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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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gesorgt, dass Henri dem Anführer der Heimkehrer beiläufig und wie aus Versehen die Richtung verraten hatte, in die Cale reiten wollte.
    »Ich bin erstaunt«, sagte Hooke, als er neben Henri und Cale her ritt, »dass sich sogar ein Purgator mit einem derart einfachen Trick hereinlegen lässt.«
    »Haltet die Klappe«, sagte Henri.
    »Und was ist mit mir?«, fragte Hooke.
    »Was soll mit Euch sein?«, fragte Henri zurück.
    »Ihr mögt Eure zehn Dollar behalten, aber ich will einen Freibrief und Pass, genau wie die anderen.«
    »Ihr?«, fragte Cale. »Ihr gehört mir, vom Kopf bis zu den Zehen. Ihr geht nirgendwohin.«
    »Wenn ich so grauenhaft unfähig wäre, wie Ihr glaubt, wäre es doch sicherlich eine Erleichterung, mich von hinten zu sehen?«
    »Ich bin sicher«, entgegnete Cale mit leisem Lächeln, das gerade deshalb noch bedrohlicher wirkte, »dass Ihr noch lernen werdet, die Welt eher so zu sehen wie ich.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Ich meine, dass Ihr, wenn ich Eure Gerätschaften das nächste Mal in einem Kampf einsetze, zwei Schritte vor mir stehen werdet, wenn Euer Zeug explodiert.«
    Nachdem sie zwei weitere Tage lang in der Richtung geritten waren, die er den Rückkehrern durch Henri hatte verraten lassen, wurde Cale klar, dass seine Männer sehr bald misstrauisch werden würden. Schließlich mussten sie sich längst fragen, warum sie weiterhin den Lakoniern folgten, aber keinen Versuch unternahmen, sie anzugreifen.
    »Ich blase die Verfolgung ab«, verkündete er den Purgatoren. »Ein Teil unserer Kameraden hat uns verlassen, und unser Trupp ist dadurch geschwächt worden. Die Lakonier sind uns jetzt zahlenmäßig dreifach überlegen. Die antagonistische Grenze ist nicht weit von hier, deshalb könnten auch jederzeit Verstärkungstrupps der Lakonier zu den Verfolgten stoßen und uns auflauern. Wir werden uns nach Spanish Leeds wenden.«
    »Das sind Verbündete der Antagonisten!«, rief einer der Purgatoren.
    »Nur bei gutem Wetter. Die Schweizer sind von Natur aus neutral– selbst wenn sie Hilfe versprechen, kommt sie nie. Trotzdem müsst ihr eure Kutten ablegen, bevor wir die Grenze überqueren. Es wird ohnehin nicht leicht sein, unbemerkt in das Land einzudringen, aber wenn wir in unseren Kutten weiterreiten, wird es völlig unmöglich sein.«
    »Ihr verlangt eine Menge, Hauptmann. Ihr verlangt, dass wir unseren Glauben leugnen.«
    »Den Mund zu halten ist nicht Leugnen, sondern gesunder Menschenverstand.«
    »Ich dachte, wir seien Brüder, Hauptmann.«
    »Sind wir auch. Nur bin ich der ältere Bruder. Nimm dein Geld und deinen Pass und geh. Mein Versprechen gilt auch jetzt noch.«
    »Ich will aber bleiben, Hauptmann.«
    »Nein.«
    »Ich will bleiben. Ich rede zu viel.«
    »Aber ich nicht. Geh.«
    Cale bemerkte, dass die übrigen Purgatoren über die Unverschämtheit ihres Kameraden gegenüber dem Anführer bestürzt waren. Die geradezu tyrannische Ausübung seiner Macht schienen sie jedoch zu billigen. An Ersteres waren sie nicht gewöhnt; Letzteres jedoch war ihnen vertraut.
    Als dem Mann klar wurde, dass sich die Stimmung seiner Kameraden gegen ihn gewendet hatte, packte er seine Sachen und ging schnell davon.
    »Soll ich ihn verfolgen?«, fragte Henri.
    »Verfolgen?«, antwortete Cale, der so tat, als hätte er nicht verstanden.
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    Cale schüttelte den Kopf. »Im Alter scheinst du richtig blutrünstig zu werden.«
    »Er ist nur ein Erlösermönch– er empfindet nicht mehr Treue als ein Schweinebauer gegenüber seinen Schweinen. Stimmt doch?«
    Cale grinste. »Du unterhältst dich zu oft mit Hooke. Der Mann ist nicht nur völlig nutzlos, sondern übt auf dich auch einen schlechten Einfluss aus. Was den anderen betrifft, lass ihn in Ruhe. Er ist zu weit von Chartres entfernt, um uns dort zu schaden, selbst wenn er sich bis dorthin durchschlagen könnte. Was ich allerdings bezweifle. Ich möchte, dass du mit fünf Männern vorausreitest und dafür sorgst, dass Fanshawe euch gut zu sehen bekommt.« Cale zeichnete eine grobe Landkarte in den Sand. »Und dann kommst du sofort wieder zurück. Hier warten wir auf euch.«

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     

    D
er Teufel wird mitunter auch Old Merk genannt, ein Name, der von Nicholas Merk abgeleitet wird, dem berüchtigsten aller käuflichen Diplomaten, den Talleyrands. Obwohl Merk viele zynische und geradezu schändliche Ratschläge erteilte, muss man ihm doch eins zugestehen: Er sagt uns nicht, wie Menschen sein

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