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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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mich eines Tages dem Richter auszuliefern, dessen Sklave Ihr seid, wenn ich das einmal so unverblümt sagen darf. Außerdem seid Ihr von der Tochter eben jenes Mannes zu Hilfe gerufen worden, der meine Eltern hängen und meinen Gemahl ermorden ließ. Im Übrigen ist das betreffende Fräulein zu Euch nach Varil geritten, ohne dass ihr eines ihrer bezaubernden hellen Haare gekrümmt worden wäre, durch ein Gebiet, wo es von Orks nur so wimmelt, Orks, die sehr genaue Kenntnisse vom Lageplan der Stadt besessen haben müssen, weil sie gezielt drei Vorratslager in Brand setzten. Nennt mir einen Grund, Hauptmann, warum ich Euch trauen sollte, und nennt ihn mir schnell.«
    Die Königin-Hexe verharrte reglos. Der Wolf, den Lisentrail noch immer am Nackenfell hielt, knurrte. Endlich fiel dem Hauptmann etwas ein.
    »Herrin, Ihr habt etwa hundert Mann, ich aber habe rund fünfzig gut bewaffnete Männer zu Pferd. Ich werde nicht gegen Euch kämpfen, aber meine Männer würden meine Hinrichtung nicht dulden. Wenn wir uns hier gegenseitig abschlachten, wird niemand die Orks aufhalten.«
    »Ich würde lieber wissen, auf welcher Seite Ihr steht, solange ich hundert Männer habe und Ihr fünfzig, vor allem angesichts der Orks, die vor der Stadt lagern.«
    »Euer Gemahl vertraute mir. Gemeinsam haben wir Varil befreit!«
    Die Herrscherin dachte lange nach, Schweigen machte sich breit, in dem nur das Knurren des Wolfes zu hören war, dann ließ sie das Schwert langsam sinken.
    »Es ist wahr«, erinnerte sich Robi. »Ich muss anerkennen, dass es wahr ist. Er hat Euren Namen genannt, als er den Richter zu überzeugen suchte, gegen die Orks zu ziehen oder doch wenigstens ihn selbst nicht daran zu hindern, es zu tun … ›Ich und Euer schrecklicher Hauptmann mit seiner Furcht einflößenden Armee‹, das waren seine Worte, bevor er getötet wurde. Es ist wahr. Er vertraute Euch. Er war bereit, Euch als Verbündeten zu betrachten … Abwarten, bis die Belagerung vorbei ist, und danach über Recht und Unrecht verhandeln, sagt Ihr … Das scheint mir vernünftig. Ich habe auf jeden Fall keine große Wahl. Unterdessen gebt allen Angehörigen Eurer Truppe Befehl, mir fernzubleiben und in meiner Gegenwart den Mund nicht aufzumachen. Geduld gehört nämlich nicht zu meinen zahlreichen Tugenden.«
     
    Die Königin wandte sich um und ging. Sie kam zu einem mageren Jungen, der eben befreit worden war, und beugte sich zu ihm hinunter, um zu fragen, wie es ihm ging.
    »Haben sie dir wehgetan, Jastrin?«, fragte sie.
    »Nein, sie haben mir nichts getan, Robi, ich will sagen, meine Herrin«, antwortete der Junge. »Du bist rechtzeitig gekommen. Du warst großartig.«
    »Danke«, erwiderte die Herrscherin. Auch da lächelte sie nicht.
    »He, Robi … meine Herrin, weißt du, warum sie vor euch Reißaus genommen haben?«, fragte der Junge triumphierend.
    »Nein, aber ich bin sicher, dass du es weißt.«
    Der Junge lächelte befriedigt.
    »Das ist eine Frage ihres Ehrenkodex und der ist bei den Orks sehr streng. Für sie sind Frauen derart mindere Wesen, dass sie in der Rangordnung ihrer Gesellschaft den untersten Platz einnehmen, zusammen mit Hunden und Straßenkötern. Verstehst du? Die Tatsache, dass sie Frauen widerwärtig finden, ist für Euch zum Vorteil geworden. Wenn ein Krieger mit dir zusammengeraten wäre und du hättest ihn besiegt, so hätte er nicht nur unehrenhaft sein Leben verloren, sondern die Unehre wäre bis ans Ende aller Zeiten an seiner ganzen Sippe haften geblieben. Aber auch im Fall eines Sieges hätte die Tatsache, dass er gegen eine Frau kämpfte, die Ehre des Orks für immer zunichtegemacht, und der Verlust der Ehre kann unter Orks eine wirklich schmerzliche und peinvolle Angelegenheit sein, manchmal tödlich.«
    »Und warum haben sie uns heute Nacht angegriffen?«
    »Weil sie dich nicht erkannt haben. Sie haben nicht gemerkt, dass du eine Frau bist. Es erschien ihnen derart unwahrscheinlich, dass eine schwangere Frau gegen sie in den Kampf zieht, dass sie dich für einen Mann gehalten haben. Dein Schädel ist kahl, du bist mit wehendem Mantel im Galopp auf einem Pferd geritten und es war dunkel. Und wenn einer kapierte, dass du eine Frau warst und schwanger obendrein, was noch schlimmer ist, dann schützte die Dunkelheit ihn davor, von den anderen Orks gesehen zu werden. Jetzt haben sie dich aber deutlich gesehen.«
    »Interessant«, bemerkte die Herrscherin. »Wirklich interessant. Schade, dass ihr Ehrenkodex verbietet, eine

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