Die letzten Tage
ihnen auch heute wieder beschert hatte. Die
Hagner
war noch nicht offiziell in den Dienst gestellt worden und trotzdem gab es schon so viele Tote. Er hoffte, dass das kein schlechtes Omen war.
Hasenburg – Rateri II
Als Ranai den Raum verließ, in dem sie Matursi gefangen hielt war der Mann noch immer am Schreien und dabei alle möglichen Informationen auszuplaudern, nach denen sie nicht ein einziges Mal gefragt hatte. Und genau das war das Problem. Die Informationen die sie brauchte, waren kaum zu bekommen. Sie hatte den Mann zu sehr gebrochen. Das war ihr erst ein einziges Mal zuvor passiert und genau wie heute war sie auch damals in Eile gewesen.
Glücklicherweise hatte sie damals auch gelernt, wie sie das Problem eindämmen konnte: Sie ließ ihn einfach schreien bis er heiser war – und dann noch etwas weiter.
Danach würde er sich genug beruhigt haben, dass sie die Informationen bekam, die sie haben wollte. Aber es würde Zeit kosten. Das, was sie an Zeit hatte einsparen wollen, hatte sie durch ihren Übereifer verloren.
Zeit… Sie war eine knappe Ressource. Mit jeder Minute kam der Schatten näher und wenn sie nicht herausfand, was Matursi und Husegan planten, dann würden sie dem Schatten möglicherweise hilflos gegenüberstehen. Und das nur weil zwei Personen ihre Hälse nicht voll genug bekommen konnten. Weil sie ihren persönlichen Reichtum über das Wohl der gesamten Menschheit stellten.
Sie hatte nie verstanden, warum gerade Reiche Leute in Machtpositionen dazu neigten, derart kurzfristig zu denken. Sicher, das Scheitern der Hagner würde dazu führen, dass Husegan Verteidigung einen größeren Vertrag bekam, um ein neues Flaggschiff zu entwickeln, aber das würde möglicherweise zu spät fertig werden.
Und war das wirklich alles, was hinter der Sache steckte? Irgendetwas in ihr hatte Zweifel daran, dass dem so war. Nein, hier stand mehr auf dem Spiel und sie hatte das Gefühl, dass ihr ein wichtiges Puzzleteil fehlte.
Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Computer und sah was sie befürchtet hatte, der Datenabgleich war noch nicht beendet. Da sich Matursi nicht unter Narkose befand, konnte sie die Wohnung nicht verlassen, also nutzte sie die Zeit um Verbindung mit Polzer aufzunehmen. Um zu vermeiden, dass er hörte, was sich im Hintergrund abspielte, beschränkte sie sich lediglich auf Textnachrichten.
Ranai:
Gibt es Neuigkeiten von der
Hagner
?
Polzer:
Ja und nein.
Ranai:
Das heißt?
Polzer:
Ja, die
Hagner
hat eine neue Route eingeschlagen und ihr Hauptantrieb scheint wieder Energie zu haben. Nein, wir wissen nicht, was auf dem Schiff vor sich geht.
Ranai:
Das ist nicht viel.
Polzer:
Die Kommunikationssperre ist noch nicht aufgehoben worden. Es gibt daher keine Kommunikation, die wir abhören könnten.
Ranai:
Informier mich, sobald sich etwas tut.
Sie unterbrach die Verbindung, bevor Polzer antworten konnte.
Kriegsschiff
Hagner
– Auf dem Weg nach Rateri IV
Zetoras stand auf der Brücke und beobachtete auf dem Holoprojektor, wie sich das Schiff durch das Sonnensystem bewegte.
Nachdem ein zweites Team von Technikern noch ein weiteres Mal genau geprüft hatte, ob am Antriebssystem alles in Ordnung war, hatte Zetoras James einen Kurs zum vierten Planeten im System setzen lassen. Was auch immer McOren am Antriebssystem getan hatte, er hatte nicht vorhersagen können, dass Zetoras blind einen Zielort aus einem Hut ziehen würde – und erst Recht nicht, um welchen es sich dabei handeln würde.
Sollten sich, trotz der getroffenen Maßnahmen, noch irgendwelche Codezeilen des Saboteurs im Antriebscomputer befinden, dann würden sie durch die Veränderung ihres Aufenthaltsortes genug Zeit haben, sich um alle Probleme zu kümmern, die eine erfolgreiche Sabotage mit sich brächte.
Er ging zu James und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
„Wenn du hier auf der Brücke fertig bist, wäre ich dir dankbar, wenn du einen Blick auf das Video von McOrens Sabotageversuch wirfst und das komplette Antriebssystem auf Sabotage untersuchst.“
„Geht klar.“
„Danke.“
„Du weißt, dass du mir dafür einen Kasten Bier schuldest, wenn wir wieder im Dock sind?“
„Zwei.“
Fünf Minuten später löste Liora ihn auf der Brücke ab und so konnte er sich den Benachrichtigungsschreiben an die Familien der Toten des heutigen Tages widmen.
Die Zahl der Toten war niederschmetternd. Sie hatten den Reaktor freigelegt und keine Überlebenden gefunden. Die Leichen
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