Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
beeindruckender Schönheit, aber Euer Gatte ist nicht nur der mächtigste und letzte der Elfen, sondern auch der mit der größten Anmut der Erscheinung ausgezeichnete, sei es in der Form seines Antlitzes, sei es in seinem Körperbau, mehr als alle, denen ich in meinem Leben begegnet bin, und das waren etliche.«
»Ja«, bestätigte Robi.
Andere Elfen hatte sie nie gesehen, aber Yorsh war zweifellos über alle Maßen schön.
Aus der Ferne sah sie ihn an. Die Sonnenstrahlen verfingen sich in seinem Haar.
Die Phönixhenne fuhr fort: »Nach wie vor frage ich mich, wie es geschehen konnte, dass er sich mit Euch vermischt, das heißt, ich wollte sagen, mit Euch ehelich verbunden hat«, und sie seufzte. Robi erstarrte und unterbrach ihre Arbeit. »Offenbar muss die Einsamkeit etwas ziemlich Schreckliches sein, und wenn jede Aussicht verloren ist, etwas Besseres zu finden … Als ich ihn fragte, Euren Gemahl, wie es hatte kommen können, dass er sein Blut mit dem Euren vermischte, antwortete er mir auch tatsächlich, dass nichts Besseres zu finden gewesen war. Und er versicherte mir auch, dass er und Erbrow um vieles besser seien als alle anderen Strandbewohner.«
Mit einem Ruck beugte Robi den Kopf über die Krabbe und machte sich wieder daran, sie zu säubern. Ihr Gesicht war im Schatten, und sie gewann Zeit, sich wieder zu fassen. Sie hatte den Panzer mit einem Stein zertrümmert und war nun dabei, ihn auszunehmen, mit den Fingern fuhr sie in sämtliche Kanäle und Höhlungen, damit nichts verloren ging. Ihre Hände trieften von dem, was vordem der lebendige Köper und das Gehirn der Krabbe gewesen war, weich und rosig lief es ihr an den Händen herab und spritzte ihr bis auf die Arme. Ein stattlicher Wespenschwarm begann, sie zu umschwirren, und reizte sie. Im Blick der Phönixhenne zeichnete sich zunehmend Abscheu ab.
Eine der Wespen stach Robi und mit einem wütenden Schlag tötete sie zwei von ihnen. Die winzigen Eingeweide traten aus und vermischten sich in dem Krabbenfleisch, das ihr Handabdruck auf dem Stein, ihrer Arbeitsfläche, hinterlassen hatte. Die Phönixhenne stieß einen spitzen Schrei des Ekels aus und wandte entsetzt den Blick ab. Wespen und Mücken, Bremsen, Flöhe und Läuse rührten das Fleisch und Blut unsterblicher Wesen nicht an. Yorsh taten sie nichts, folglich hasste er sie nicht. Am Anfang ihrer Ehe hatte Robi ihn dabei überrascht, wie er Mücken wieder zum Leben erweckte, die sie endlich hatte erschlagen können. Nach Erbrows Geburt und nach vielen Nächten, die sie damit zugebracht hatten, das Weinen der Kleinen zu beschwichtigen, hatte Yorsh sämtliche Rettungsaktionen für Wesen, die sein Töchterchen stechen oder beißen konnten, eingestellt. Robi begann, sich wie ein schmutziges, schlampiges und grausames Wesen zu fühlen. Sie war froh, dass Yorsh sie nicht sehen konnte. Zum ersten Mal, seitdem sie sich begegnet waren, war sie froh darüber, dass er nicht da war.
»Wollt Ihr die Hilfe mein, Madame«, fragte unvermutet die Phönixhenne.
»Danke«, antwortete Robi und versuchte, sich mit dem Ellbogen die Haare aus der schweißnassen Stirn zu streichen, um nicht die verschmierten Hände benutzen zu müssen.
Heftig schüttelte sie den Kopf, um weitere Wespen zu verscheuchen.
»Sehr freundlich von Euch«, sagte sie. »Wobei wollt Ihr mir denn helfen, die Krabbe auszunehmen oder die Wespen zu verscheuchen?«
»Madame«, entgegnete die Phönixhenne, während Empörung ihre ungewohnte Sanftmut zurückzudrängen begann. »Ich bin ein Phönix, und niemals könnte ich mich dazu herablassen, gemeine und schmutzige Arbeiten zu verrichten, wie Ihr sie tut, und kaum etwas könnte meiner erlauchten Natur fernerliegen, als die Körper von Wespen auf Steinen zusammenzukratzen. Das sind Dinge, welche, wie soll ich sagen, die existenziellen Voraussetzungen von Würde zunichtemachen, ja sogar den Gedanken daran. Das sind Dinge, welche Menschen tun. Das ist einer der vielen Gründe, weshalb die Elfen das Menschengeschlecht insgesamt verachteten. Wisst Ihr, den Ausdruck ›Halb-Elf‹ haben zur Zeit ihrer Herrschaft die Elfen selbst geprägt, und ich kann mit Gewissheit sagen, dass es keine Schmeichelei war. Es war, wenn ich mich recht entsinne, eine ziemlich grobe Beschimpfung.«
Robi holte tief Luft und schluckte.
»Helfen wobei also?«
»Ich könnte Euch mit Euren Haaren helfen, Madame. Ich könnte es wenigstens versuchen, denn ich habe keinerlei Gewissheit, eine Verbesserung zustande zu
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