Die letzten Tage
Förmlichkeiten zu verzichten.
„Die Kantine, da ist es entspannter.“
Zetoras machte einen Umweg über sein Büro und holte die Unterlagen, während er Liora in die Kantine vorschickte, um ihnen etwas zu essen zu besorgen.
Glücklicherweise hatte er sich die Unterlagen schon ausgedruckt als er zum ersten Mal sein Büro betreten hatte. Mit den Bautrupps und der bereits anwesenden Brückencrew hatte er Personalakten von 127 Leuten in seinem Büro liegen.
Sorgfältig verstaute er sie nun in einer Aktentasche und ging weiter in die Kantine.
Als er sich an den Tisch setzte und die erste Akte aus der Tasche zog schaute Liora ihn schief an.
„Ich bevorzuge Papier.“
„Ist das nicht etwas umständlich?“, ihre Verwirrung war ihr deutlich anzuhören.
„Das höre ich immer wieder. Aber man kann echtes Papier besser durchblättern, einfacher Dinge markieren und ich finde es fühlt sich einfach besser an.“
„Jedem, wie er es mag.“
Damit war das Thema erledigt und sie machten sich an die Arbeit.
Hasenburg – Rateri II
Unter der Liege, auf die Karil Husegan geschnallt war, hatte sich eine Pfütze aus Blut gebildet. Der Mann selbst war nackt, aschfahl und stöhnte vor Schmerzen, während weiteres Blut aus dutzenden kleiner Schnitte an seinem Körper floss.
Ranai bereitete eine Bluttransfusion vor und schob ihm die Nadel in den Arm.
„Zeit, mit den Fragen zu beginnen.“
Kapitel 4
28. Februar 2270
Hasenburg – Rateri II
Stunden hatte Ranai damit verbracht, Husegan zu befragen, aber ohne nennenswerte Erfolge zu erzielen. Nach ihrer Erfahrung brachen neunzig Prozent der Leute bereits bei der ersten Frage zusammen, aber Husegan war widerstandsfähig.
„Wird es weitere Sabotageversuche an der Hagner geben?“
„Deine… Mutter…“, er sprach die Worte nur sehr langsam aus und die Schmerzen waren ihm deutlich anzuhören, aber er sprach sie aus.
Immer wieder waren seine Antworten auf Fragen entweder eine Beschimpfung ihrer Mutter oder irgendeiner antiquierten Gottheit.
Die Tatsache, dass sie den Mann nur begrenzt foltern konnte, machte ihre Arbeit nicht einfacher, aber Phlin hatte ihr exakte Anweisungen gegeben, wie weit sie gehen dürfte.
Sie beugte sich über ihn und tätschelte seine Wange.
„Weißt du, Karil, du wirst dir noch wünschen, meine Mutter wäre hier.“
Ihre Hand glitt zum Tisch neben der Liege und griff sich gezielt eine der dutzenden von Spritzen, die auf ihm lagen – jede mit einer anderen Mischung aus Drogen und Medikamenten gefüllt. Geistesabwesend klopfte sie mit einem Finger dagegen, um sicherzustellen, dass keine Luft enthalten war.
„Das wird dir sicher gefallen. Eine spezielle Mischung, die ich mir extra für dich ausgedacht habe.“
Seine Augen wurden weiter.
„Willst du wissen, was da drin ist?“
„Deine…“, weiter kam er nicht, bevor sie ihm die Spritze in den Hals rammte und er in einen tiefen Schlaf versank.
Wenn das Anästhetikum seine Arbeit richtig erledigte, hatte sie ein paar Stunden Zeit, bis Husegan wieder aufwachte. Das Problem war: was dann? Er hatte sich ihrer Befragung bislang erfolgreich widersetzt und ihr gingen die Ideen aus.
Irgendwo muss er gelernt haben, wie man einem Verhör widersteht. Wenn ich rausfinden kann, wo…
Sie stand auf und ging zum Schrank, auf dem ihr Tablet lag. Husegans Akte hatte keine Informationen zu irgendeiner Art militärischem Training enthalten, aber mit dem Verlust der Erde und der restlichen Kolonien, war die Menge an Daten, die dem Geheimdienst zur Verfügung standen stark eingebrochen und auch diese Akte war da kein Ausnahmefall. Besonders schlimm hatte es die Datenbestände über Personen getroffen, die außerhalb des Rateri Systems geboren worden sind. Da Husegan vom Mars stammte, war seine Akte eine der unvollständigsten, die es gab.
Nach dem Abriss des Kontakts mit den ersten Systemen hatte man angefangen Backups der Datenbestände der verschiedenen Kolonien zu erstellen und zu tauschen, aber ohne die Führung aus dem Sol-System waren schnell Konflikte untereinander ausgebrochen und die Datensicherung hatte sich als schwierig erwiesen.
Sie setzte jetzt darauf, dass es mehr Informationen in privaten Quellen gab. Sie öffnete Husegans Akte und suchte nach den größten Lücken in seiner Laufbahn, dann schickte sie die Informationen an Polzer, damit er sich in Datenbanken hackte und die Lücken soweit wie möglich vervollständigen konnte.
Sie ging wieder zu ihrem
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