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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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auch dann nur höchst selten.« Selbst Bosco und Princeps, die beide auf ihre Weise gefährlich eigenständige Denker waren, ließen sich nicht leicht von neuen Ideen überzeugen. Cale, in seiner jugendlich nassforschen Art, hatte für die Vorführung von Hookes umgebauten Mörsern lebende Schweine verwenden wollen. Der etwas empfindsamere Hooke hatte ihn jedoch überzeugt, dass man sich nur Probleme einhandle, wenn man den sicherlich sehr widerspenstigen Schweinen Rüstungsteile umschnallen wolle, die eigentlich für Menschen konstruiert worden seien. Cale hatte zögernd nachgegeben. Aber nicht für die zweite Vorführung. Für diese hatte Cale auf lebenden Tieren bestanden. Hooke hatte sich schließlich damit getröstet, dass die zweite Vorführung zwar entsetzlich, aber jedenfalls sehr schnell vorüber sein würde.
    Cale führte die beiden Erlösermönche zu den beiden Anlagen, die sie verwirrt und misstrauisch zugleich betrachteten. Bei der ersten Anlage handelte es sich um sechzehn tote Schweine, die in zwei Reihen angeordnet waren und denen man Teile der Materazzi-Rüstungen überall dort an den Körper geschnallt hatte, wo es möglich war. Die zweite Anlage lag fünfzig Schritt davon entfernt und war ein Gehege, in dem ein Dutzend lebende Schweine neben drei großen, mit Seilen fest verschnürten Holzkisten glücklich vor sich hin grunzte.
    Nachdem sich die drei Männer ungefähr hundert Schritt von den toten Schweinen entfernt hinter einer fünf Fuß hohen Wand aus dicken Baumstämmen verschanzt hatten, ergriff Hooke eine Fahnenstange, an der eine rote Flagge befestigt war. Cale gab ihm ein Zeichen, und Hooke schwenkte die Flagge aufgeregt hin und her. Etwa dreißig Sekunden lang passierte nichts. Dann sahen die beiden erwartungsvoll über die Palisaden schauenden Erlösermönche, dass zwei dichte Wolken hoch über den Schweinen erschienen. Es knallte rasch hintereinander, erst leiser, dann lauter. Cale führte nun die beiden Mönche zu den toten Schweinen zurück, um ihnen die Wirkung zu zeigen. Auf einer Fläche von der ungefähren Größe einer kleinen Kapelle war der Boden dicht mit den Bolzen bedeckt, die von zwei Dutzend Mörsern abgefeuert worden waren, welche Cale fast achthundert Schritt entfernt an den Hängen des Golan positioniert hatte. Die Bolzen, die die Schweine direkt getroffen hatten, ragten kaum mehr als einen Finger breit aus den Kadavern. Doch selbst die Bolzen, die auf die Rüstung getroffen waren, hatten den Stahl durchschlagen und waren drei bis vier Zoll tief eingedrungen.
    »Wir können fünfzig Mörser auf den Felsvorsprüngen am Golan aufstellen. Von so hoch oben reicht die Schussweite mehr als eine Meile in das Tal hinein. Ich muss nur noch dafür sorgen, dass die Lakonier durch die linke Passage heranrücken, dann können wir ihre rechte Flanke erreichen und vielleicht sogar noch weitere nachrückende Reihen.« Sie stellten ihm ein paar Fragen, aber nicht sehr viele. Es war schwierig, nicht beeindruckt zu sein. Aus fünfzig Schritt Entfernung grunzten ihnen die lebenden Schweine zu, als stimmten sie mit einem absolut überzeugenden Argument überein.
    »Gehen wir wieder zurück«, sagte Cale zu den beiden Mönchen. Hooke, der jetzt recht nervös wirkte, ging nicht mit ihnen, sondern eilte zu dem Schweinepferch hinüber, wo einer der Purgatoren mit einer brennenden Fackel wartete. Cale war ebenfalls sehr nervös, verstand es aber besser als Hooke, es sich nicht anmerken zu lassen. Hinter den Palisaden angekommen, gab Cale Hooke das Zeichen zu beginnen. Hooke und der Purgator entfernten sich vom Schweinepferch. Der Purgator blieb nach ungefähr dreißig Schritten stehen, während Hooke weiterging und plötzlich in einem großen Erdgraben verschwand. Von dort aus brüllte er dem Purgator einen Befehl zu, der daraufhin die Fackel auf die Erde fallen ließ und mit höchster Geschwindigkeit– als bester Läufer war er eigens dazu ausgewählt worden– zu Hookes Graben rannte und ebenfalls darin verschwand. Knapp fünf Sekunden später brach im Schweinepferch die Hölle los. Eine riesige Feuersäule stieg mitten unter den Tieren in die Höhe, und ein Knall erschütterte Luft und Boden, als sei das Ende der Welt gekommen.
    Selbst Cale, der darauf vorbereitet gewesen war, fuhr fast aus der eigenen Haut. Bosco und Princeps waren dermaßen erschüttert, dass sie sich zu Boden fallen ließen, nicht nur aus blanker Furcht, sondern auch aus einem unwiderstehlichen körperlichen Reflex heraus,

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