Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
Klinge übergeht. Aber, so überlegte Robi, wenn auch kaum etwas schlimmer ist als der Hass auf jemanden, der versucht, dich zu töten, so hat die Enthauptung doch etwas Unerträgliches. Noch einmal fragte sie sich, ob die Orks Vater und Mutter hatten und ob sie Neugeborene gewesen waren. Nicht weit von ihr lagen die Leichen von einem halben Dutzend Feinden, die offenbar in den paar Augenblicken eingedrungen waren, als das Fallgitter offen gestanden hatte, und von den in der Stadt verbliebenen Bogenschützen getötet worden waren.
Robi hätte Lust gehabt, niederzuknien und dem Himmel oder wem auch immer zu danken. Nicht nur waren sie alle am Leben, sondern es war auch Verstärkung eingetroffen. Der Kommandant des Trupps hatte den Helm abgenommen und Robi sah ihm ins Gesicht. Die Erleichterung verwandelte sich in rasende Wut. Sie hatte den Hauptmann der Kavallerie von Daligar erkannt.
Sie hatte ihn nur ein einziges Mal flüchtig gesehen, vor acht Jahren, am Eingang zur Schlucht von Arstrid, aber das hatte genügt, um sich das Gesicht für immer einzuprägen.
Das war der Mann, der Erbrow getötet hatte, der Mann, der sie alle hatte umbringen wollen, alle, bis herab zur kleinsten Rotznase, und das war ihm nur deshalb nicht gelungen, weil der letzte, großartige Drache, den die Welt hervorgebracht hatte, die Schlucht von Arstrid verschlossen hatte, nachdem sie sich hineingeflüchtet hatten.
In der Erinnerung sah Robi noch einmal die weiten, im Mondlicht ausgespannten grünen Flügel, die Pfeile, die ihn töteten. Sie erinnerte sich an den grünen Flecken, der ihre Kinderträume ausgefüllt hatte, ihr Wärme geschenkt hatte.
Größer als ihr Hass auf den Verwaltungsrichter war nur der auf den Söldner.
Der Hauptmann der Kavallerie von Daligar sah sie und erkannte sie, oder vielleicht erkannte er sie nicht, weil zu viel Zeit vergangen war, um sich wiederzuerkennen, aber er identifizierte sie. Er stieg vom Pferd und ging auf sie zu.
Sie hatte immer noch das Schwert in der Hand, die leuchtende Klinge der Elfen funkelte, während sie es auf seine Kehle richtete. Er war sehr groß, sehr kräftig und schien wirklich unbesiegbar. Mit unendlicher Genugtuung sah Robi die Angst in seinen Augen. Der Wolf knurrte drohend.
»Halt den Wolf fest«, herrschte Robi ihn an.
»Lisentrail, halt ihn fest«, sagte der Hauptmann. Mit wilder Freude sah Robi noch einmal die Angst in seinem Gesicht.
Kapitel 6
Seitdem Aurora ihm die schreckliche Nachricht überbracht hatte, war Rankstrail voller Angst. Er hatte den letzten Elfen nicht retten können, und nun bestand die Gefahr, dass er nicht rechtzeitig kommen würde, um dessen Gemahlin und ihren Kindern Hilfe zu bringen.
Rankstrail hatte nicht im Entferntesten begriffen, wie groß die Gefahr war, in der Yorsh schwebte. Leichtfertig hatte er ihn für unbesiegbar gehalten und nicht versucht, ihm Schutz zu bieten. Er würde es sich bis ans Ende seiner Tage nicht verzeihen, dass er seinen Tod nicht verhindert hatte.
Jetzt war die Menschenwelt des einzigen Kriegers beraubt, der in der Lage gewesen wäre, sie zu retten, den Gegenangriff zu führen. Wie einen räudigen Hund hatte man denjenigen getötet, der sie zum Sieg hätte führen können.
Die wenigen Augenblicke in seiner Nähe hatten Rankstrail genügt, um ihm auf immer in bedingungsloser Treue ergeben zu bleiben. Als Aurora ihm vom Tod des letzten Elfen berichtete, hatte Rankstrail sich geschworen, dass er seine Gemahlin und seine Kinder beschützen würde.
Er hatte keinerlei Zweifel, dass die Kriegerin, die sich als hochschwangere Frau kühn einem Heer von Orks entgegenstellte, um Kinder aus der Gefahr zu retten, niemand anderes sein konnte als die Gemahlin des Letzten Elfen, die Erbin des letzten großen Königs von Daligar.
Er hatte nicht nur Krone und Schwert wiedererkannt. Er hatte den Mut wiedererkannt.
Vor Eifer, ihr zu Hilfe zu eilen, hatte er an nichts anderes gedacht.
Erst als ihm die Königin-Hexe die Spitze desselben Schwerts an die Kehle setzte, das er bei der Befreiung von Varil vor sich hatte leuchten sehen, wurde Rankstrail klar, dass er schon wieder einen Fehler begangen hatte. Für sie war er nichts weiter als der Mörder des Drachen, ja, schlimmer noch, ein Sklave des Richters.
In dem Augenblick, als das Schwert die Haut an seiner Kehle ritzte, packte Rankstrail die Panik.
Die Männer hier bei ihm waren ihm gefolgt, weil sie in absoluter und unerschütterlicher Treue zu ihm standen. Der manierlichere
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