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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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eine Handlung ausplaudern musstest, die ich, wäre sie ungefragt getan worden, im Nachhinein gebilligt hätte. Ich muss jetzt schlafen.«
    Er verließ den Raum und schloss die Tür leise hinter sich. Gil goss sich noch ein Glas süßen Sherry ein.
    »Und fände mich zweifellos mit dem Befehl belohnt«, sagte er zu niemandem im Besonderen, »mich in die vorderste Reihe des Heeres zu stellen, wie Uria der Hethiter.« Er trank einen großen Schluck des grauenhaften Weines und sang leise vor sich hin.
Wie jeder weiß, wird es im Leben,
manche Gelegenheit nur einmal geben.
Doch Verwirrung wird es, wie wir alle wissen,
immer geben.

ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     

    A
uf den Golanhöhen feierten die siegreichen Erlösermönche noch grimmiger, als es ohnehin ihre Art war. Es war harte, brutale, tödlich erschöpfende Arbeit gewesen, und sie waren völlig ausgelaugt. So müde er war, konnte Cale dennoch nicht einschlafen. Er rief nach den Wärtern und befahl ihnen, einen Gefangenen zu ihm zu bringen, der ihm gleich aufgefallen war, als man ihn ins Lager getrieben hatte– der zutrauliche Späher, dem er vor drei Wochen draußen auf der Prärie begegnet war, was ihm aber inzwischen wie tausend Jahre vorkam. Er ließ den Mann auf einen Stuhl setzen, die Hände vor sich gefesselt, die Beine am Stuhl festgebunden. Dann befahl er den Wärtern, ihn mit dem Gefangenen allein zu lassen– bei dem, was er zu sagen hatte, konnte er keine Zuhörer brauchen.
    »Wie wär’s, wenn Ihr meine Hände losbinden würdet?«, fragte Fanshawe. »Es ist nicht sonderlich angenehm, sich mit gefesselten Händen mit jemandem zu unterhalten.«
    »Das ist mir egal, denn zum Reden braucht Ihr die Hände nicht. Ich möchte mit Euch einen Handel schließen.«
    »Einen Handel?«
    »Geschäft. Abmachung.«
    »Worüber?«
    »Wir haben fünfhundert Gefangene. Ihre Aussichten sind trübe. Ich will, dass Ihr versucht, mit zweihundertfünfzig Mann von hier zu fliehen, und nach Hause zurückkehrt.«
    »Klingt wie eine Falle.«
    »Kann sein. Ist es aber nicht.«
    »Warum sollte ich Euch vertrauen?«
    »Vertrauen könnt Ihr, Fanshawe, nur auf eins, nämlich dass es morgen um die Mittagszeit zwei Arten von Gefangenen geben wird: Lakonier, die schon tot sind, und Lakonier, die bald tot sein werden.«
    Er gab Fanshawe ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken.
    »Manche Leute würden sagen, es wäre besser, sich dem Tod zu stellen, als sich für irgendwelche Spielchen missbrauchen zu lassen.«
    »Das ist kein Spielchen.«
    »Und woher soll ich das wissen?«
    »Sehe ich wie ein Spieler aus?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich habe meine Gründe, über die Ihr nicht Bescheid wissen müsst. Wie lange braucht Ihr bis zur Grenze?«
    »Vier Tage, wenn uns niemand aufhält.«
    »Es wird Euch niemand aufhalten, weil ich Euch folgen werde– mit ein paar Meilen Abstand.«
    »Warum?«
    »Jetzt fängt er schon wieder damit an!«
    »Ihr müsst zugeben, dass es ziemlich verdächtig klingt.«
    »Es klingt tatsächlich ziemlich verdächtig.«
    Fanshawe lehnte sich zurück und seufzte.
    »Nein.«
    »Was?« Zum ersten Mal bei diesem Gespräch verlor Cale die Fassung.
    »Sie würden niemals die Hälfte ihrer Kameraden im Stich lassen.«
    »Ich denke, Ihr solltet Euch das wirklich gut überlegen. Morgen werdet Ihr hingerichtet, und ich kann es nicht verhindern. Eigentlich solltet Ihr längst tot sein.«
    »Ich?« Fanshawe lächelte. »Mich braucht Ihr nicht zu überreden– schon mit dem bloßen Wort Hinrichtung habt Ihr mich überzeugt. Aber die anderen Lakonier werden die Sache ganz anders sehen. Das entspricht nicht ihrem Wesen. Wenn ich jetzt versuchen würde, sie zum gegenseitigen Verrat zu überreden, würde ich meine Hinrichtung morgen gar nicht mehr erleben. Ihr habt nicht zufällig was zum Trinken hier, oder?«
    Cale füllte einen Becher mit Wasser und hielt ihn Fanshawe an die Lippen. »Noch ein Becher wäre einfach zu liebenswürdig.« Cale füllte den Becher erneut.
    »Woher weiß ich, dass ich mich darauf verlassen kann, dass Ihr weitermarschiert und Euch nicht zum Kampf stellt, sobald Ihr aus dem Lager heraus seid?«
    »Wir werden nicht dafür bezahlt, einen Guerillakrieg zu führen«, sagte Fanshawe. »Wenn wir ehrenhaft davonziehen dürfen, und das heißt, dass die eine Hälfte die andere nicht im Stich lässt, ist es unsere Pflicht, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren. Wir sind Staatseigentum, und außerdem sehr kostbar.«
    Beide schwiegen eine Zeit

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