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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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sie getanzt. Wenn du die Formel für einen Ork willst, ein Ork ist jemand, der sich freut, wenn ein Kind leidet, und noch mehr wenn es dann krepiert. Weißt du, es heißt, man kann den Unterschied zwischen Menschen und einem Halb-Ork nicht erkennen, aber ich weiß nicht, ob das stimmt.«
    »Gibt es denn Halb-Orks?«
    »Man sagt doch, es gibt alles auf der Welt.«
    Der Hauptmann hatte genug. Er trat aus der Hütte mit ihrem Dach aus Gras und Blumen, die angefüllt war mit Leichnamen, Erbrochenem, Blut und verschüttetem Wein, und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
    »He, Hauptmann«, sagte der Gefreite, der herausgelaufen war, um ihm beizustehen, »du solltest dich in Acht nehmen vor wurmigen Zwiebeln. Die bekommen dir nicht.«
    Der Hauptmann lag auf den Knien und konnte nicht aufhören zu kotzen, er rang nach Luft. Als es Lisentrail gelang, ihn wieder auf die Beine zu stellen und ihn ins Quartier zu schleifen, rührte er sich zwei Tage lang nicht von seinem Lager und brachte kaum ein Wort heraus. Mangels anderer Diagnosen bestätigte Trakrail vage, dass ihm die verfaulten Zwiebeln, die er gegessen hatte, geschadet haben mussten.
    Der Hauptmann erholte sich, seitdem aber war er finster und verschlossen.
     
    Zum Glück ließen sich die Orks nicht mehr blicken.
    Der eigentliche Feind waren nun nicht mehr die Orks selbst, sondern die Angst vor ihnen.
    Der Hauptmann bekämpfte diese Angst.
    Er ersann ein System von Barrikaden und miteinander kommunizierenden Warnfeuern, sodass es den Horden unmöglich war, unbemerkt ins Land einzufallen. Er vereinbarte mit den Dorfvorstehern, dass jede Gemeinde den Bau eines kleinen gemauerten Pferchs übernahm, wo die Bevölkerung im Fall eines Angriffs Zuflucht finden konnte. Die Söldner brachten ihnen bei, wie man Wachdienste organisiert. In der Nähe von Brunnen, wo immer viele Menschen zusammenkamen und die daher zu Überfällen einluden, wurden Bewaffnete platziert. Für diejenigen, die nicht Wasser holen oder Vieh hüten gingen, wurde es Pflicht, stets bewaffnet zu sein und vor allem ein Horn mit sich zu führen, um im Notfall Alarm geben zu können. Außerdem handelte der Hauptmann mit den Dorfvorstehern Unterkunft und Verpflegung für die Söldner aus, im Tausch gegen Schutz, angemessene Hilfe bei den Arbeiten in der Landwirtschaft und beim Bau von Schutzanlagen. Daher hatten sie, als der Sold ausblieb, was bereits nach weniger als einem halben Jahr der Fall war, doch weiterhin zu essen und waren guter Dinge.
    Es wurde Winter. Die Tage waren nach wie vor fast lau, aber der Wind in der Nacht war eisig. Oft waren die Lagerstätten der Söldner am Morgen von Raureif überzogen, doch dann ging die Sonne auf und alles schmolz.
    Der zweite Frühling ihres Aufenthalts ging ins Land und es wurde Sommer. Die Akazien blühten mit großen weißen und karmesinroten Blüten, die Rankstrail an die Kleider der Prinzessin Aurora erinnerten. Doch an einem sengend heißen Tag, als ein glühender Wüstenwind über die Hochebene fegte und mit einem Todesstöhnen durch den Riss im Gespaltenen Berg fuhr, war es aus mit der Ruhe.
    Wenige Meilen südöstlich, wo die Hochebene von Malevent endete und das Gebirge des Alten Mondes begann, war die Leichte Kavallerie angegriffen worden. Die Bitte um Beistand kam in Gestalt eines tödlich verwundeten jungen Mannes auf dem Rücken eines mit Schlamm und Blut verspritzten Pferdes. Rankstrail und Lisentrail hatten ihn gesehen und waren ihm entgegengeeilt. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um die Botschaft zu vernehmen und den Jüngling zu Boden stürzen zu sehen, wo er liegen blieb, die glasigen Augen ins Leere starrend.
    In anderthalb Tagen Gewaltmarsch kamen sie ans Gebirge des Alten Mondes. Das war ein kahler, abweisender Gebirgszug, durchzogen von Schluchten, dazwischen steiniger Boden, auf dem eine niedrige, spärliche Vegetation wuchs. Es gab kein Wasser. Die wenigen Bachbetten waren ausgetrocknet, staubige Risse klafften darin.
    Sie teilten sich in Gruppen auf und suchten in der sengenden Sonne das Gelände nach allen Richtungen ab, doch sie konnten weder die Kavallerie noch Orks entdecken. Das unheilvolle Kreisen von Geiern führte sie schließlich auf den Grund einer Schlucht, und dort sahen sie, was von der Leichten Kavallerie noch übrig war. Sie brauchte keinerlei Hilfe mehr, mit Ausnahme vielleicht des Nötigen, um über den Fluss des Todes überzusetzen.
    »Glaubst du, dass man, wenn man stirbt, Münzen braucht, um den Fährmann zu bezahlen?«,

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