Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
Vom Netzwerk:
tausende solcher Helme geliefert.«
    »Im selben Zustand?«
    »Wahrscheinlich, aber ich weiß es nicht genau.« Er deutete auf die Helme, durch die das Schwert gedrungen war. »Könnt Ihr diese Helme reparieren– mit einer Eisenplatte auf der Helmdecke?«
    Der Schmied untersuchte die beiden Helme sorgfältig. »Meister, ich denke, ich kann eine Verstärkung einbauen. Wie viel Zeit gebt Ihr mir dafür?«
    »Ein paar Tage, vielleicht auch länger. Arbeitet, so schnell Ihr könnt. Ruft so viele Schmiede zusammen wie möglich. Eine erste Gruppe wird schon heute Nachmittag hier eintreffen. Der Quartiermeister wird Euch alles geben, was Ihr braucht. Kommt direkt zu mir, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Wendet Euch an niemanden sonst, nur an mich. Habt Ihr verstanden?«
    Der Schmied wandte sich mit fragendem Gesichtsausdruck an Bosco. Cale überlegte, ob er ihn dafür tadeln solle, ließ es jedoch bleiben. Bosco nickte nur.
    »Jawohl, Meister.«
    Nachdem er gegangen war, konnte sich Bosco die Frage nicht verkneifen: »Wozu brauchen wir die Hunde?«
    »Auf dem Veldt fiel mir auf, dass die Folks immer einen Tierkadaver in den Wasserbehältern zurückließen, um nachrückenden Truppen das Leben zu erschweren. Wenn es eine Quelle gab, versenkten sie auch dort einen Kadaver.«
    »Ah, ich verstehe.«
    »Nein, Ihr versteht es nicht«, sagte Cale. »Bei stehendem Wasser lässt sich wegen des Gestanks nicht verbergen, dass es vergiftet ist. Die Lakonier nehmen ihr Wasser aus dem Fluss, der an ihrem Lager vorbeifließt. Wir werden die Hunde flussaufwärts ins Wasser legen, sodass die Lakonier nichts riechen.«
    »In einem fließenden Gewässer wird das Gift stark verwässert.«
    »Richtig.«
    »Bei Silbury Hill hatten alle Erlöser Durchfall und siegten trotzdem.«
    »Stimmt.«
    »Du weißt, dass Brunnenvergiftung eine Todsünde ist?«
    »Dann habe ich doch Glück, weil ich keine Seele besitze.«
    Wie sich herausstellte, hatte man zwar nicht zwölf tote Hunde, aber acht tote Schweine und eine Kiste toter Tauben auftreiben können. Alle rochen schon recht verwest und wurden von Henri und einem Trupp von zwanzig Purgatoren so nahe beim Lager der Lakonier platziert, wie sie zu gehen wagten. Mitten in der Nacht in eiskaltem Wasser mit einer solchen Menge verwesender Tierkadaver hantieren zu müssen war begreiflicherweise keine sehr angenehme Aufgabe.
    Inzwischen waren vier Tage vergangen, und die Lakonier hatten sich immer noch nicht aus dem Lager gewagt. Der Zustand der Helme, die Henri vom Rüstungsschrottplatz beschafft hatte, hätte zwar besser sein können, aber auch schlechter; die Schmiede würden wenigstens Cales Mindestziel von zweitausend verstärkten Helmen schaffen können.
    »Wirst du nun endlich deine Taktik mit mir besprechen?« Boscos kühler, aber respektvoller Ton brachte Cale ein wenig aus der Fassung. Er überlegte kurz, ob er ihn noch weiter hinhalten solle, nicht, weil seine Taktik noch nicht feststand, sondern einfach nur, um den Mann noch ein bisschen länger zu ärgern. Andererseits waren er und Henri die einzigen Personen, die Boscos Brillanz angemessen einschätzen konnten– so sehr sie ihn auch hassen mochten. Auch war es keine schlechte Idee, seine taktischen Überlegungen von seinem alten Meister und von Princeps begutachten zu lassen. Schließlich hatte Princeps die große Schlammschlacht bei Silbury Hill gewonnen, auch wenn der Feldzug von Cale geplant worden war. Cale war sich sicher, dass sein Plan zur Vernichtung der Materazzi auch unter jedem anderen Kommandanten funktioniert hätte, aber nachdem die gesamte Schlacht zu einer derart blutigen Abschlachterei geworden war, ließ sich das nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Sicher, auf dem Veldt hatte er Fehler gemacht, aber wer ist schon vollkommen? Er hatte aus seinen Fehlern gelernt, und die Folks hockten nun in ihrer elenden öden Prärie und hatten seit zwei Monaten keinen Mucks mehr von sich gegeben. Doch gegen die Lakonier durfte er sich keine Fehler erlauben. Er musste anderen seine Gedanken offenlegen, aber nur solchen Männern, vor denen er Achtung empfand. Und mit Ausnahme von Vague Henri empfand er nur Achtung vor Männern, die er zugleich hasste.
    Empfindlich für Kritik, aber doch zufrieden mit sich selbst, unterbreitete Cale seinen Plan, das mächtigste Heer zu besiegen, das die Lakonier jemals in eine Schlacht geworfen hatten und für das es keine Berichte über Siege und Niederlagen gab, vermutlich aus dem einfachen Grunde, dass dieses

Weitere Kostenlose Bücher