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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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bringen, widerspenstig wie sie sind – müsste ich nicht Euren recht zornmütigen und heftigen Charakter fürchten, würde ich zu sagen wagen: krause. Seht Ihr, werte Dame, vielleicht mit etwas … ich meine … mit etwas mehr … nun … alles in allem … könnte man … vielleicht … etwas verbessern. Wenn die Haare etwas mehr in die Stirn fielen, würde man weniger von Eurem Gesicht sehen … auch die Ringe unter Euren Augen würden weniger auffallen … und Eure übertrieben große Nase … Ich habe nicht verstanden, warum Ihr Euch die Gehäuse von Weichtieren und amputierte Pflanzen ins Haar steckt.«
    »Das sind Muscheln. Und Blumen«, brachte Robi mit tonloser Stimme heraus. »Sie sind, das heißt … sie sollen eine Zierde sein.«
    »Stücke von toten Tieren als Zierde? Warum nehmt Ihr dann nicht auch Eidechsenschwänze, Fledermausflügel oder Pferdeknochen, wie die Riesen?«
    Robi war lang still, den Blick auf die Krabbe geheftet.
    »Danke«, antwortete sie dann trocken. »Nicht nötig. Meine Haare sind in Ordnung, so wie sie sind.«
    »Aber Madame«, wandte die Phönixhenne ein.
    »Nicht nötig«, wiederholte Robi, und eine gewisse Härte wurde in ihrer Stimme vernehmbar.
    Cail Ara und die Kinder, die gemeinsam Tellmuscheln sammelten, hatten ein Kinderlied angestimmt.
    Yorsh und Caren Aschiol standen im Wasser und probierten die Reuse aus, sie schien nicht funktioniert zu haben, denn sie hatten nichts gefangen und nun frotzelten sie sich gegenseitig, machten einander fantasievolle und komische Vorwürfe wegen des Misserfolgs.
    Robi hätte nichts in der Welt sehnlicher gewünscht, als bei ihnen zu sein.
    »Ich wusste, dass Eure Zornmütigkeit überhandnehmen würde«, quengelte die Phönixhenne. »Ich hätte Euch nicht vertrauen sollen.«
    »Ich habe nicht im Geringsten die Ruhe verloren«, log Robi, wobei sie versuchte, sie wiederzugewinnen. Sie dachte an Yorsh, der seine Hände auf ihrem Haar faltete, wenn er sie liebkoste, sie dachte an sein Lächeln, wenn er sich über sie beugte. Sie wurde ruhig.
    Als die Krabbe fertig ausgenommen war, schob Robi einen flachen Stein aufs Feuer und schlichtete das Fleisch in drei Häufchen darauf, zwei gleich große für sie und für die immer hungrige Erbrow, das kleinere war für Yorsh. Später würde sie Pinienkerne rösten, die restliche Mahlzeit für den jungen Elfen.
    »Weshalb macht Ihr drei Teile, Madame? Elfen essen doch nichts, was gedacht hat, kein Wesen, das gelaufen oder geschwommen ist oder Eier gelegt hat.«
    »Mein Gemahl tut es aber, Madame«, sagte Robi und fand ihr Lächeln wieder, »er liebt unser Kind und mich so sehr, dass er versucht, uns so ähnlich zu sein wie möglich.« Sie war wieder ganz erfüllt von Stolz, er hatte all ihre Zweifel vertrieben und in die dunklen Winkel gescheucht, wo sie sich verkrochen wie die Fledermäuse, wenn man ein Scheunentor weit aufmacht. Robi sah wieder zu Yorsh hinüber, seine Gestalt im glitzernden Wasser, und der Stolz darauf, seine Liebe zu besitzen, erfüllte sie so sehr, dass sie fast lachen musste. Sie sah die Phönixhenne voller Nachsicht an. Nicht einmal diesem dummen Huhn würde es gelingen, ihr den Tag zu verderben, weder diesen noch irgendeinen anderen, wenn die süße Liebe ihrer Tochter und die kraftvolle Liebe ihres Mannes bei ihr waren.
    »Wisst Ihr, Madame«, fing sie belustigt wieder an, »seitdem er mein Gemahl geworden ist, isst der letzte und mächtigste der Elfen dasselbe wie wir erbärmlichen Menschen. Möweneier haben zwar keine Erfahrung mit Meditation, doch später wird ein Vogel aus ihnen, trotzdem gehören Omeletts zu den Dingen, die Yorsh erst seit unserer Hochzeit isst, und mittlerweile sind sie sein absolutes Lieblingsgericht. Wisst Ihr, die Omeletts brate ich immer auf dem Schwert der alten Könige des Elfengeschlechts, in der Kerbe, weil ich sonst keine Pfanne habe; sie werden ganz lang und dünn und ich rolle sie zu einer Spirale zusammen, genau wie das Innere einer Muschel, diese Form liebt mein Mann ganz besonders, weil sie ein Sinnbild für die Unendlichkeit ist, dann gebe ich Rosmarin dazu und Honig, wenn ich welchen habe …«
    Sie verstummte. Vor Entsetzen hatte die Phönixhenne die Augen aufgerissen und rang nach Luft.
    »Ihr … Ihr habt gewagt … das efeuumrankte Schwert? Dieses Schwert? Auf so schnöde Weise profaniert und entweiht! Ihr … Wie konntet Ihr nur? Die gesamte Geschichte des Elfenvolks liegt in diesem Schwert beschlossen, seine ganze Größe. Mit

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