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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hast zugelassen, dass dein Gefangener seinen Anwalt gewürgt hat, und du hast es als befriedigend empfunden, weil du ihn selber gerne gewürgt hättest.«
    Brooks stupste sie grinsend an. »Es wirft zwar kein gutes Licht auf mich, aber es ist leider die Wahrheit. Der Pisser ging sofort danach, und Ty schrie ihm laut wüste Beschimpfungen hinterher. Missy rannte noch hinter dem Typ her, heulend und schluchzend. Und das Ergebnis von diesem dramatischen, anstrengenden Vormittag ist eine halbe Stunde Pause mit einer schönen Frau.«
    »Ich glaube, es gibt immer Leute, die glauben, die Gesetze gelten nicht für sie, weil sie arm sind oder reich, traurig, krank oder bemitleidenswert, je nach Umständen.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen.«
    »Aber die Gerichte unterstützen diese Einstellung auch noch, indem sie denen, die genau aus diesen Gründen das Gesetz gebrochen haben, auch noch Deals anbieten.«
    »Dem kann ich auch nicht widersprechen, aber das Gesetz muss ja auch atmen können.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Rechtsprechung braucht Raum und Flexibilität, um auch den menschlichen Faktor und die Umstände berücksichtigen zu können.« Er blickte zur Straße, als ein Auto hupte, und winkte einem Mann mit einem langen schwarzen Bart zu, der in einem rostigen Pick-up vorüberfuhr. »Der Mann, der einen Laib Brot stiehlt«, fuhr Brooks fort, »weil er hungrig und verzweifelt ist, sollte nicht genauso behandelt werden wie derjenige, der Brot stiehlt, um es mit Gewinn weiterzuverkaufen.«
    »Vielleicht. Aber wenn das Gesetz einheitlicher wäre, hätten diejenigen, die aus Profitgier stehlen, weniger Gelegenheit, ihre Tat zu wiederholen.«
    Er grinste so, dass sie sich unwillkürlich fragte, ob sie wohl etwas Dummes gesagt hatte. »Hast du jemals darüber nachgedacht, zur Polizei zu gehen?«
    »Eigentlich nicht. Ich muss jetzt wirklich zurück und …«
    »Brooks! Bring das Mädchen her!«
    Erschreckt fuhr Abigail herum und starrte auf das Haus mit den Drachen, Meerjungfrauen und Feen. Brooks’ Mutter kam über eine Leiter vom Gerüst heruntergeklettert. Sie trug einen mit Farbe bespritzten Overall und ebenso bespritzte Turnschuhe. Ihre Haare waren mit einem roten Kopftuch geschützt.
    Kaum hatte ihr Fuß den Boden berührt, als der Welpe, der bereits beim Klang ihrer Stimme gejault und gewinselt hatte, so aufgeregt um sie herumzutanzen begann, dass er beinahe einen Salto schlug, als sie ihn von der Leine losmachte. Dabei plumpste er auf den Bauch.
    Die Frau lachte und hob ihn hoch.
    »Komm her!«, rief sie. »Komm her und stell Abigail deinen kleinen Bruder vor!«
    »Im Moment ist er ihr Lieblingssohn«, sagte Brooks zu Abigail. »Komm, wir sagen hallo.«
    »Ich sollte jetzt wirklich langsam einkaufen gehen.«
    »Bin ich heute nicht schon genug angeschrien und gemaßregelt worden?« Er warf Abigail einen kläglichen Blick zu. »Hab doch Mitleid mit mir, bitte!«
    Sie konnte nicht unsichtbar bleiben, wenn die Leute sie bemerkten, dachte sie, und noch schlimmer war es, wenn sie deutlich machte, dass sie gerne unsichtbar bleiben würde. Sie wünschte zwar, Brooks würde ihre Hand loslassen – es kam ihr viel zu intim vor –, aber sie ging doch brav mit ihm zum Haus seiner Eltern, das sie im Stillen immer als magisches Haus bezeichnet hatte.
    »Ich habe gehofft, dass Sie mal vorbeikommen würden«, sagte Sunny zu Abigail.
    »Eigentlich war ich …«
    »Ich habe sie zu einem Spaziergang überredet, bevor sie ihre Einkäufe erledigt.«
    »Einen so schönen Tag sollte man auch nicht drinnen verschwenden. Das ist Plato.«
    »Er ist sehr süß.«
    »Und ein Frechdachs. Aber das liebe ich«, sagte Sunny und drückte den Welpen an sich. Dann gab sie Brooks einen Kuss. »Und klug ist er auch.«
    »Ich oder der Hund?«
    Sunny lachte und tätschelte Brooks die Wange. »Ihr beide. Sitz beherrscht er schon, aber er bleibt nicht sitzen. Passt auf. Plato, sitz!«
    Sunny stellte den Hund auf den Boden und drückte mit einer Hand sein Hinterteil herunter, während sie mit der freien Hand ein kleines Hunde-Leckerchen aus der Tasche kramte. »Sitz! Da seht ihr, ein Genie!« Sie gab dem Hund das Leckerchen, als sein Hinterteil auf den Boden plumpste.
    Zwei Sekunden später war er aber bereits wieder aufgesprungen und sprang an Abigails Schienbeinen hoch.
    »An seinen Manieren arbeiten wir noch.«
    »Er ist ja noch ein Baby.« Abigail konnte nicht widerstehen. Sie hockte sich hin und lächelte, während Plato versuchte, ihr auf die Knie

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