter benutzen.
    Da sie am Abend nichts vorhatte, würde sie ein wenig an dem Virus arbeiten, den sie in den letzten anderthalb Jahren zu entwickeln begonnen hatte.
    Während sie ihre Alarmanlage einstellte und Bert zur Wache hinausließ, überlegte sie, ob sie sich eine neue Pistole kaufen sollte. Sie konnte sich ja heute Abend eine kleine Internet-Recherche zu Waffen gönnen.
    Die Idee entspannte sie, und sie musste zugeben, dass es angenehm war, in der Nachmittagssonne in die Stadt zu fahren. Sanft spielte das Licht auf den zartgrünen Blättern, die sich gerade erst entfalteten. Am Bachufer tanzten die Sonnenstrahlen über die Schuppenwurzen mit ihrem zarten Vorhang aus rosa Glöckchen und über die knallgelben Sumpfschwertlilien. Eine Zeitlang plätscherte der Bach an der Straße entlang, aber dann stürzte er über Felsen in eine kleine Schlucht, und sie sah ihn nicht mehr.
    Alles schien so frisch und neu und hoffnungsvoll. Jedes Jahr begann der Kreislauf aufs Neue mit dem Frühling, dachte sie. Es war ihr erster Frühling hier an diesem neuen Ort, den sie so gerne zu ihrem Zuhause machen wollte.
    Zwölf Jahre. War es jetzt nicht langsam genug? Konnte das nicht der Ort sein, an dem sie bleiben konnte? Wo sie ihren Garten bepflanzen und pflegen und ernten konnte, was sie gesät hatte? Wo sie ihre Arbeit tun, ihre Schuld bezahlen – und einfach nur leben konnte.
    Halte dich bedeckt! Nur solange sie in Sicherheit blieb, konnte sie den Volkovs Schaden zufügen und ihre Schuld bezahlen.
    Sie mochte die Stadt so sehr, dachte sie, als sie auf die Shop Street einbog. Sie mochte die hübschen Straßen und die belebten Cafés, die Farbtupfer von all den Blumen. Die Touristen machten das Straßenbild noch bunter, all die Fremden, die sich im Ort aufhielten. Manche kamen immer wieder, um Urlaub oder auch nur einen Kurzbesuch zu machen. Sie kamen wegen der Stille, der Landschaft, der Wanderungen, wegen des einheimischen Kunsthandwerks. Nicht wegen Nachtklubs oder sonstiger städtischer Vergnügungen, der Art von Unterhaltung, die Männer wie Ilya anzog.
    Sie war sich absolut sicher, dass sie ihn oder jemanden aus seiner Umgebung nie hier sehen würde.
    Und selbst wenn einer der U. S. Marshals, das FBI oder auch die Polizei von Chicago hierherkämen, würde keiner sie erkennen. Hier rechnete niemand mit ihr, und außerdem war sie zwölf Jahre älter und hatte eine andere Haarfarbe und Frisur. Wenn sie hier jedoch gezielt nach ihr suchen würden, würden sie sie möglicherweise entdecken. Aber es gab keinen Grund, in diesem hübschen Touristenstädtchen in den Ozarks nach Elizabeth Fitch zu suchen.
    Sollte der Tag dennoch kommen, dann wusste sie, wie sie verschwinden würde, wie sie ihr Äußeres verändern und an einem anderen Ort wieder auftauchen würde.
    Aber das würde auf keinen Fall heute sein, beruhigte sie sich, als sie nahe am Feinkostladen parkte. Und jeder Tag war ein Geschenk.
    Sie stieg aus dem Auto und schloss ab. Das Schloss war gerade mit einem Klick eingerastet, als sie Brooks über die Straße auf sie zukommen sah.
    Sofort schlug ihr Herz schneller, und im Magen spürte sie ein kleines Flattern. Er ging sogar, als hätte er alle Zeit der Welt, dachte sie, und dabei bewegte er sich doch schnell. Noch bevor sie entscheiden konnte, was sie tun oder sagen sollte, stand er neben ihr.
    »Das ist entweder gutes Timing oder besonders viel Glück.« Er ergriff ihre Hand – immerzu berührte er sie

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