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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Schuld des Elfen wäre. Er sprach auch über Banden von Orks, die von der Ostgrenze her zur Unterstützung des Elfen eingedrungen waren, denn grenzenlos ist die Bösartigkeit dessen, der mit einem Drachen gemeinsame Sache gemacht hatte.
    Endlich sah Argniòlo dem Hauptmann direkt ins Gesicht und bezichtigte ihn. Ein junger Ehrenmann, ein gewisser Moron, war unter Überwindung unsäglicher Gefahren und unvorstellbarer Hindernisse zu ihnen gekommen, um sie zu warnen, dass der Elf, der Verfluchte, erneut die Grafschaft unsicher machte. Moron, der Gerechte, hatte sie auch darauf hingewiesen, dass es am Meer ein Dorf gab, das blühte und gedieh, und dass dort die Feinde der Grafschaft lebten, die vor acht Jahren der Gerechtigkeit entgangen waren, als ein Drache mit seinem Flug einen Erdrutsch verursacht und die Schlucht des Dogon versperrt hatte.
    Argniòlo holte tief Luft. Er sah den Hauptmann voller Verachtung an, dann sprach er weiter und seine Rede wurde düsterer, wie leidend, oft unterbrochen von langen, schmerzlichen Pausen.
    Vor acht Jahren hatten sie ihn entwischen lassen.
    Den Elfen.
    Ihn und seine ganze elende Bande.
    Der Elf war der Feind. Orks sind ein Problem nur für Idioten, nur für sie, Rankstrail und seine Männer, Verrückte, geschlagen mit Grobheit, Schwachsinn und Grausamkeit, die glaubten, sie mit Waffen bekämpfen zu können, und die, um das zu tun, die halbe Grafschaft verheert hatten. Er, Argniòlo und seine Verbündeten, verstanden zu reden. Diplomatie nannte man das, DIPLO-MATIE, ein bisschen schwierig, das Wort, für solche ungehobelten Kerle wie sie. Nicht die Orks waren der angestammte historische Feind, der Elf war es, der sie nun wieder bedrohte.
    »Aber wenn man nicht kämpfen, sondern mit ihnen reden sollte, warum hat man dann uns gegen die Orks geschickt?«, fragte jemand vorsichtig.
    Viele andere fragten, ob sie je einen Bauernhof gesehen hätten, wo die Orks durchgezogen waren, und wie die Diplomatie da ihrer Meinung nach schützen konnte.
    Mit einem bösen Blick zum Hauptmann und verärgert über das Getuschel, schloss Argniòlo, dass nur ein Idiot denken könnte, Banditen und Orks seien die Feinde. Nur ein Idiot konnte nicht einsehen, dass es vergeudete Mühe war, das Unheil zu bekämpfen, ohne denjenigen zu vernichten, der es verursacht und herbeigerufen hatte.
    Kein einziger der Flüchtenden war damals unter dem Erdrutsch ums Leben gekommen. Sie waren bis ans Meer gelangt, wo sie gedeihlich lebten und wo ihre finstere Magie die Wellen gezähmt und die Erinnyen bezwungen hatte, da sie beides überlebt hatten.
    Überlebt hatten sie, waren davongekommen, gerettet. Alle. Am Leben und bei guter Gesundheit, und ihretwegen verkam die Menschenwelt und ging ein.
    Glückwunsch den Söldnern!
    Sie waren so feige wie blöd gewesen.
    Während die Truppe von Hauptmann Rankstrail sich mit Bagatellen und Lappalien wie den ewigen Scharmützeln mit den Orks abgab und sich damit vergnügte, die halbe Grafschaft zu verwüsten, führten die wahren Feinde ein Leben in Saus und Braus.
    Zum Glück waren nicht alle Flüchtlinge Verräter und Feinde der Grafschaft. Einer von ihnen war ein wahrhafter Ehrenmann, ein tüchtiger junger Mann, er hatte sie verfolgt mit seinem Hass, einzig zu dem Zweck, sie auszuspionieren und womöglich zu sabotieren, und jetzt war er gekommen, um auf die Gefahr aufmerksam zu machen, zu warnen und Hinweise zu geben.
    Er, Argniòlo, hätte sie, die Söldner, am liebsten allesamt zum Tode verurteilt, weil sie den Drachen getötet hatten und nicht den Elfen, weil sie das Hexenmädchen und sein Gefolge hatten entkommen lassen, vor allem aber weil sie gelogen hatten. Aber der Verwaltungsrichter, der einst Inquisitor gewesen war, hatte in seiner ganzen Barmherzigkeit erahnt, dass die Handlungsweise der Söldner weder von Feigheit noch von Verlogenheit bestimmt war, sondern bloß von Dummheit. Der Elf hatte sie hereingelegt, hatte sie verhöhnt. Er hatte so getan, als seien er und seine Gefolgsleute unter dem Erdrutsch ums Leben gekommen, und die Söldner in ihrer abgrundtiefen Einfalt, will sagen Idiotie, waren darauf hereingefallen.
    Aller Regel nach konnte man Dummheit aber nicht bestrafen, hatte der Verwaltungsrichter in seiner Großmut, seiner Milde und Barmherzigkeit festgestellt. Die Dummen zum Tode zu verurteilen, hätte ein Massaker bedeutet, daher hatte er beschlossen, ihnen zu verzeihen; freilich sollten die Dummköpfe endlich einsehen, dass sie zum Denken nicht fähig

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