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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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erledigt betrachten, und er würde wieder dazu übergehen können, die Orks von Kindern und Menschen fernzuhalten.
    Er musste ihn fassen.
    Er würde ihn fassen.
    Sie traten aus dem Hof hinaus und machten sich auf den Weg zu den Stallungen. Dazu mussten sie die Stadt durchqueren, und als sie unter dem Palast des Richters vorüberkamen, schlug Rankstrail die Augen nieder, als dächte er nach, aber er dachte nichts Besonderes, er wollte nur der Gefahr aus dem Wege gehen, die Blicke Auroras zu kreuzen, sollte sie an einem der Fenster oder auf einem der wenigen Balkone stehen.
     
    Ihre Pferde waren gut genährt und gepflegt. Zerbrochene Sättel waren repariert worden, beschädigtes Zaumzeug ersetzt. Die Pferde standen schon gesattelt bereit.
    »Komisch«, sagte einer, »es ist, als hätte man uns eingesperrt, um uns aus dem Weg zu räumen, aber ohne uns Schaden zuzufügen, damit wir gleich wieder zur Verfügung stehen, wenn wir gebraucht werden.«
    »Stimmt, man hat uns nicht Hunger leiden lassen, man hat uns nicht schlecht behandelt … nur aus dem Weg geräumt …«
    »Das war nur ein Vorwand, um uns keinen Sold zahlen zu müssen …«
    Beim Stall festgemacht, fand der Hauptmann auch seinen Wolf wieder, am Hals hatte er üble Würgemale von einem Strick. Er war abgemagert und wütend wegen der langen Gefangenschaft, aber er war am Leben und alles in allem bei guter Gesundheit. Es war ein Augenblick echter Freude, der einzige seit langer Zeit, als er neben dem Tier die kleine, unverwechselbare Gestalt von Morgentau erblickte. Die Herrin des Zwergenvolkes, wie er sie nannte, betreute mittlerweile den Käfig, der die Wölfin von Daligar beherbergte, die in der Stadt von jeher zu Ehren von Sire Arduin gehalten wurde, weil dieser stets eine Wölfin bei sich gehabt hatte. Nicht einmal der Verwaltungsrichter, der von dem Kult um Sire Arduin nie sonderlich begeistert gewesen war, hatte es gewagt, diese alte Tradition anzutasten, er hatte sich darauf beschränkt, den Käfig immer weiter weg zu verlegen, zuerst hinter den Palast, dann direkt hinter die Stallungen, wo niemand die Wölfin sehen konnte und wo sie allmählich in Vergessenheit geraten konnte.
    Rankstrail freute sich, das Gesicht einer Freundin zu sehen. Er verdankte Morgentau viel. Der Grund, weshalb die Zwerge, die niemals von irgendjemandem Befehle angenommen hatten, bereit gewesen wären, sich für ihn vierteilen zu lassen, war nicht nur im gemeinsamen Hass auf die Orks zu suchen. Er lag darin, dass der Hauptmann dem Anblick ihrer zerlumpten Kleidern und ihrer Furcht einflößenden Äxte nie anders begegnet war als mit der Anrede »Ihr Herren des Zwergenvolkes«.
    Im Stall stellte der Hauptmann fest, dass er einen Mann mehr hatte. Nach acht Jahren nicht betrauerter Abwesenheit war Siuil zurückgekehrt und hatte sich wieder unter seine Leute eingereiht. Er hatte auch ein Pferd, und wie er dem Hauptmann sogleich versicherte, sobald er ihn sah, hatte Argniòlo höchstpersönlich es ihm beschafft, damit er sich der Reiterei anschließen konnte.
    »He, Hauptmann«, sagte Lisentrail, sobald er konnte, »jetzt sind wir komplett. Die Pferde hat man uns zurückgegeben, den Wolf haben wir wiedergefunden; den Elfen zum Verfolgen haben wir und auch den Verräter hat man uns mitgegeben. Es fehlt uns also nichts.«
    Als sie endlich alle zu Pferd saßen, öffneten sich die Tore der Stadt, um sie hinauszulassen. Es war früher Nachmittag. Rings um die Stadt lagerten die Flüchtlinge von den Grenzen der Bekannten Welt. Sie hatten sich Hütten gebaut, mit kümmerlichen Gärtlein dazwischen, handtuchgroße Flächen mit Kohl und Auberginen, verwinkelte Hühnerställe und Andeutungen von Obstgärten, das Ganze erinnerte an die Decken, wie arme Frauen sie aus den Resten der unterschiedlichsten Kleider herstellten.
    Es war eine armselige Welt, ihre Bewohner jedoch wild entschlossen, inmitten ihrer Kohlköpfe und Hühner zu überleben. Der Hauptmann überlegte sich, wenn er je für irgendetwas ein Wappen zu entwerfen hätte, für eine Grafschaft oder ein Volk, dann würde es ihm gefallen, dass ein Huhn darin vorkäme, weil es Symbol ist für den Durchhaltewillen, womit die Leute Krieg und allen Unbillen zum Trotz am Leben bleiben.
    Als sie die Gärten und das Schilfrohr hinter sich gelassen hatten, erkannten sie unweit vom Fluss die unverwechselbare Gestalt des Elfen. Er war bekleidet mit einem groben Tuch, das von fern an den Stoff der Mäntel der Ritter erinnerte, und er ritt einen

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