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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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haben.
    Mein Blick wanderte von einem zum anderen und ich hatte das Gefühl, der einzige Ahnungslose in diesem Kreis zu sein, an dessen Spitze ich mich beinahe hatte stellen lassen.
     
     
    »Ich hoffe, wenigstens Sie halten zu mir, Rudenko«, sagte Hans Benson an meine Adresse. Das war zwei Monate vor der Zusammenkunft der Verschwörer auf der CAPESIDE. Benson wischte sich über die Augen. Ich hatte den Vorsitzenden des Hohen Rates noch nie so niedergeschlagen gesehen.
    Ich hatte damals die Aufgabe, vor einem Sonderausschuss des Hohen Rates über die Notwendigkeit weiterer Militärausgaben zu referieren. Benson stand unter Druck von Julio Ling und der Opposition, die glaubte, dass der Krieg gegen die Kridan Unsummen verschlinge, die man vielleicht effektiver einsetzen könnte.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte ich.
    »Ich weiß, dass man sich auf Sie verlassen kann, Admiral.«
    »Na also!«
    Diese Szene fiel mir schlagartig ein, als ich an Bord der CAPESIDE Daramsharr die schuppige Pranke schüttelte. Der gute Botschafter hatte gelernt, dass dies die auf der Erde übliche Form einer höflichen Begrüßung war. Der menschliche Geist ist eine relativ leistungsfähige Zeitmaschine. In meiner Vorstellung sah ich Hans Benson vor mir – zwanzig Sekunden, nachdem er von seiner Absetzung erfahren hatte.
    »Auch Sie, Admiral Rudenko?«

 
Kapitel 5 – Durchbruch
     
    Eine rasche Folge von Erschütterungen durchlief die STERNENFAUST. Der Boden vibrierte. Es gab Interferenzphänomene, die die Bildschirmanzeigen mit Schlieren oder schwarzem Schnee durchsetzten. Eine Alarmsirene dröhnte.
    Das war übel!
    Commander Richard Leslie krallte sich an die Armlehnen seines Kommandantensessels, während eine Flut von Gedanken sein Hirn durchraste.
    So gut wie keiner dieser Gedanken war positiv oder hoffungsvoll. In seiner gesamten Dienstzeit im Star Corps war er nie mit einer Situation konfrontiert worden, die auch nur ansatzweise so hoffungslos gewesen war.
    Ein Becher, der noch etwa ein Drittel mit dem Syntho-Standard-Drink gefüllt war, kegelte zu Boden und spritzte seinen Inhalt herum. Die Beleuchtung auf der Brücke flackerte. Für Sekunden waren die Displays an den Konsolen und das Leuchten des Hauptschirms die einzigen Lichtquellen – abgesehen von ein paar fluoreszierenden Leuchtfolienstreifen an den Wänden, die bei derartigen Notfällen zumindest eine grobe Orientierung ermöglichten.
    Dann sprang endlich das Notaggregat wieder an.
    Augenblicke später sogar die reguläre Energieversorgung.
    »Schwere Treffer auf mehreren Decks«, meldete Björn Soldo. Der wikingerhafte Erste Offizier der STERNENFAUST tippte mit den Fingerkuppen seiner beiden Zeigefinger über die Sensorpunkte des Touchscreens. »Hauptsystem ohne Beeinträchtigungen. Einer der Treffer ging ins Maschinendeck. Kontrollraum E wurde vollkommen zerstört.«
    Leslie ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.
    »Verluste?«, fragte er.
    Lieutenant Commander Soldo atmete tief durch. Eine tiefe Furche erschien mitten auf seiner Stirn und gab seinem Gesicht etwas sehr ernstes. »Die Techniker Reardon und Soames hatten dort Dienst. Der Leitende Ingenieur hat keinen Kontakt zu ihnen. Das Zugangsschott zum Kontrollraum lässt sich nicht öffnen und da drinnen scheint alles eingeschmolzen zu sein. Ansonsten meldet Dr. Jennings von der Krankenstation jetzt einen Stand von insgesamt 15 Verletzten, darunter vier Schwerverletzte.«
    Augenblicke später meldete sich Lieutenant Catherine Black vom Maschinentrakt aus über Interkom. Die Leitende Ingenieurin strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Der erste Einsatz als Lieutenant forderte sie gleich bis an den Rand ihrer Möglichkeiten.
    »Was gibt es, L.I.?«
    »Das Bergstromaggregat ist durch den letzten Treffer in Mitleidenschaft gezogen worden. Es gab einen Rückkopplungseffekt, der Teile der Alpha-Module völlig dekalibrierte. Die Leistungsfähigkeit der Bergstromaggregate beträgt zurzeit sechzig Prozent – das heißt es wäre kein Bergstromflug möglich, ohne akute Rücksturzgefahr.«
    Leslie wusste seit der Schlacht von Triple Sun aus eigener Erfahrung, was ein Rücksturz aus dem Überlichtflug im Bergstrom bedeutete. Ein Schiff, das unkontrolliert in den Normalraum zurückfiel, materialisierte dort nicht mit der normalen Austrittsgeschwindigkeit von 0,4 LG, sondern möglicherweise mit sehr viel höheren Werten. Durch die relativistische Stauchung des Raums kam es zu enorm starker Strahlung, für deren

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