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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Frau mit dem Schwert anzugreifen, aber nichts dagegen einzuwenden hat, sie mit Pfeilen zu töten.«
    »Nun, weißt du, ich meine, ich wollte sagen, wisst Ihr, Herrin, man kann nicht alles haben«, fuhr der Junge sehr ernst und nachdenklich fort. »Und wisst Ihr, was das Allerschlimmste für einen Ork ist, abgesehen davon, sich mit einer Frau zu schlagen? Noch schlimmer, als besiegt zu werden? Geköpft zu werden. Auch nach dem Tod. Die Enthauptung hindert den Krieger daran, auf schickliche Weise im Reich der Toten zu wandeln. Deshalb stecken sie auch gar so gern die Köpfe der Unseren auf Pfähle, so haben sie sie nicht nur getötet, sondern ihnen auch die Ewigkeit ruiniert.«
    »Das musst du mir erklären«, sagte Robi, »wenn ein Ork mordend und brandschatzend stirbt, andere verstümmelt und köpft, hat er volles Anrecht auf die Unterwelt, sofern er nur seinen Kopf auf den Schultern trägt?«
    »Genauso ist es.«
    »Und wie sieht ihre Unterwelt aus?«
    Jastrin machte eine unbestimmte Handbewegung.
    »Mehr oder weniger dasselbe wie hier, nur im Überfluss. Vorausgesetzt dass der Ork immer tapfer für die Orks gekämpft hat und dass er auch als Toter noch seinen Kopf auf den Schultern hat. Ein Ork würde sich lieber bei lebendigem Leib verbrennen lassen oder unter der Folter sterben als im eigenen Bett, wenn er wüsste, dass sein Leichnam danach geköpft würde.«
    »Tatsächlich!«
    Die Königin ging zur anderen Seite des Platzes hinüber, wo neben dem Brunnen die beiden verletzten Krieger lagen. Als sie weit genug entfernt war, dass sie ihn nicht mehr hören konnte, ließ Lisentrail seine Stimme wieder vernehmen.
    »War das die Frau von dem Elfen?«, fragte er. »Dann ist sie eine Hexe.«
    Etliche Männer waren näher gekommen und versuchten zu begreifen, was geschehen war.
    Rankstrail nickte; er sah ihr nach und dachte, wenn je irgendjemand ein geborener Führer war, dann sie.
    »Das glaube ich wohl, dass er vor nichts Angst hatte, mit einer solchen Frau an seiner Seite. He, Hauptmann, wie hat man den Elfen denn umgebracht? Das dürfte ja nicht ganz leicht gewesen sein. Der hat es doch allein mit einem ganzen Heer aufgenommen.«
    »Sie haben seine Tochter als Geisel genommen, ein kleines Mädchen. Er musste sich erschießen lassen, sonst hätten sie das Kind getötet«, erklärte der Hauptmann.
    »Das war niederträchtig. Das war wirklich niederträchtig. Und du, Hauptmann, wie hast du das erfahren? Hat es dir die Tochter des Richters erzählt? Ich sage, der ist nicht tot, er hat bloß so getan.«
    »Nein, er ist wirklich tot«, antwortete der Hauptmann. »Nachdem er tot war, ist sein Leichnam verbrannt worden, und wo sein Blut hinfiel, wuchsen Margeriten, wie beim Drachen. Er ist wirklich tot. Und ihr, der Tochter des Richters, hat es ihr Vater erzählt.«
    »Deshalb ist die Hexe so wütend? Deshalb ist sie so schrecklich wütend, auch auf uns. Aber wir haben ihren Mann nicht ermordet. Den Drachen ja, das waren wir, aber mit ihrem Mann, damit haben wir nichts zu tun.«
    »Weil wir dem Befehl dieses kriminellen Verrückten gehorchten«, entgegnete der Hauptmann. »Und die Schande, es getan zu haben, wird uns auf immer anhängen, uns und unseren Kindern. Die Schande ist ein Kreis, der sich, einmal geschmiedet, nie wieder löst.«
    »Erzähl keinen Unsinn, Hauptmann, wir sind Söldner. Wir leben ja gar nicht lang genug, um welche zu machen, Kinder, meine ich, immer vorausgesetzt, wir finden eine Frau, die uns will. He, Hauptmann«, sagte Lisentrail weiter, »hast du vielleicht eine Idee, was wir essen und wo wir schlafen sollen, denn wenn wir krepieren, wachsen schließlich keine Margeriten, das merkt nicht mal wer. Da sollten wir vorher wenigstens was essen. Wir haben einen Tag auf dem Pferd hinter uns und kommen in eine von Orks belagerte Stadt, wo keiner uns will und wo es nichts mehr zu essen gibt, und wenn uns nicht die Orks das Fell über die Ohren ziehen, dann lässt uns die Hexe hängen … Die Schwägerin von meiner Cousine sagte immer, man muss auch die gute Seite der Dinge sehen …«
    Rankstrail betrachtete noch immer die Herrscherin. Sie besaß Intelligenz, Mut und Tatkraft. Leider besaß sie auch Logik des Denkens. Und die Logik sprach im Augenblick gegen ihn.
    Wenn sie vor Schmerz und Wut nur nicht so sehr zur Ungerechtigkeit neigen würde, hätte sie eine große Königin sein können!
    Aurora hatte dem Wortwechsel wie versteinert zugehört. Ein kleines Mädchen mit schwarzen Locken, einer blauen

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