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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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dachte, dass er anhalten sollte, so würde er seine Männer vielleicht noch retten können. Nicht mehr lang, nicht nur ein paar Wachposten, sondern das ganze Heer der Orks würde sie sehen. Und sie waren nur eine Einheit Reiter, und schlecht bewaffnet obendrein.
    Hauptmann Rankstrail dachte, wenn er nicht im nächsten Augenblick haltmachte, würde er ihre Kriegshörner erschallen hören und wissen, dass die Falle des Elfen zugeschnappt war, dass er hineingetappt war und dass seine Männer deswegen sterben würden.
    Dann dachte er aber auch, dass anzuhalten schrecklich wäre, statt seiner in Flammen stehenden Stadt zu Hilfe zu eilen oder wenigstens mit ihr zugrunde zu gehen.
    Der Elf machte derweil nicht halt und wurde auch nicht langsamer. Er zückte sein Schwert, das in der Dunkelheit Leuchtete wie eine Fackel, er preschte voran und, verfolgt von der Leichten Kavallerie von Daligar, im Licht des Mondes, der sich riesengroß im Wasser der Reisfelder spiegelte, ritt er auf die umzingelte Stadt zu, die in Flammen stand, und auf das Heer der Orks, die entschlossen waren, sie zu vernichten.

Kapitel 21
    Die Idee war ganz einfach: Er musste sich verfolgen lassen, den Pferden der Menschen aber Zeit zum Ausruhen geben, damit sie nicht im Zustand völliger Erschöpfung vor Varil ankamen. Die Stadt zu befreien, war unmöglich. Alles, was er tun konnte, war, Rankstrails Söldner vor Ort zu führen, damit sie, die Befehle des Verwaltungsrichters missachtend, eine Verteidigung aufbauten.
    Es war nicht besonders schwer, zu verschwinden und wieder aufzutauchen, aber auch nicht ganz leicht. Die Sinne der Menschen waren viel weniger fein entwickelt als seine eigenen, vor allem im Sehen und Hören waren sie recht plump. In Acht nehmen musste er sich allerdings vor dem Hauptmann, der besaß ein eigenartiges Gespür, er bemerkte Dinge, bevor sie geschahen, eine Fähigkeit, für die er noch keinen Namen wusste.
    In der Dogonschlucht, als die Männer des Hauptmanns ihre Pferde rasten ließen, nachdem sie ihn zum zweiten Mal »verloren« hatten, stieß Yorsh auf Palladio und Meliloto, die an der vereinbarten Stelle in einem Zedernwäldchen auf ihn warteten. Die beiden waren sehr nervös, und da begannen sie, hauptsächlich, um sich selbst die Tapferkeit des einzigen verbliebenen Verteidigers der Menschenwelt vor Augen zu führen, die Verdienste und Heldentaten des Hauptmanns aufzuzählen:
    »Der die südlichen Gefilde von den Banditen befreit hat.«
    »Der die Kühe wieder dorthin gebracht hat.«
    »Der niemals besiegt worden ist.«
    »Der den Drachen getötet hat.«
    »Der zehn Jahre lang den Orks standgehalten hat.«
    Der den Drachen getötet hat?
    »Der den Drachen getötet hat?«, wiederholte Yorsh.
    Erschrocken sahen die beiden sich an. Sie hatten etwas Falsches gesagt.
    Yorsh fühlte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief.
    Der Hauptmann war Erbrows Mörder, der Mörder seines Drachenbruders, dessen Namen jetzt seine Tochter trug. Er ließ sich mit dem Verbrecher ein, der Erbrow ermordet hatte. War Erbrows Mörder der letzte Retter der Menschheit? Da war es aber schlecht bestellt, um die Menschheit. Wenn ihre Rettung durch den etwaigen Zusammenschluss von Yorsh und dem Mörder Erbrows zustande kommen sollte, war die Hoffnung wirklich verschwindend gering.
    In diesem Augenblick trat Meliloto ungeschickt zur Seite und ein Zweig knackte. Der Hauptmann hörte es. Auch er schien ein überdurchschnittlich feines Gehör zu haben, nicht wie ein Elf, aber besser entwickelt als bei den meisten Menschen.
    Yorsh blieb nichts anderes übrig, als die beiden Idioten im Schatten versteckt zurückzulassen, wieder aufzusitzen und in der einzig möglichen Richtung weiterzureiten, auf die Ebene von Varil zu. Jeden Augenblick würde die Schlucht des Dogon zu Ende sein und die Stadt würde auftauchen.
    Erst in diesem Augenblick wurde Yorsh klar, dass er die Kavallerie des Mörders von Erbrow hinter sich und das Heer der Orks vor sich haben würde. In seiner Begeisterung hatte er ein kleines Detail vergessen, seine eigene Sicherheit. Auch die Geschichte von Nerstrinkail, dem letzten Elfenkrieger, verriet zu diesem Punkt nichts. Wie hatte der Ärmste sich am Schluss selbst gerettet?
    Plötzlich war die Dogon-Schlucht zu Ende. Der Himmel wurde mit einmal weit und war bis zum Horizont übersät mit Sternen.
    Yorsh fühlte den Wind in Haar und Gesicht.
    Varil stand in Flammen, die Feuersbrunst spiegelte sich im Wasser der Reisfelder, wie die Sterne und

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