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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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die Arme, und ich will sterben, ohne euch zu verfluchen.«
    »Wenn die Verwünschungen eines Elfen mir etwas anhaben könnten«, antwortete der Richter seelenruhig, »müsste ich schon in tausend Stücke zerrissen sein, stimmt’s?«
    Yorsh suchte das Blau von Erbrows verzweifeltem Blick. Er wusste, dass einer, wenn er das Schattenreich des Leids und das Dunkel des Todes durchschreitet, wie eben jetzt sein Kind, das gezwungen war, den Todeskampf seines Vaters mit anzusehen, entweder für immer verdorben ist oder ein großartiges, seelenvolles Wesen wird.
    Yorsh dachte an die Erinnyen. Er hatte ihnen gesagt, endlose Wiesen unter grenzenlosen Himmeln würden sie erwarten; bei ihrer Ankunft würden auf den Wiesen Blumen sprießen und der Glanz der Sterne würde sich erhöhen. Er hatte gesagt, sie würden lernen, zwischen den Sternen zu fliegen. Angesichts seines unmittelbar bevorstehenden Todes wusste er, dass das wahr war.
    Das Bild der unendlichen Wiesen unter grenzenlosen Himmeln entstand in seiner Seele und er fand darin Trost und Frieden. Er sah die Verzweiflung aus dem Blick seiner Tochter weichen. Auch in ihr breitete sich das Grün unendlicher Wiesen unter grenzenlosen Himmeln aus. Für einen kurzen Augenblick lächelte Erbrow.
    Er hatte keine Angst und Erbrow auch nicht.
    Jetzt konnte er gehen.
    Der Schießbefehl wurde gegeben.
    Yorsh fühlte einen reißenden Schmerz in der Schulter. Ihm wurde klar, dass Enstriil erschrecken und davonlaufen konnte, was ihn in Sicherheit bringen und Erbrow in Händen des Henkers lassen würde. Weiterhin ohne den Blick von seiner Tochter zu wenden, stieg er vom Pferd. Er konnte noch stehen. Einen Moment lang verspürte er die Versuchung, sofort zu sterben, sein Herz anzuhalten, um den Schmerz weiterer Pfeile zu vermeiden, als Elf konnte er das. So vermindert, vernichtet, ausgelöscht sie sein mochten, gänzlich verschwunden waren seine Kräfte nie. Etwas blieb immer. Nicht genug zum Kämpfen, nicht genug, um Robi, Erbrow und Jastrin kämpfend zu retten, aber genug, um das eigene Herz anzuhalten oder einen einzelnen Pfeil abzulenken. Er hatte auf die Unsterblichkeit verzichtet. Es blieb ihm die Gabe, den Zeitpunkt seines Todes selbst zu bestimmen. Er verwarf die Versuchung, um Erbrow nicht zu verderben, sie sollte begreifen, dass das Leben, jedes Leben, eine zu kostbare Gelegenheit ist, als dass man auch nur die Dauer eines Lidschlags, auch nur einen Tropfen Schmerz davon verschenken sollte.
    Auf keinen einzigen Augenblick, in dem er sein Kind noch sehen konnte, wollte er verzichten.
    Yorsh fühlte keine Angst mehr, nur noch Traurigkeit. Sein Kind würde ohne ihn aufwachsen, Robi würde ohne ihn leben. Die beiden Kinder würden ohne ihn auf die Welt kommen. Sein Blick begann, sich zu trüben, er sah alles wie durch einen Schleier, und zu seinem Erstaunen bemerkte er, dass sich seine Augen mit Tränen gefüllt hatten. Einen Moment lang war er verblüfft. Doch dann war er froh, dass er am Tag seiner Hochzeit die halbe Napfschnecke gegessen hatte, denn so konnte er weinen, wie die Menschen es tun.

Kapitel 28
    Nicht einen Augenblick lang wandte ihr Papa seinen Blick von ihr. Erbrow sah unendliche Wiesen unter grenzenlosen Himmeln. Ihre Angst schwand. Es blieb eine Traurigkeit in ihr zurück, so groß wie die Wiesen und die Himmel, die sie gesehen hatte.
    Nie mehr würde sie den Kopf an die Schulter ihres Papas lehnen. Nie mehr würde sie seine Stimme hören, wenn er Wiegenlieder sang oder ihr Märchen erzählte, damit sie in die Traumwelt hinübergleiten konnte, ohne die Ungeheuer fürchten zu müssen, die in den Schatten hausen, wenn Nacht und Dunkelheit nahten, und die nur Kinder sehen konnten. Nie mehr würde sie am Morgen seinen Geruch in den Haaren ihrer Mutter erkennen.
    Sie hätte zu gern geweint, aber Mama hatte gesagt, das dürfe man nicht. Der Anführer der bösen Menschen gab erneut einen Schießbefehl, und diesmal zielte der Soldat, der neben ihm stand, der mit dem bunten Federbusch. Ihr Papa wurde ins Herz getroffen und sie spürte den furchtbaren Schmerz. Der Wunsch zu weinen wurde unerträglich. Sogar Jastrin, der doch größer war, schluchzte. Aus ganzer Seele hätte Erbrow auch weinen mögen.
    Ihr Papa fiel zu Boden und blieb reglos dort liegen. Sein Blut breitete sich am Boden aus und wurde zu Schlamm.
    Erbrow wandte sich um zu dem Mann, der sie auf dem Arm hielt, und schaute ihm in die Augen, die durch einen Schlitz in seiner Lederkappe zu sehen waren, dann deutete

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