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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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du?«, fragte Rankstrail schließlich, nachdem er sich so weit aufgerichtet hatte, dass er dem Neuankömmling ins Gesicht schauen konnte.
    »Ich bin Nirdly«, sagte der Zwerg.
    »Gut, Nirdly, ich bin dein Hauptmann und der da ist dein Gefreiter.«
    Der junge Zwerg nickte, schluckte ein-, zweimal und schnappte nach Luft.
    »He, Hauptmann«, antwortete er schließlich, »ich gebe dir Rückendeckung. Wenn du es je brauchen solltest, werde ich für dich sterben.«
    »Mein Junge«, sagte Lisentrail mit mürrischer Herablassung zu ihm, während er über ihn hinwegstieg, um die Soldaten zurückzudrängen, »wenn er es je braucht, werden hier alle für ihn sterben, und alle geben wir ihm Rückendeckung.«
    »Man weiß ja nie«, murmelte der Zwerg.

Kapitel 15
    Fast zwei Jahre blieben der Hauptmann und seine Truppe in der Gegend. Bevor die Söldner auftauchten, hatten die Orks oft gebrandschatzt und geplündert, doch dann waren sie jenseits des Rivonero verschwunden.
    »Sie rücken immer nur ein Stückchen vor, sie haben es nicht eilig, so macht man das«, bemerkte Lisentrail. »Sie haben Bonavent eingenommen, jetzt rüsten sie sich für Malevento. Wenn keiner sie aufhält, stehen sie früher oder später vor Daligar. He, Hauptmann, wusstest du, dass der Ort, wo ich geboren wurde, jetzt zum Orkland gehört? Der Ort heißt Pontetremulo und liegt am Rivonero. Wir hatten jede Menge Schafe. Es sah aus, als würde bei uns Schnee liegen, so viele waren es. Deshalb gab es bei uns Pergament. Wir stellten Pergament her, die Männer beluden ihre Kiepen damit und zogen herum, um es verkaufen. Jetzt sind wir nichts mehr. Es gibt uns gar nicht mehr …«
    Als sich herumsprach, dass die Soldaten gekommen waren, stellten die Orks ihre Überfälle ein. In ihrem ersten Jahr begegneten die Söldner ihnen nur ein einziges Mal.
    An einem der ersten Herbsttage, an einem klaren, kalten Morgen, der Himmel war blank gefegt vom Nordwind, gelangten der Hauptmann und seine Männer zu einem Bauerngehöft, das überfallen und geplündert worden war. Die Männer, die unter Einsatz von Hippen, Schaufeln, Gabeln und Sensen ein Minimum an Widerstand geleistet hatten, um die Flucht ihrer Familien zu decken, waren niedergemetzelt worden. Frauen und Kinder hatten sich retten können und waren, außer sich vor Schmerz und Angst, zu den Söldnern gekommen und hatten sie um Hilfe angefleht. Als die Soldaten eintrafen, waren die Orks sturzbesoffen, besinnungslos lagen sie nach einer Nacht des Rausches und der Verwüstung auf dem Lehmboden dieser Häuser umher und schliefen. Viele lagen in ihrem eigenen Erbrochenen, das zusammen mit verschüttetem Wein und dem Blut der Abgestochenen am Boden eine einzige Lache bildete.
    »Es gibt immer welche, die zu spät aufwachen«, sagte Lisentrail. »Denen hat keiner Bescheid gesagt, dass das Fest vorbei ist.«
    Es war eher eine Schlächterei als eine Schlacht. Die Soldaten töteten die Orks einfach, noch bevor sie Zeit und Gelegenheit hatten, sich aufzurappeln, zu verstehen, wie ihnen geschah, und zu den Waffen zu greifen. Es war Rankstrail unangenehm, als ihm der Eid wieder einfiel, den er Aurora geleistet hatte, und er sich fragen musste, ob dieses Massaker an Betrunkenen womöglich dessen Verletzung bedeutete; doch dann sah er, was von den Eigentümern des Anwesens übrig war, und schüttelte die Idee ab wie eine lästige Zumutung. Wer kam, um abzuschlachten, wurde abgeschlachtet.
    Als alles vorbei war, beugte Rankstrail sich über die Toten. Das waren die ersten Orks, die er in seinem Leben zu Gesicht bekam. Ein merkwürdiges Gefühl von Enge und Leere presste ihm den unteren Teil des Brustkorbs zusammen, wie wenn man sich erbrechen will und es nicht kann.
    Er streckte eine Hand aus und berührte vorsichtig, als fürchte er einen Angriff oder eine Ansteckung, den Helm eines der Toten. Das war eher eine Lederkappe als ein wirklicher Helm, sie war mit sich überlappenden Metallplättchen besetzt, rostigen Eisen-, Bronze- und Rupferstücken, Letztere eindeutig von Türen und Türstöcken abgerissene Beschläge, die noch Spuren von Verzierungen trugen. Die Kappe reichte tief hinunter, bis über den Mund. Rings um die Öffnungen für Augen und Nase war die Maske mit Pelzstücken und Wolfsklauen besetzt, was ihr ein abschreckendes Aussehen verlieh, wie die Pelz- und Lederstreifen, die an den Seiten herabhingen, mit großen Klauen, vermutlich Bärenklauen daran. Die Orks nahmen ihre Kappen nie ab, auch beim Essen und Schlafen

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