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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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waren, und sich in ihrem Tun besser auf eine blinde Befolgung von Befehlen beschränken.
    Der Befehl, nach dessen Erfüllung der Richter ihnen vergeben und sie wieder in den Schoß der Gemeinschaft aufnehmen wollte, war die Gefangennahme des Verfluchten. Des Elfen.
    Er ritt einen Fuchs und war vor Daligar gesehen worden. Unerschütterlich wie ein Riese stand er da, gerade außerhalb der Reichweite eines Pfeils. Der Verfluchte schien dort auf sie zu warten.
    Der Befehl lautete, ihn zu ergreifen, tot oder lebendig. Falls er nicht tot war, sollte er jedoch ausreichend gefesselt sein, um völlige Bewegungslosigkeit zu garantieren. Es wurde angeordnet, Stricke zu verwenden und keine Ketten, denn der Verfluchte konnte Schlösser auch ohne Schlüssel öffnen, während nicht bewiesen war, dass er Knoten lösen konnte.
    Alles in allem betrachtet, war es ihm lieber, wenn sie ihn schon tot brachten.
    Argniòlo lächelte wohlwollend. Die Versammlung wurde aufgelöst. Der Tag war lau, fast warm, eine Verheißung von Sommer lag darin und die Gewissheit, dass der Winter vorbei war.
     
    »Aber sollten ihn denn nicht längst die Erinnyen bei lebendigem Leib gefressen haben? Hat es nicht geheißen, niemand könnte die aufhalten?«
     
    Lisentrail zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Aber sind Elfen denn nicht unsterblich?«, fragte jemand.
    »Nur wenn man sie leben lässt«, antwortete Lisentrail, der immer über alles Bescheid wusste. »Wenn einer sie tötet, krepieren sie wie wir.«
     
    Der Hauptmann schäumte vor Zorn wie noch nie in seinem ganzen Leben.
    Der Idiot war wiedergekommen.
    Der Idiot hatte es gewagt wiederzukommen.
    Der absolut vollkommen Schwachsinnige hatte sein Knochengestell und alles, was daran war, bis vor die Tore von Daligar geschleppt.
    Rankstrail verfluchte ihn, den Elfen. Er betete darum, es möge die Götter geben und sie möchten den Idioten in die Hölle schleudern: Ein Höllenkreis für Idioten musste ja wohl vorgesehen sein.
    Er, Rankstrail, und seine Männer hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um ihm die Flucht zu ermöglichen, ihm und den anderen. Indem sie erzählten, sie seien alle tot, hatten sie ihnen auch eine Zukunft ermöglicht. Der Drache hatte seinen letzten großartigen Flug angetreten, und Lisentrail hatte alles dafür getan, dass dies auch sein letzter Flug war. Statt nun an seinem Strand zu bleiben, hatte der Verfluchte sein Pferd geschnappt und einen kleinen Ausritt unternommen. Vermutlich wollte er seinen Horizont erweitern und die Welt kennenlernen. Vielleicht wollte er Geograf oder Kartograf werden. Oder einen Handel mit Kürbissen und Mandarinen aufbauen.
    Jetzt wussten Argniòlo und der Richter Bescheid. Jetzt hatten sie verstanden, dass alle am Leben waren. Jetzt würden sie sie holen lassen. Einen nach dem anderen. Rankstrail musste an die kleine Königin denken, die mit der funkelnden Krone, die ihn vol-1er Wut und Verachtung angesehen hatte. Sie musste mittlerweile eine Frau sein. Vielleicht hatte sie schon Kinder. Auch sie würde man holen lassen.
    Rankstrail war weniger großmütig als der Richter. Wenn die Dummheit gewisse Grenzen überschreitet, wird sie zum Verbrechen, und es ist nur gerecht, dass sie bestraft wird.
    Vielleicht hatten ja die anderen recht, Argniòlo, der Richter, alle miteinander.
    Was wusste er denn schon?
    Wer hatte denn gesagt, dass er immer gescheiter war als alle anderen?
    Vielleicht hatten ja der Verrückte Schreiber und der Zauberer unrecht und die Elfen waren tatsächlich die Ursache allen Übels. Vielleicht stimmte es, dass sie die Orks gerufen hatten, vielleicht stimmte es, dass sie die Überschwemmungen verursacht hatten und das ganz Elend auf der Welt. Ein Idiot, der imstande war, aufs Pferd zu steigen und bis nach Daligar zu kommen, war sicher zu allem fähig …
    Durch seine Schuld würde vielleicht jemand die kleine Königin holen gehen und sie töten …
    Vielleicht würden sie sie alle ausrotten …
    Einmal hatte der Hauptmann ihn gerettet. Ein zweites Mal würde er das nicht tun. Er würde ihn an Argniòlo ausliefern, so würde er sich beruhigen und die jetzt groß gewordene kleine Königin und alle anderen Überlebenden in Ruhe lassen. Hatten sie erst einmal den Elfen, würden sie die anderen in Ruhe lassen.
    Nur wenn er ihn nicht auslieferte, würden sie die Bande der Hungerleider und ihre Königin holen gehen. Mittlerweile kannte er Argniòlo und den Richter. Wenn möglich würden sie Ärger lieber vermeiden. Sie würden alles als

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