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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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Fuße des Heiligen Barnabus geschworen, darf ich nicht sagen.«
    Wäre Van Owen daran gewöhnt gewesen, dass sich Akoluthen über ihn lustig machten, hätte er Cales Spott vielleicht leichter bemerkt. Doch Cale war einen Fehltritt zu weit gegangen, und kaum hatte er den Satz ausgesprochen, als er es auch schon bereute und seine eigene Dummheit verfluchte. Der Himmel allein weiß, was noch geschehen wäre, wenn Van Owen tatsächlich mit den Scherzen dreister Jungen vertraut gewesen wäre. Van Owen war nicht sicher, was er von dem unsympathischen Jungen halten sollte, der da vor ihm stand– abgesehen davon, dass er ihn nicht ausstehen konnte. Jugendliche Heilige sollte es zwar geben, aber er selbst war noch keinem begegnet. Gewöhnlich waren sie Heilige geworden, weil sie bei dem Versuch, ihre Heiligkeit zu beweisen, getötet worden und deshalb nicht mehr in der Lage waren, andere Leute zu ärgern. Seit dreihundert Jahren hatte es keinen jugendlichen Krieger mehr gegeben, von dem bekannt geworden war, dass Gott ihn auserwählt hatte; der Letzte war Sankt Johann gewesen, der ein paar Jahre nach seinem Sieg über die Cenci bei St. Albans passenderweise an Windpocken gestorben war. Es war eine Sache, wenn man es mit einem von Gott erwählten Jungen zu tun hatte, dem die Mutter des Erlösers in wunderhübschen Visionen erschienen war und der unverständliche Prophezeiungen von sich gab, die dann von klügeren Köpfen in nützlicher Weise ausgelegt werden konnten; doch das sprichwörtliche Schaf im Wolfsfell war eine ganz andere Sache, vor allem, wenn es sich fest in Boscos Hand befand. Für Van Owen bestand das Problem deshalb darin, dass dieser Cale nicht nur ein eigennütziger, hinterhältiger Ehrgeizling war, denn das war er mit Sicherheit, sondern auch ein überzeugter Glaubensanhänger des Gehenkten Erlösers. Was wäre denn, wenn dieser abscheuliche Einfaltspinsel hier vor ihm nicht einfach nur ein verwegener Totschläger mit einer Begabung für Massenschlächterei war, sondern tatsächlich ein von Gott Gesegneter? Wenn er, Van Owen, in dieser Sache einen Fehler beging, hatte das nicht mehr nur mit Politik zu tun– dann stand das Heil seiner unsterblichen Seele auf dem Spiel.
    Das ungewöhnliche Wetter, das so überraschend den Schnee gebracht hatte, änderte sich genauso schnell wieder. Die messerscharfen Winde aus dem Norden wurden von den gewöhnlichen wärmeren Luftströmungen aus dem Osten verdrängt, die den Schnee innerhalb von drei Tagen vollständig schmelzen ließen. Der Machair bestand aus leichtem und torfigem Boden, und die löchrigen, rissigen Felsen im Untergrund ließen das Schmelzwasser so leicht und schnell abfließen, als hätte jemand in einer der riesigen Badewannen in den Palästen von Memphis den Stöpsel gezogen.
    Van Owen war vollauf mit den Vorbereitungen beschäftigt und fand daher keine Zeit mehr, weiter über Cale nachzudenken. Cale ergriff die Gelegenheit und zerrte Henri mit sich, um mit ihm nach zusätzlichen Nahrungsquellen für die Purgatoren zu suchen.
    »Lass sie doch hungern!«, sagte Henri. »Sollen sie doch erfrieren! Ich hoffe, sie holen sich die Sumpfcholera, bis sich ihr Rückgrat so weit zur Seite verbiegt, dass ihnen das linke Ohr abfault und in ihre rechte Hosentasche fällt!«
    »Reiß dich endlich zusammen, Henri. Früher oder später wird dein Leben, und, was noch wichtiger ist, mein Leben von ihnen abhängen.«
    Doch während sie eine dieser völlig nutzlosen Aufgaben ausführten, nämlich die völlig überflüssige Schutzbegleitung eines Wagens, mit dem Kohlen aus dem Bergwerk etwa zehn Meilen südlich des Golan herbeigeschafft wurden, ereignete sich etwas höchst Ungewöhnliches. Da der Hauptweg wegen einer kleinen Lawine nicht mehr passierbar war, mussten sie auf dem Rückweg zum Golan auf einen Nebenweg ausweichen. Dabei kamen sie an den elenden Schmelzhütten vorbei, die ihre Kohle ebenfalls aus dem Bergwerk bezogen, um Eisen und den viel selteneren Stahl herzustellen. Stahl war so teuer und so schwierig herzustellen, dass es von den Erlösern kaum verwendet wurde. Als sie über eine niedrige Hügelkuppe kamen, sahen sie fast im selben Augenblick einen großen Haufen Metall weiter unten an der Straße liegen. Sie zügelten die Pferde und starrten schweigend und entsetzt den Haufen an. Hier, zu einem gewaltigen Berg aufgehäuft, vom Wind gepeitscht und nur noch teilweise vom Schnee bedeckt, lagen die Rüstungen der Materazzi von der katastrophalen Niederlage bei

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