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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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klang sie wie die eines Führers. »Der Feind steht vor den Toren. Die Orks …«
    »Der Feind bist du, elender Elf«, unterbrach ihn der Richter.
    »Die Feinde sind die Orks, gemeinsam könnten wir sie aufhalten …«
    »Bist du erst einmal tot, kann ich die Orks meiner Loyalität versichern, und wahrscheinlich können wir ihren Angriff so abwenden. Und auch wenn mir das nicht gelingen sollte, so weiß ich doch immerhin, dass ich die Elfen vernichtet habe. Damit werde ich wenigstens eines meiner Lebensziele verwirklicht haben.«
    Sie wurden unterbrochen, das Geräusch war grausam für Yorshs Ohren. Erbrow war endlich in Tränen ausgebrochen. Das seit Tagen unterdrückte Weinen, Angst und Grauen machten sich in krampfhaftem Schluchzen Luft. Der Richter brach in Gelächter aus. Der Kreis der Soldaten öffnete sich und er sah Erbrow und Robi … Sie war auch da! Ein Mann mit nacktem Oberkörper hielt Erbrow auf dem Arm, sein Kopf war ganz von einer schwarzen Lederkappe bedeckt, einer der Henker von Daligar. Die harten Muskeln an den enormen Armen bildeten einen schrecklichen Kontrast zu Erbrows pausbäckigem Gesichtchen und den kleinen Händen. Der Mann hielt die Klinge eines kurzen Schwerts an die Kehle des Mädchens. Robi lag am Boden, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Man hatte ihr die Haare geschoren. Die schwarzen Locken, mit denen Yorshs Finger jahrelang gespielt hatten und die das Erste waren, was er des Morgens beim Aufwachen von ihr sah, sie waren nicht mehr da.
    »Da ist auch die Frau, die mit dir lebt«, sagte die Stimme des Richters. »Wir haben ihr die Frisur in Ordnung gebracht, jetzt passt sie besser für eine Frau, die sich mit einem Elfen eingelassen hat.«
    Robi hob den Kopf zu Yorsh, ihre Blicke trafen sich. Neben Robi war Jastrin, der es Erbrow nachmachte und auch in Schluchzen ausbrach.
    Yorsh wollte etwas sagen, etwas tun. Es kam ihm nichts in den Sinn. Der Himmel war leer. Yorsh versuchte zu beten, aber die Götter, wenn es sie denn gab, hatten an ihm nicht mehr Interesse als an seiner ganzen Sippe.
    »Macht meine Frau los und gebt ihr das Kind«, sagte er.
    »Red keinen Unsinn«, erwiderte der Richter. »Vielleicht hast du es noch nicht bemerkt, Letzter der Elfenprinzen, aber dein Verhandlungsspielraum ist gleich null. Ich will kein Risiko eingehen. Du hast zu viele Kräfte. Oder nicht?«
    Noch einmal begegneten sich die Blicke von Yorsh und Robi. Wenn er vielleicht den Griff des kurzen Schwerts, das der Henker an Erbrows Kehle hielt, glühend heiß machen könnte …
    Und dann … könnte er … vielleicht …
    Und dann nichts.
    Seine Kräfte existierten nicht mehr. Er hatte vergessen, dass die Kräfte der Elfen untergehen, wenn Schmerz und Verachtung sie umgeben. Vor allem Schmerz überstehen sie nicht. Jetzt waren sie zugrunde gegangen, vernichtet, ausgelöscht. Seine Mutter hatte nach dem Tod seines Vaters alle magischen Fähigkeiten verloren. Seine Großmutter war nicht einmal mehr imstande gewesen, ein Feuer anzuzünden, nachdem sie die eigene Tochter hatte begraben müssen.
    Yorsh mochte das vergessen haben, aber der Richter wusste es genau.
    Seine magischen Kräfte waren untergegangen im Schmerz der beiden Menschen, die er am meisten liebte auf der Welt, sie waren verloren gegangen im Entsetzen darüber, dass er nicht imstande gewesen war, sie zu schützen. Die Erkenntnis, ihr Unglück verursacht zu haben, vielleicht ihre lebenslange Gefangenschaft, noch wahrscheinlicher aber ihren Tod, hatte auch den kleinsten Funken Zauberkraft in ihm zunichtegemacht.
    Er würde sterben.
    Yorsh wollte nicht sterben. Er wollte leben. Er wollte neben Robi schlafen, Erbrow im Arm halten, sein Kind auf die Welt kommen sehen. Sein Hexenmädchen brauchte ihn, um groß zu werden und leben zu lernen. Er würde bald sterben, aber vielleicht würde der Richter ja Wort halten. Vielleicht würde auf seinen Tod nicht auch der jener folgen, die er am meisten liebte auf der Welt. Ihm blieb nichts als diese Hoffnung.
    Die Demütigung Robis, ihr kahl geschorener Kopf waren wie eine Wunde.
    Sogar den armen Jastrin hatten sie in die Katastrophe mit hineingezogen!
    Sollte er je einen Grabstein bekommen, würde man daraufschreiben müssen, dass er gestorben war, überwältigt und vernichtet von seiner Unschuld, was poetisch ausgedrückt war, um es nicht Idiotie nennen zu müssen.
    Robi war es gelungen aufzustehen.
    »Erbrow, hör auf zu weinen«, befahl sie ruhig. »Jetzt. Auf der Stelle. Du gehörst dem Geschlecht der

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