Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
schüttelte es aus, nahm es wieder mit nach drinnen, hängte es auf und krabbelte zurück ins Bett. Das Netz wimmelte jetzt von sehr wütenden Moskitos. Zu diesem Zeitpunkt war es vier Uhr morgens, und als Mark mich um sechs Uhr wecken kam, um zum Nashörnersuchen aufzubrechen, war ich nicht in der Stimmung für wilde Tiere und sagte ihm das auch. Er lachte aufmunternd, wie er immer lachte, und bot mir ein halbes Dosenwürstchen zum Frühstück an. Ich nahm das Würstchen und einen Becher Pulverkaffee und marschierte runter zum ungefähr vierzig Meter weit entfernten Flußufer. Ich stand knöcheltief im kühlen, sanft fließenden Wasser, lauschte den frühmorgendlichen Geräuschen der Vögel und Insekten, biß in mein Würstchen und begann nach einiger Zeit unter die Lebenden zurückzukehren, weil mir dämmerte, wie grotesk ich aussehen mußte.
Als Charles und Annette Lanjouw mit dem Landrover eintrafen, luden wir unseren Kram für den Tag ein und machten uns auf den Weg.
Während wir über die Savanne in das Gebiet holperten und ratterten, in dem wir die Nashörner am Vortag vom Flugzeug aus gesehen hatten, fragte ich ganz beiläufig, ganz sachlich, einfach nur interessehalber, ob Nashörner eigentlich gefährlich seien oder nicht.
Mark grinste und schüttelte den Kopf. Er sagte, wir müßten schon wirkliches Pech haben, um von einem Nashorn verletzt zu werden. Das schien mir zwar die Frage nicht ganz zu beantworten, aber andererseits wollte ich auch nicht unnötig darauf herumreiten. Ich hatte ja nur aus beiläufiger Neugier heraus gefragt. Mark fuhr trotzdem fort.
»Man hört eine Menge Zeug, das einfach nicht stimmt«, sagte er, »oder zumindest bis zur Unkenntlichkeit aufgebauscht ist, damit es dramatisch klingt. Es stört mich wirklich, wenn Leute so tun, als wären die Tiere, auf die sie treffen, gefährlich. Nur, damit man sie für besonders mutig oder unerschrocken hält. Das ist wie Seemannsgarn. Viele von den frühen Entdeckern waren wirklich entsetzliche Aufschneider. Wenn die Schlangen gesehen haben, waren sie nachher, in den Erzählungen, doppelt oder viermal so lang, Absolut unschuldige Anakondas wurden zu zwanzig Meter langen Monstern, die nur auf der Lauer lagen, um Leute zu Tode zu quetschen. Alles völliger Quatsch. Nur der Ruf der Anakonda ist ein für allemal im Eimer.«
»Aber die Nashörner sind absolut ungefährlich?«
»Ach, mehr oder weniger. Auf schwarze Nashörner sollte man ein bißchen achtgeben, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Man sagt ihnen nach, daß sie ohne ersichtlichen Grund aggressiv werden, und ich nehme mal an, daß sie sich diesen Ruf größtenteils selbst zu verdanken haben. In Kenia hat mich mal ein schwarzes Nashorn erwischt, als ich nicht aufgepaßt hab, und meinen Wagen, den ich mir für den Tag von einem Freund geliehen hatte, schwer verbeult. Er hatte den Wagen erst seit ein paar Wochen. Sein vorheriger Wagen, den ich mir fürs Wochenende geliehen hatte, war von einem Büffel schrottreif getrampelt worden. Das war alles äußerst peinlich. Hallo, haben wir was gefunden?«
Charles hatte den Landrover zum Stehen gebracht und suchte den Horizont mit seinem Feldstecher ab.
»Okay«, sagte er. »Ich glaube, ich sehe eins. Ungefähr zwei Meilen entfernt.«
Wir sahen alle durch unsere eigenen Feldstecher und folgten seinen Anweisungen. Noch war die frühe Morgenluft kühl, und kein Hitzenebel briet den Horizont. Nachdem ich endlich begriffen hatte, welche Baumgruppe vor dem buschigen Hügel wir ansehen sollten, entdeckte ich schließlich links davor etwas, was verdächtig nach dem Termitenhügel aussah, bei dessen Verfolgung wir uns zwei Tage zuvor beinahe umgebracht hätten. Es verhielt sich sehr ruhig.
»Sicher, daß es ein Nashorn ist?« fragte ich höflich.
»Klar«, sagte Charles. »Todsicher. Wir lassen den Landrover hier stehen. Sie haben ein sehr feines Gehör, und wenn wir näher ranfahren, vertreibt sie das Geräusch des Wagens. Also gehen wir zu Fuß.«
Wir packten unsere Kameras zusammen und gingen los. »Leise«, sagte Charles.
Wir gingen leiser.
Es war schwierig, sich so leise durch eine sumpfige Senke zu kämpfen, während unsere Stiefel und sogar unsere Knie fröhlich im Matsch herumfurzten und -rülpsten. Mark unterhielt uns zusätzlich, indem er uns interessante Dinge zuflüsterte.
»Wußtet ihr eigentlich«, sagte er, »daß Bilharziose die nach Zahnfäule zweithäufigste Krankheit der Welt ist?«
»Nein, wirklich?« sagte ich.
»Hochinteressante

Weitere Kostenlose Bücher