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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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sodass er seine eigene Wichtigkeit im Vergleich zu Bosco klarstellen und deutlich machen konnte, dass er nicht irgendein Gefolgsmann war, den Boscos Neugläubige als gehorsamen Diener ausnutzen konnten. Und was noch schlimmer war: Bosco war darauf aufmerksam gemacht worden, dass Moseby Zweifel an Cales göttlichem Ursprung geäußert habe. Tatsächlich war es eher ein lahmer Scherz gewesen– Moseby hatte erklärt, dass Cale zwar der Fleisch gewordene Zorn Gottes sein mochte, aber doch wohl eher wie ein kleiner Fisch aussehe. Bei Bosco mochte ein beiläufiger Spott, wie auch bei vielen anderen Menschen, die gleiche oder sogar noch schlimmere Wirkung erzeugen wie ein sorgfältig vorgetragenes Argument. Man kann mit einiger Sicherheit sagen, dass Mosebys Schicksal und das seiner Vertrauten von diesem Augenblick an beschlossene Sache war. Aber es war noch keineswegs in trockenen Tüchern. Bosco stand im Begriff, sich mit zwei mächtigen Gruppierungen gleichzeitig anzulegen, und bei keiner konnte er völlig sicher sein, dass es ihm gelingen würde, sie innerhalb weniger Stunden vernichten zu können, von beiden gleichzeitig ganz zu schweigen. Er hatte allerdings einen großen Vorteil: dass die Sache völlig unerwartet kam und dass das, was er tun wollte, auf geradezu schockierende Weise ungewöhnlich war.
    Nur wenige Schlachten sind wirkliche Entscheidungsschlachten. Selbst die Schlacht an den Golanhöhen schien nur auf den ersten Blick entscheidend gewesen zu sein; tatsächlich hing ihre langfristige Bedeutung von den Ereignissen ab, die in Chartres unmittelbar im Anschluss an den Sieg über die Lakonier stattfanden. Bosco hatte zuerst einmal den Kongress der Sodalitäten der Ewigen Anbetung einberufen, der, wie er verkündet hatte, um die Erlösung der Erlösermönche von den Lakoniern beten solle. Würde Cale besiegt, könnten sie so viel und so lange und so intensiv weiterbeten, wie sie wollten, es würde ihnen doch nichts mehr nützen. Und würde er siegen, würde sich etwas ereignen, das ziemlich genau das Gegenteil eines frommen Gebets war.
    Als Bosco dann endlich vom Sieg über die Lakonier erfuhr, musste er deshalb seinen eigenen, ganz privaten Kampf ausfechten. Die Kongressmitglieder, zu denen auch die meisten seiner Gefolgsleute, verlässliche und weniger verlässliche, zählten, wurden von seinem Religionswächter, Bruder Fancis Haldera, im Konventshaus eingeschlossen.
    Haldera war ein führendes Mitglied der Sodalitäten und hatte sich für Bosco früher einmal als sehr nützlich erwiesen, als dieser versuchte, von seiner entfernten Basis in der Ordensburg aus einen gewissen Machteinfluss in Chartres aufzubauen. Haldera war unermüdlich am Werk, wenn es darum ging, Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Er war gegenüber allen, denen geschmeichelt werden musste, aalglatt und absolut skrupellos gegenüber jenen, bei denen sich Erpressung als wirksamste Vorgehensweise erwies. Die Zeit würde kommen, auf welche Weise auch immer, in der Halderas besondere Fähigkeiten nicht mehr gebraucht wurden und sein grundsätzlicher Mangel an Glauben oder Mut zu einem zentralen Bestandteil des höchst delikat ausbalancierten Plans werden würden, den Bosco entworfen hatte. Deshalb hatte er Haldera schon vor Beginn des Gebets beiseitegenommen, in einem Privatzimmer von den anderen getrennt und ihn mit gewissen Lügen beruhigt. Nachdem die Nachricht von Cales Sieg eingetroffen war, hatte man ihn mit Beweisen konfrontiert, dass er vier Akoluthen belästigt und einen weiteren bestohlen hatte, was stimmte, und sich zusammen mit vielen anderen der antagonistischen Ketzerei verschworen habe, was nicht stimmte. Man gab ihm zu verstehen, dass er für die von ihm wirklich begangenen wie auch die ihm fälschlich angedichteten Verbrechen bei lebendigem Leibe langsam geröstet werden würde. Falls er aber gestand und kooperierte, würde er nur ins Exil geschickt. Es überraschte daher niemanden, dass er einwilligte, sich selbst und jeden anderen, den man ihm nannte, zu denunzieren. Man gab ihm ein Dokument und zwanzig Minuten Zeit, es auswendig zu lernen, während die ahnungslosen Sodalitäten um einen Sieg beteten, der längst errungen worden war.
    So begann Bosco, sich an seinen Freunden zu rächen, deren Zahl nicht zu groß war, um sie nicht leicht an einem Ort versammeln zu können. Ferner musste er auch damit beginnen, seine Feinde zu eliminieren, doch diese waren leider über die ganze Stadt verstreut. Beides musste er ungefähr

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