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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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war.
    »Madame, die Haut der Unsterblichen bleibt sich immer gleich. Wenn sie verdirbt, wird sie dunkel wie Leder, erschlafft und beginnt Falte um Falte ihren Weg hinab in die Verwesung, den Würmern zum Fraß.«
     
    Robi musste sich festhalten, um nicht umzukippen. Einen Moment lang wurde ihr schwarz vor Augen. Alles verschwand, übrig blieb einzig das Bedürfnis, zu weinen und sich zu erbrechen. Als sie wieder sehen konnte, hatte sie ihr knisterndes Feuer aus trockenem Schilfrohr vor Augen, Pinienzapfen und die daraus gewonnenen Pinienkerne, und auf einem flachen Stein ihr Krabbenfleisch, in drei Häufchen aufgeteilt, das kleinste davon Gift für Yorsh.
    Mit einem rauen Schrei sprang sie auf und versetzte dem Stein einen Fußtritt, er kippte um, fiel ins Feuer und dann auf den Sand. Sie stieß sich einen Knöchel daran, und ein Stück Glut versengte ihr die Hand, wo sich sofort eine große rote Brandblase bildete. Robi bedeckte das, was von dem Feuer übrig war, mit Sand, dann endlich fiel sie auf die Knie, erbrach sich und begann zu weinen.
    Sie kauerte sich ganz zusammen, nahm den Kopf in die Hände, von Schluchzen geschüttelt, bis sie Erbrows Ärmchen um sich spürte und ihr Weinen hörte. Erschrocken und verzweifelt war die Kleine herbeigeeilt, um sie zu trösten. Seit Monaten hatte sie nicht mehr geweint. Das letzte Mal war im Winter gewesen, als die Brackwasserteiche am Rand zugefroren waren und sie darauf ausgerutscht war. Das Weinen hatte nicht lang angehalten, denn Yorsh behob in wenigen Augenblicken jeden Schmerz.
    Jetzt war es das verzweifelte Weinen eines Kindes angesichts des verzweifelten Weinens seiner Mutter. Robi versuchte, sich zu beruhigen; sie umarmte ihr Kind, um es zu trösten, und sah nach, was von ihrer Krabbe übrig blieb. Sie hatte soeben das Abendessen ihres Kindes weggeworfen.
    Sie schluckte ihre Tränen hinunter und suchte im Sand und in der Glut das Krabbenfleisch zusammen, ging es im Meerwasser waschen, wobei sie einen großen Umweg machte, um Yorsh, Caren Aschiol, Cail Ara und den anderen auszuweichen, die am Strand lachend auf Fische und sonstiges Getier Jagd machten.
    Auf dem ganzen langen Weg hatte Erbrow sich unentwegt an ihre Beine geklammert und ängstlich gewimmert. Robi zündete ihr Feuer wieder an und briet darauf, was von dem Krabbenfleisch noch übrig war. Diesmal waren es nur zwei Häuflein.

Kapitel 9
    Erbrow hätte groß sein wollen. Groß und stark. So hätte sie ihre Mutter vielleicht trösten und dafür sorgen können, dass sie aufhörte zu weinen.
    Sie wusste nicht, was tun. Sie wusste nur, dass sie unnütz war.
    Diese grässliche Henne aß nichts, weil sie sie auffraß.
    Wie sie, ihre Mama und ihr Papa Goldbrassen und Pinienkerne aßen, so fraß diese Henne Fröhlichkeit und Freude.
    Unfrieden zu stiften, war Honig für sie. Schmerz zu verursachen, war ihr lieber, als Pinienkerne zu haben.
    Und das Schlimmste war, dass ihr Hunger nicht zu stillen war.
    Noch nie hatte sie Mama so verzweifelt gesehen.
    Sie erinnerte sich daran, wie es gewesen war, als sie Fieber gehabt hatte und Mama erschrocken war, aber dann hatte Papa ihr die Hände auf die Stirn gelegt, das Fieber war vergangen und Mama hatte wieder gelächelt.
    Vielleicht würde Papa auch diesmal nach Hause kommen und alles wieder in Ordnung bringen, aber da war sie sich nicht sicher.
    Diesmal, schien ihr, war alles viel dunkler und düsterer, hoffnungsloser. Fieber zu haben, war schrecklich, es war, wie ein Feuer im Kopf zu haben und eins in der Kehle, aber das hier war schlimmer.

Kapitel 10
    Yorsh kam in der Dämmerung heim, fröhlich und gut gelaunt, die Hände voll kleiner Tintenfische. Vom Gebirge her blies ein heftiger Wind, das Meer war aufgewühlt und die Sterne hinter Wolken verborgen.
    Yorsh sah das erloschene Gesicht seiner Frau, hörte den falschen Klang ihrer Stimme bei der Begrüßung und seine Fröhlichkeit schwand.
    »Was ist dir, meine Liebe?«, fragte er besorgt und beugte sich herab, um ihr in die Augen zu schauen; sie hockte an dem Feuer, das sie vor dem Haus gemacht hatte und das jetzt langsam ausging. Erbrow strich darum herum, ungewohnt still und angespannt.
    »Nichts«, antwortete Robi achselzuckend und versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, das Finstere in den Augen blieb jedoch. »Ich mache mir Sorgen, weil jeden Augenblick das Unwetter losbrechen kann«, setzte sie hinzu.
    Sie lächelte noch einmal. Dann brach sie in Tränen aus.
    Es war ein langes und verzweifeltes Weinen, das, jedes

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