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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Empathie etwas ganz anderes ist. Man nimmt lediglich die Gefühle und Stimmungen des Gegenübers auf und spiegelt sie wider. Dazu haben wir ein etwas größeres Geschick, als dies bei dem Durchschnitt der menschlichen Bevölkerung der Fall ist. Also kein Grund, um sich zu ängstigen.«
    »Das tue ich auch nicht.« Ein mattes Lächeln erschien in Leslies Gesicht. »In diesem Moment würde ich gerne in einer anderen Haut stecken, als in der eines Captains des Star Corps«, sagte er. »Aber auf keinen Fall in Ihrer – denn noch schlimmer als Entscheidungen zu treffen, die vielleicht falsch sind und viele Menschenleben kosten können, ist es, zur Untätigkeit verdammt zu sein.«
    »Ja, das mag sein, Captain.«
    Commander Leslie leerte sein Getränk und schlang den Snack hinunter. Dann erhob er sich. »Unsere Flucht zum Rückzugspunkt auf der Venus-Bahn wird noch eine Weile dauern, da werde ich mich etwas aufs Ohr hauen.«
    »Ich wünsche Ihnen, dass Sie die nötige Ruhe finden, Captain.«
    »Danke.«
    »Und wenn ich sonst irgendetwas tun kann, um Ihr inneres Gleichgewicht zu stabilisieren, dann scheuen Sie sich nicht, mich anzusprechen. Auch dafür bin ich an Bord.«
    Commander Leslie schluckte.
    »Ich weiß«, murmelte er kaum hörbar. Mit entschlossen wirkenden Schritten verließ er den Raum.
    Bruder Patrick sah ihm noch einen Augenblick lang nach, während das dumpfe Rumoren der Ionentriebwerke den Boden zu seinen Füßen leicht vibrieren ließ. Entweder es wurde jetzt gerade noch einmal beschleunigt oder der Rudergänger der STERNENFAUST läutete den Bremsvorgang ein.
     
     
    »Eine Stunde«, dachte Commander Richard J. Leslie, während er auf der Pritsche seiner Kabine an Bord der STERNENFAUST lag und sich das Relief eines Wikingerschiffs ansah, das auf seinen Wunsch hin in die Wand eingelassen worden war und diesem engen, ziemlich kahlen Raum eine persönliche Note gab. Eine Stunde habe ich, um zu schlafen. Eine Pause im Krieg. Mehr nicht.
    Die Invasoren waren den Star Corps Schiffen dicht auf den Fersen. Diese wollten sich an einem Rendezvous-Punkt in Höhe der Venusbahn sammeln. Die erste Phase der Schlacht um das Sol-System war eine glatte Niederlage.
    Commander Leslie schloss die Augen.
    Er musste jetzt etwas Ruhe finden, denn schon spätestens in ein paar Stunden würde er wieder voll da sein müssen. Bis dahin wollte er sich mit dem Ersten Offizier abwechseln, sodass beide wenigstens eine kurze Ruhephase bekamen.
    Leslie schluckte.
    Der Notruf von Lieutenant Mutawesi und seiner SOLAR DEFENDER 11 ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Dieses unterlichtschnelle Raumboot war im Kampfgebiet manövrierunfähig zurückgeblieben. Niemand konnte Mutawesi und seiner Besatzung helfen.
    Weshalb Leslie ausgerechnet dieser Notruf so im Gedächtnis geblieben war und sich wie eine Endlosschleife in seinem Hirn immer wieder abspulte, vermochte er nicht zu sagen. Vielleicht lag es daran, dass Robert Mutawesi seine Ausbildung als Fähnrich an Bord der STERNENFAUST absolviert hatte und sich Richard Leslie deshalb irgendwie noch immer für ihn verantwortlich fühlte.
    An nichts denken. Sonst wirst du keine Ruhe finden …
    Leslie erinnerte sich daran, wie man versucht hatte, den frisch gebackenen Raumkadetten auf der Star Corps Akademie auf Ganymed beizubringen, wie man derartige Situationen bewältigte. Schnell abschalten, schnell Schlaf finden, sich schnell auf etwas Neues konzentrieren können. Das konnte entscheidend sein. Entscheidend für Sieg oder Niederlage – aber auch entscheidend für die Frage, ob man überlebte oder nicht.
    Du hast das doch alles mal gelernt und auch schon in Dutzenden von Einsätzen unter einem Höchstmaß an Stress und Belastung angewendet. Warum funktioniert es dann jetzt nicht?
    Leslie wusste, dass diese Art von Grübelei zu nichts führte. Vor allem nicht zu dem Ergebnis, das man sich wünschte. Ganz im Gegenteil. Es wurde nur schlimmer dadurch.
    Leslie atmete tief durch.
    Er dachte an seinen Bruder Dan, der von den Christophorern zum Dienst in diesem besonderen Wissenschaftler-Orden auserwählt worden war.
    Dort, innerhalb der Mauern von Saint Garran, hätte ich die geistige Disziplin vielleicht erlernen können, die notwendig wäre, um in einer derartigen Situation Ruhe finden zu können.
    Er kniff seine Augen zusammen und öffnete sie danach gleich wieder. Sein Kopf war einfach viel zu voll. Voll von Gedanken. Voll von Stimmen. Voll von Erinnerungen an die eigenen Entscheidungen, von denen jede

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