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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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brüllte Van Owen hinauf.
    »Ich weiß nur, wer Ihr dem Bruder Torwärter gegenüber zu sein vorgegeben habt«, antwortete Bosco. »Wenn Ihr glaubt, dass das ausreicht, um Euch zusammen mit hundert Mann mitten in der Nacht ohne weitere Überprüfung in die Burg einzulassen…« Er beendete den Satz nicht.
    Van Owen fluchte und brüllte seinen Lichtträgern zu, die Laternen hochzuhalten, während er die Kapuze vom Kopf zog und sein Gesicht zeigte.
    »Zufrieden?«
    »Lasst die Laternenträger die Reihen abmarschieren– ich will die Männer sehen, die Ihr bei Euch habt.«
    »Reine Schikane!« Der General wandte sich an die Lichtträger. »Tut, was er sagt.« Es dauerte weitere zehn Minuten, bis Bosco endlich zufrieden war. Natürlich hätte er diese Überprüfung auch verlangt, wenn Van Owen ein Verbündeter gewesen wäre, aber er musste zugeben, dass ihm die Verzögerung eine gewisse Schadenfreude verschaffte.
    Der General musste allerdings noch weitere zwei Minuten warten, während er zunehmend ungeduldig und unsicher wurde, bis die großen Torflügel langsam aufschwangen– aber nur einen Spalt breit, sodass die Männer auf ihren Pferden gezwungen waren, einer nach dem anderen hintereinander durch das Tor zu reiten.
    Van Owen passierte als Erster das Tor und suchte sofort Streit mit Bosco.
    »Wo ist er?«, brüllte er den Bruder Torwärter an.
    »Der Monsignore hat sich für die Nacht zurückgezogen, General. Er wird Euch morgen nach der Frühmesse zu sich rufen. Ich zeige Euch Eure Zelle. Eure Männer werden in der Großen Halle untergebracht, die verschlossen wird.«
    Ein vor Wut schäumender Van Owen wurde durch den unberührten Schnee zu seinem Raum geführt; keiner seiner Männer achtete auf ihn, da sie alle nichts anderes im Sinn hatten, als ihre Pferde in die Stallungen zu bringen und selbst aus der Kälte zu kommen. Nur eine Person beobachtete den General von einem Fenster aus. Cale hatte die Brüllerei am Eingang gehört und eine Bienenwachskerze angezündet. Dann war er in die Bibliothek gegangen, hatte sich mit den von Bosco gestohlenen Schlüsseln Zugang verschafft und sorgfältig die Dokumentenstapel nach einer Akte über Van Owen sowie nach einem sehr viel dünneren Dokument mit dem Titel »Taktiken der lakonischen Söldner« durchsucht. Er setzte sich an Boscos Schreibtisch in Boscos gepolsterten Stuhl und begann zu lesen.
    »Ich muss innerhalb von zwei Tagen wieder am Golan sein.«
    »Warum diese Eile, Bruder?«
    »Befehlt erst einmal Eurem Akoluthen, uns allein zu lassen.«
    »Meinem Akoluthen?« Bosco lächelte mit gut gespielter Verwirrung. »Oh, er ist nicht mein Akoluth. Das ist Thomas Cale.«
    Van Owen wandte den Kopf und betrachtete Cale mit einer Mischung aus widerwilliger Anerkennung und abgrundtiefer Verachtung. Cale starrte vollkommen ausdruckslos zurück.
    »Wenn Ihr wollt, dass er hierbleibt«, sagte Van Owen schließlich, »habe ich nichts dagegen.«
    »Das will ich.«
    »Nun, da ich so wenig Zeit habe…« Van Owen unterbrach sich, aber nur, um seine Neuigkeiten umso besser wirken zu lassen. »Im Moment marschieren achttausend lakonische Söldner, die sich im Sold der Antagonisten befinden, durch den Machair auf die Golanhöhen zu.«
    »Und Ihr sollt die Verteidigung der Golanhöhen befehligen.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Nein«, entgegnete Van Owen, offenbar erfreut darüber, dass er Bosco etwas voraushatte. »Das ist nicht meine Absicht. Der Golan wird die Basis sein, aber die Verteidigung der Höhen wird weiter vorgeschoben. Ich werde diesen Kreaturen nicht erlauben, Furcht und Angst zu verbreiten, wie sie es sonst gewohnt sind. Ein Erlöserheer muss sich vor keinem Feind fürchten, schon gar nicht vor diesen ekelhaften Sodomiten. Auf dem Golan warten achttausend meiner Männer, und morgen rückt eine Verstärkung von zehntausend Mann an.«
    »Wenn Ihr von ihnen nichts zu befürchten habt, Bruder General, warum zieht Ihr dann eine doppelt so große Streitmacht zusammen?«
    Van Owen lächelte, denn er glaubte, Bosco mit seinem Wagemut überrascht zu haben.
    »Ihr seid nicht der Einzige, Bruder Bosco, der an neue Taktiken glaubt. Aber ich beabsichtige, kühn zu sein, ohne unnötige Risiken einzugehen.«
    »In der Tat«, sagte Bosco, als müsse er dem General in diesem Punkt Recht geben, »das ist kühn.«
    Van Owen schwieg, nickte aber selbstzufrieden. Cale mischte sich zum ersten Mal in das Gespräch ein. »Es ist Irrsinn, sie auf dem Machair

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