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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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nicht?«
    »Ich kann die Mädchen nicht im Stich lassen.«
    Cale stöhnte ungläubig auf. »Du kannst nichts für sie tun!«
    »Ich soll also einfach davonspazieren?«
    »Warum nicht, wenn du doch nichts für sie tun kannst?«
    »Was ist, wenn du siegst? Was wirst du dann mit ihnen tun?«
    »Was ich für sie tun kann, und das heißt wahrscheinlich: nicht viel. Oder überhaupt irgendetwas. Ich weiß nicht einmal, was ich für mich selbst tun kann– oder für dich.«
    »Aber du weißt, wie man das größte Heer besiegen kann, das jemals in einen Krieg geschickt wurde.«
    »Möglicherweise.«
    »Wie passt das zusammen?«
    »Weil es möglich ist, die Lakonier zu besiegen, aber unmöglich, auf Engelsflügeln in die Ordensburg oder hinauszufliegen.«
    »Du willst gegen die Lakonier kämpfen, nicht wahr?«
    »Ja, weil ich lieber etwas tue, von dem ich etwas verstehe, als wegzulaufen, wovon ich offensichtlich keine Ahnung habe.«
    »Nein, das ist es nicht. Du willst gegen sie kämpfen. So bist du nun einmal.«
    »Sag mir, welche andere Wahl ich hätte.«
    »Fliehen.«
    »Das habe ich dir doch schon erklärt. Nein. Eine schlechtere Wahl ist keine Wahl.«
    »Aber für mich ist sie in Ordnung?«
    »Das habe ich nicht behauptet. Warum suchst du eigentlich Streit?«
    »Wer von uns beiden sucht hier Streit? Das bist doch du! So bist du eben! Du würdest sogar mit einem einäugigen Faultier einen Streit anfangen.«
    »Das ergibt keinen Sinn. Was ist ein Faultier?«
    »Sie halten sie im Zoo von Memphis.«
    »Liebenswerte Geschöpfe?«
    »Sehr.«
    »Du könntest mit Hooke zu den Golanhöhen gehen. Dort bist du so sicher wie nirgendwo sonst.«
    »Stimmt.«
    »Gut– du willst doch nicht etwa darauf bestehen, dich mit mir mitten ins Schlachtgewirr zu stürzen?«
    »Nein.«
    »Wenigstens wirst du allmählich vernünftig.«
    »Hast du denn vor, dich mitten ins Schlachtgewirr zu stürzen?«
    »Nicht, wenn ich es vermeiden kann.«
    »Das hattest du auch bei den Acht Märtyrern gedacht.«
    »Ich bemühe mich, aus meinen Fehlern zu lernen.«
    »Dieses Mal wäre es besser, du würdest erst gar keine machen.«
    »Stimmt.«
    »Wir können sie nicht im Stich lassen.«
    »Und ob wir können. Bosco wird die Mädchen nicht töten lassen, nur weil ihm danach zu Mute ist.«
    »Früher hattest du keine so gute Meinung von ihm«, sagte Vague Henri kopfschüttelnd.
    »Die habe ich immer noch nicht, aber inzwischen kenne ich ihn ein wenig besser. Was er glaubt, wozu ich fähig bin, bedeutet ihm mehr als sein eigenes Leben. Und es bedeutet ihm viel mehr als die Mädchen in der Ordensburg.«
    »Und was glaubst du selbst, wozu du fähig bist?«
    Cale setzte sich aufrecht. »Was soll denn das nun wieder heißen?«
    »Bin nicht sicher. Vielleicht, dass du allmählich Gefallen an der Vorstellung findest, ein Gott zu sein.«
    »Du warst es doch, der glaubt, ich könne die Mädchen aus der Luft greifen, nicht ich. Ich versuche nur, am Leben zu bleiben– und aus Gründen, die immer rätselhafter werden, auch dich am Leben zu halten.«
    »Dann sag mir, dass du dich nicht auf den morgigen Tag freust.«
    »Ich freue mich nicht auf den morgigen Tag.«
    »Das glaube ich dir nicht«, entgegnete Henri.
    »Ist mir egal, ob du es glaubst oder nicht.« Schweigen trat ein, während beide überlegten, welche Gemeinheiten sie sich noch an den Kopf werfen könnten. Seltsamerweise war es Cale, der schließlich nachgab.
    »Er würde die Mädchen nicht umbringen, selbst wenn wir davonlaufen würden«, sagte er.
    »Warum nicht?«
    »Weil sie ihm vielleicht später noch von Nutzen sein könnten.«
    »Das kannst du nicht sicher wissen.«
    »Nein, aber ich denke es mir.«
    »Nein, du denkst, dass ich das hören möchte, das denkst du.«
    »Das auch. Aber es ist trotzdem richtig. Er hat für alles, was er tut, einen bestimmten Grund. Früher dachte ich immer, er schlägt mich, weil er ein Arschloch ist. Aber es ist sehr viel komplizierter.«
    »Du magst ihn doch nicht etwa?«
    »Ich bewundere ihn.«
    »Also magst du ihn.«
    »Er ist so irre wie ein Sack nasser Katzen, aber er denkt über alles gründlich nach. Das bewundere ich an ihm. Das gefällt mir. Es ist eine Eigenschaft, die mich retten wird– die uns retten wird–, wenn ich es ihm recht machen kann.«
    »Wenn du am Ende Bosco tatsächlich verstehst, solltest du sehr vorsichtig sein.«
    »Papperlapapp! Hast du etwas gesagt, oder war das nur der Wind, der aus deinem Hintern exflatuliert?«
    »Das Wort gibt es nicht.«
    »Das

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