Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
den Stein, der als Herdplatte diente und, war das Feuer aus, als Tisch. Auf der einen Seite waren die Pinienkerne für Yorsh, auf der anderen das Krabbenfleisch für sie und ihre Tochter. Sie begann zu essen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie keinen Appetit. Sie musste sich zwingen, etwas hinunterzuschlucken. Alles kam ihr vor wie Sand. Sie kaute und kaute immer auf demselben Bissen herum. Sie bemerkte, dass Yorsh sie verwundert ansah.
»Gibst du mir ein bisschen?«, sagte er freundlich lächelnd.
»Nein«, antwortete Robi hastig. »Ich … ich … hab großen Hunger.«
Yorsh lächelte weiterhin.
»Gibst du mir dann ein bisschen von deinem?«, fragte er Erbrow. »Tauschen wir? Schau mal her, dreizehn Pinienkerne, ein Küsschen und eine Geschichte für einen Bissen von deinem Essen. Ich erzähle dir noch einmal die Geschichte von der Bohnenprinzessin. Ist das ein gutes Geschäft?«
Erbrow nickte glücklich und schob ihm eine Handvoll von ihrem Krabbenfleisch hinüber.
»Nein!«, rief Robi. »Nein, nein, nein. Sie … sie hat auch großen Hunger … sie muss wachsen.«
Fassungslos sah Erbrow sie an. Wieder bildete sich diese senkrechte Falte zwischen ihren Augenbrauen, ihr Kinn bebte, doch diesmal konnte sie das Weinen zurückhalten.
Yorsh nickte still. Er lächelte noch immer.
Seine Blicke wanderten zu der Phönixhenne, deren Umrisse sich im letzten Licht abzeichneten, und er schüttelte den Kopf.
»Du hast völlig recht«, sagt er zu Erbrow, »sie ist wirklich ein Huhn.«
»Tschip tschip ham ham!«, kommentierte Erbrow mit finsterer Miene, aber getröstet.
»Ja, fast würde ich zu behaupten wagen, etwas zwischen einem Huhn und einem Geier. Geier sind unreine und grauenhafte Vögel und sie fressen … nun, sagen wir unreine und grauenhafte Dinge.«
»Tschip tschip pfui?«
»Ja, ich glaube, das gibt einen Begriff davon. Aber auch sie finden sich untereinander schön, und wenn ein kleiner Geier auf die Welt kommt, sind seine Mama und sein Papa stolz und glücklich. Wenn sie also auch nicht gerade die liebenswürdigsten Wesen sind, versuchen wir trotzdem, nicht grausam zu ihnen zu sein.«
»Nein aua.«
»Nein aua. So ist es, mein Schatz.«
Erbrow lächelte selig. Endlich begann der Tag, eine Wendung zum Besseren zu nehmen. Papa war heimgekommen und in gewisser Weise brachte er alles wieder in Ordnung.
»Meine Gebieterin«, sagte Yorsh schließlich, zu Robi gewandt. Sein Lächeln war sehr zärtlich, und beim Sprechen nahm er eine ihrer rauen und schwieligen Hände in seine, die fast vollkommen makellos waren. »Ich bitte Euch, vergebt mir, dass ich Euch Schmerz zufüge. Ich will meine Unsterblichkeit nicht und Ihr könnt sie nicht schützen.«
Robi schüttelte den Kopf. Wieder brach sie in Tränen aus und verabscheute sich dafür, dass sie sich nicht beherrschen konnte.
»Das darfst du mir nicht antun. Das darfst du nicht. Jeder Bissen, den ich für dich zubereitet habe, war Gift für dich, und ich wusste es nicht …«
»Meine Herrin! Robi! Meine einzige Liebe. Wie könnt Ihr nur so bodenlos ungerecht sein Euren Kochkünsten gegenüber! Was meine Unsterblichkeit angegriffen und ein für alle Mal vernichtet hat, das war die halbe Napfschnecke, die ich auf einem Felsen gesammelt und mir ohne Zutun von irgendjemand in den Mund gesteckt habe, womit ich die einzig mögliche Wahl traf, die mein Leben glücklich macht. Meine Liebe, ich würde durchs Feuer gehen für eines Eurer Omeletts mit Pinienkernen und Myrte, die Ihr bratet, ein Schwert als Pfanne benutzend, und ich bin mir sicher, wenn die Elfenkönige wüssten, dass das Schwert, das sie vor Jahrhunderten auf dem Höhepunkt ihrer Macht geschmiedet haben, von Euch gezückt wird, um den Hunger zu bekämpfen und Freude zu verbreiten, wären sie stolz und würden sich geehrt fühlen.
Meine Gebieterin, ich bitte Euch, verwehrt mir nicht die Süße Eures Lächelns und den Honig, den Ihr auf die Brassenfilets träufelt, denn da ich nun einmal davon gekostet habe, würde ich die Pforten der Zeit und des Todes durchschreiten, würde auf die andere Seite der Sterne gehen, wo die Parallelen sich berühren und die Zahlen enden, und würde dort Euren Lobpreis singen und meinem Schicksal danken, denn der Tausch wird zu meinem Vorteil gewesen sein. Meine Herrin, die Unsterblichkeit ist eine verhängnisvolle Gabe, die meinem Geschlecht den Untergang gebracht hat. Die Unverletzlichkeit unserer Körper, so unangreifbar wie Stein, wie Diamant, wie Eis, das in den
Weitere Kostenlose Bücher