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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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stellte ihm einen Kaffeebecher hin und setzte sich auf zwei leere Wasserkästen und sah ihn lange an.
    Ivy, ich kann so nicht mehr mit dir arbeiten.
    Ivy nickte bedächtig und füllte den Pflegewagen mit neuem Zellstoff, Desinfektionsmittel und Gummihandschuhen.
    Ivy hörst du mir zu?
    Ivy nickte und presste die Zähne aufeinander.
    Ist nicht so schlimm, Rosalinde. Ich bin es gewöhnt, gefeuert zu werden.
    Also … es tut mir natürlich auch weh. Jedesmal.
    Rosalinde stützte die Hände auf.
    Ich hätte dich wirklich gern behalten. Sehr gerne sogar. Du bringst immer so … einen frischen Wind hier rein. Und die Alten habe dich sehr gerne. Und … du hast so viel Kraft. Das brauchen wir. Und es gibt immer was zum Lachen.
    Ivy hatte einen schweren Kloß im Hals und ließ die Schachtel mit Gummihandschuhen sinken.
    Ich weiß auch nicht, warum ich immer so einen Scheiß baue. Ich habe mir schon so oft gesagt: Das machst du NIE wieder. Ivy, das machst du NIE NIE wieder. Aber dann kommt irgendwas und zack – bin ich wieder auf der Rolle und so … das ist alles nur weil … weil, weil mein Körper so schwer zu sich kommt! Morgens, das ist einfach zu heftig. Ich habe keinen Verstand!
    Vielleicht hätte ich dich nie zum Frühdienst einteilen sollen. Vielleicht war das der Fehler. Einfach immer nur Spätdienst.
    Also das wär echt gut! Und wenn ich dann da bin – ey, Rosalinde, dann arbeite ich für zwei! Dann besorge ich Windeln und hebe die Berta und ich … reiße das ganze …
    Gleichmäßig musst du arbeiten, gleichmäßig! Und ich weiß nicht, ob ich diesen Nerv mit dir noch aushalte. Das alles macht mich fertig.
    In übermäßiger Reue beugte Ivy sich über Rosalindes Hände und küsste sie. Solche Gesten brachten Rosalinde zur Verzweiflung. Wer kniete schon vor ihr und küsste ihr die wund gearbeiteten Hände, außer Ivy? Das machte nicht mal Abdul.
    Ach Ivy, mache es mir nicht so schwer. Sieh mal.
    Rosalinde holte aus der Tasche einen zerknitterten Brief hervor.
    Das … das ist … also das wäre … eigentlich die Kündigung gewesen. Ich trage sie andauernd bei mir. Und ich schaffe es nicht, sie dir auszuhändigen. Weißt du, wie lange ich dir schon die Kündigung geschrieben habe? Wie oft ich sie dir geben wollte? Ich kann einfach nicht mehr. Ich kann wirklich nicht mehr. Ihr schafft mich alle ins frühe Grab.
    Ivy schluckte und sah sie an wie ein Dackel. Rosalinde zwang sich, ihn nicht anzusehen. Ein Kniefall vor Rosalinde. Ein verkommener Rosenprinz. Wie sollte nur alles werden?
    Ivy. Rosalinde seufzte tief. Wenn ich mich auf dich verlasse, bin ich verlassen. Und doch, ich gebe dir noch eine einzige Chance. Ich gebe dir achtundvierzig Stunden. Achtundvierzig! Und wenn in dieser Zeit auch nur irgendwas passiert, IRGENDWAS, dann bist du draußen. Verstehst du? Und du findest nicht einfach so im nächsten Heim einen Job. Denn die fahren alle das Personal runter. Alle. Hörst du? Und von dir erwarte ich in den nächsten Stunden nur Bestleistung! Verstehst du. Bestleistung. So und jetzt geht’s weiter. Die Schufterei. Ein Alptraum, ein Alptraum, aus dem ich nie mehr erwache. Herr im Hemd. Wenn das mal gut geht, hier, das walte Gott.
    Ist gut, Rosalinde! Ist gut! Ich … ich will mir Mühe geben, wirklich!
    Bist du überhaupt gewaschen?!
    Ja, ich habe im Bad geduscht, ehrlich! Rosalinde, ich will alles für dich tun, ich schwöre, ich reiß es raus, okay? Ich reiß es raus! Setz dich! Leg die Füße hoch! Denk einfach an was Schönes oder geh Kaffee trinken! Ich werde das schon schaukeln! Und Lotta ist auch noch da! Wir werden, wir machen … Rosalinde, geh, geh, setz dich!!
    Setzen?? Hast du einen Sockenschuss? Ich und setzen -jetzt geh mir aus den Füßen, ich muss hier weitermachen.
    Schließlich war in einer Stunde Ärztevisite und wie sollte sie sich vorkommen, wenn die Ärzte vor besudelten Betten standen mit ungewaschenen Bewohnern darin und durchgeeiterten Verbänden von gestern?
    Ich meine ja nur.
    Ivy!, sagte Rosalinde und sah ihn an und machte mit ihrer alten, mütterlichen Pflegerhand eine Faust:
    Wenn du nicht … wenn du nicht spurst!! Dann gnade dir Gott, das sage ich dir!!!

Ey, sagte Ivy   im Fahrstuhl.
    Ey, sagte Lotta. Sie sah ihm ins Gesicht und wurde weiß.
    Kommst ’n du her?
    Habe die Mädels zur Gymnastik gebracht.
    Lotta hatte Wäsche geholt und drückte sich mit dem stählernden Geländer des Palettenwagens fest an die Wand. Sie konnte ihn nicht ansehen.
    Der unstete Blick, die

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