Die letzten Städte der Erde
zersprang, und er sprang und hüpfte, wo er konnte, bis die Luft seine Lungen zerriß und ihm der Bauch schmerzte, bis die Beine unter den Erschütterungen der Sprünge zitterten und er immer langsamer wurde zwischen den Felsen, an denen das Gelächter Echos erzeugte. Die Felsen schlossen sich vor ihm zu einer Sackgasse. Er drehte sich auf vier zitternden Beinen um und senkte keuchend den gehörnten Kopf.
Aber es waren Menschen wie die in der alten Stadt, und sie trugen Bögen. Sie durchbohrten ihn mit Pfeilen, und sein Blut befleckte den Schnee und die Felsen und rann in großen Strömen den Himmel herab.
Nein!
dachte er, weigerte sich zu sterben. Er blickte zu dem Vogel auf, der immer da war, und erblickte zwischen den Felsen die violette Schlange, die sich mit angehobenem Kopf zusammenringelte und ihn beobachtete.
Sie formte sich selbst. Er faßte einen Entschluß und tat dasselbe. Er war wieder ein Mensch auf zwei Beinen. Der Vogel kreischte am Himmel, und er warf ihm einen kalten Blick zu und heilte sich selbst von seinen Wunden. Er blickte wieder zu der Schlange, aber ein ganzer Schwarm vielfarbiger Schlangen hatte ihren Platz eingenommen, und auf den Felsen waren amethystfarbene Augenpaare erschienen.
Sie zeigten lebhaftes Interesse. »Wie heißt du?« fragte die Stimme.
Er formte sein Totem neu. Es hing um seinen Hals. Er holte tief Luft, von Kraft durchflutet, und nannte ihnen seinen Namen. Er erweiterte den Boden zu seinen Füßen und ließ goldenes Gras darauf wachsen, breitete es weithin aus und schob die Bergesgipfel zurück, bis seine eigenen Berge wieder dort standen. Den Himmel darüber gestaltete er blau, und die Sonne jung und gelb. Er streckte die Arme weit aus und umarmte die Welt, blickte dann wieder zu den Felsen. Ein nackter Junge stand dort zwischen den Schlangen, die zischten und drohten. Der Junge wirkte furchtsam, von einer finsteren, mürrischen Angst erfüllt, die auch den Willen zum Kampf einschloß. Er hieß das gut, respektierte es.
»Elio«, sagte er, denn er kannte den Namen unter den anderen. Er ignorierte den finsteren Blick und machte Wild auf dem Land, erschuf mehr und bessere Vögel, damit sie über den Himmel flogen, machte den großen Fluß und Fische, damit sie darin schwammen, machte alles, so, wie es gewesen war, und auch sich selbst zu dem, was er gewesen war, und hob den Kopf und blickte sich um, zeigte das alles dem Jungen, der ein König war.
»Nein!«
schrie der Vogel; und die Schlangen, weit entfernt jetzt, verschmolzen zu einem Mann aus Metall, der sich am Horizont in Marsch setzte und klickend auf sie zu kam.
»Sie werden dich töten«, sagte der Junge. »Sie werden auch mich töten, wenn ich hier stehenbleibe. Laß mich hinaus aus deinem Traum! Laß mich gehen! Ich hätte mich nicht so weit von ihnen entfernen dürfen.«
»Möchtest du gehen?« fragte er den Jungen, der sich in seinem nackten Zustand umsah am blauen Himmel und der hellen jungen Sonne und all dem Grasland und dann den Kopf schüttelte, die Augen bis in die Tiefe violett leuchtend.
»Sie ist jung«, sagte er. »Was sonst noch?«
Er schloß für einen Moment die Augen und erträumte Ta'in, dessen riesige geschlitzte Augen und schuppige Nase vor ihm Gestalt annahmen, der Kopf und der gewaltige bernsteinschuppige Körper... der riesige, wilde Ta'in, der ihn von Kindheit an getragen hatte. Der Drache rieb sich an ihm und beschnupperte den Jungen, hob den breiten schlitzäugigen Blick zum Rand der Welt, wo mit jedem Schritt der Metallkreatur Metall und Stäbe entstanden, und wo über diesem kriechenden Wandel ein Schiff schwebte, strotzend vor Waffen von fremden Welten.
»Wir müssen fliehen«, sagte der Junge.
Er kümmerte sich nicht darum, schwang sich auf Ta'ins Rücken und blickte zu dem metallenen Rand, der stetig breiter wurde und näher kam, und konnte sich gut ausrechnen, daß dies die letzte Gelegenheit war, daß Ta'in, wenn er ihn wiederum verlor, wirklich verloren sein würde, und er dann auch. Er war wieder im Besitz seiner Waffen, spannte den Bogen und schoß auf den vorrückenden Rand, schoß Pfeil auf Pfeil ab, und sah, wie die Maschinen und die Kanonen weiterhin auf ihn herabzielten, wie schon zuvor.
Er war nicht allein. Ein weiterer Drache stieg flügelschlagend neben ihm auf, ein junger Reiter im Sattel. Der Junge spannte den Bogen und schoß, schrie vor Freude, als er sah, wie sich die Metallkante unheimlich langsam zurückzog.
Und dann war da noch ein Drache und noch
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