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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Isberner
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verschlimmerte die eh schon beinahe unerträglichen Kopfschmerzen noch, aber er hielt die Augen offen.
    Langsam nahm er schattenartige Formen vor seinen Augen wahr und nach einiger Zeit konnte er Liora erkennen, die an der Tür stand und einem Unteroffizier Befehle gab. Er konnte hören, dass sie etwas sagte, aber seine Gedanken waren noch zu chaotisch, um einen Sinn erkennen zu können.
    Nach und nach wurde er klarer im Kopf, aber er wusste noch nicht, was er in einem Krankenbett machte.
    ‚Was ist passiert?‘, wollte er fragen, aber alles was herauskam war „W s pait?“
    Liora schien allerdings zu verstehen, was er fragen wollte.
    „Der Reaktor ist explodiert. Durch die Erschütterung hast du dir den Kopf verletzt und eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen. Der MediCom hat dich deshalb über Nacht in ein künstliches Koma versetzt und dein Gehirn mit Nartissaft gespült.“
    MediCom war die Kurzform für medizinische Computer, eine Entwicklung des letzten Jahrhunderts, die menschliche Ärzte nahezu vollständig ersetzt hatte. Mediziner beschäftigten sich seitdem hauptsächlich mit der Forschung, was zur Entdeckung von Nartissaft geführt hatte. Ein Saft, der aus einer Pflanze auf Rateri II gepresst wurde und bei dem man in illegalen Experimenten festgestellt hatte, dass er menschliches Gewebe, aber vor allem Gehirngewebe, reparieren konnte.
    Je nach Schwere konnten Verletzungen des Gehirns daher in einem Zeitraum von wenigen Stunden bis einer Woche geheilt werden. Die einzige Nebenwirkung war, dass die Gedanken und Sprache nach dem Ende der Behandlung für einen kurzen Zeitraum durcheinandergebracht wurden.
    Alles in allem galt Nartissaft daher als Wundermittel.
    „O-e?“ ‚Tote?‘
    „Was?“
    Zetoras atmete tief ein und versuchte, jede Silbe einzeln auszusprechen.
    „To-e?“
    „Ob es Tote gab? Ja. Der Bereich ist noch nicht komplett freigelegt, aber ich habe die Anwesenden durchzählen lassen und es werden zwanzig Leute vermisst. Vier haben wir bisher tot geborgen, aber bei denen, die näher am Reaktor waren…“, sie gab sich sichtlich Mühe, aber konnte die Trauer in ihrer Stimme nicht vollends verbergen, „Ich rechne nicht damit, dass es da viel zu finden gibt.“
    Zetoras legte den Kopf nach hinten und starrte in die Luft. Mit den klareren Gedanken kam auch mehr und mehr die Trauer und das Gefühl des Versagens. Die Explosion hatte unter seinem Kommando stattgefunden. Was auch immer den Defekt verursacht hatte, die Techniker hatten unter seiner Aufsicht gestanden, als sie…
    Was, wenn es gar kein Defekt war? Der letzte Sabotageversuch lag noch keine 48 Stunden zurück. Ein erneuter Versuch war nicht wirklich unwahrscheinlich. Die Realisierung kam nur langsam. Seine Gedanken wurden klarer, aber er hatte noch immer das Gefühl, im Schneckentempo zu denken.
    „Abo…“, er holte einmal tief Luft, „Sabotage?“
    Liora schüttelte den Kopf: „Wir wissen es noch nicht. Aber das Sicherheitspersonal ist sich sicher, dass niemand in das Schiff eingedrungen ist und auf den Überwachungsaufzeichnungen ist auch nichts Verdächtiges zu sehen. Aber bis wir zum Reaktorkern durchgedrungen sind, können wir es auch nicht ausschließen.“
    „Unne… Stunde. Ruhe.“
    Liora nickte und klopfte ihm auf die Schulter.
    „Okay. Ich komme in einer Stunde wieder und gebe dir Zeit, deine Gedanken zu ordnen. Bis dahin werde ich das Bergungsteam anweisen, auf Zeichen von Sabotage zu achten.“
    „Anke…“
    „Bitte. – Oh, fast hätte ich es vergessen: Ich habe das Schiff zur Sperrzone erklärt. Niemand kommt rein, niemand kommt raus, bis du den Befehl aufhebst.“
    Damit drehte sie sich um und ließ Zetoras Zeit, seinen Kopf zu ordnen.
     
    Eine Stunde später, auf die Minute genau, kam Liora wieder. Zetoras war mittlerweile auf den Beinen und betrachte die Narbe über seinem rechten Auge. Dass sie überhaupt da war, war ein deutliches Zeichen, dass es wichtigere Fälle als ihn gegeben hatte, mit schwereren Verletzungen.
    Vielleicht behalte ich sie.
    Dann drehte er sich zu Liora um.
    „Wie ist die Lage?“
    Ihre Stimme klang bitter: „Unter Berücksichtigung des Explosionsverlaufs sieht es tatsächlich nach Sabotage aus. Du hast richtig vermutet.“, sie seufzte, „Aber wir hatten Glück. Durch die Umstellung unseres Arbeitsplans wurden gestern mehrere Schutztüren eingebaut, die verhindert haben, dass die Explosion sich durch das ganze Schiff ausbreiten konnte. Hätten wir nicht umgeplant…“, sie

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