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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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nie leicht.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie Sie das schaffen.«
    Kan holte grinsend einen Kamm aus der Tasche. Tausend Kans überprüften den Sitz der schwarzen Haare, strichen eine einzelne Strähne zurück, zupften die Hose am Hinterteil zurecht, zogen den Gucci-Gürtel hoch und sammelten Speichel im Mund. Kan – betrachtete den roten Fleck an seiner Wange voller Bedauern und Stolz.
    »Welches Zimmer sollen wir als Büro benützen?« fragte Chan.
    Kan hob einen Finger. Chan sah ihm zu, während er die Lampen überprüfte und hinter die Spiegel lugte.
    »In den Villen gibt’s oft Vorrichtungen für eventuelle Erpressungsversuche«, erklärte Kan fast flüsternd. »Tja, nun zu Ihrem Fall – ich habe Informationen.«
    »Das habe ich mir schon fast gedacht.«
    »Jemand hat geredet, aber er möchte einen Anteil.«
    »Zwei Millionen ist doch genug zum Teilen.«
    »Ich brauche mehr.«
    »Nein.«
    Kan prüfte ihn auf Zeichen der Schwäche.
    Chan blieb kühl, unbeweglich und war insgeheim fasziniert. Die zwei Millionen Dollar hatten die Gedanken des Triadenhandlangers auf eine Weise gefangen genommen, die für Chan fast schon ans Wunderbare grenzte. Die meisten Killer hatten die Konzentrationsfähigkeit einer Taufliege, und ihre Verbrechen waren meist der Kulminationspunkt ihres Hasses oder ihrer Gier. Als Chan sah, daß Kan in diesem Fall fast schon so etwas wie Intelligenz einsetzte, dachte er, daß man in der Verbrechensbekämpfung mit dem richtigen Ansatz vieles erreichen könnte. Zwei Millionen Dollar pro Nase waren allerdings zuviel, also war es billiger, wenn sie sich weiterhin gegenseitig umbrachten.
    Kan seufzte. »Sie sind ganz schön hart.«
    »Tja, mich sollte man eben auf sensible Typen wie Sie nicht loslassen.«
    »Das ist kein Witz. Der Typ, mit dem ich mich unterhalten habe, hat große Angst. Und es kostet viel, diese Angst zu beseitigen.«
    »Ich habe nein gesagt.«
    Kan gab sich zutiefst verletzt. Er beugte sich vor. »Ich verrate meine eigenen Leute. Die Sun Yee On haben damit zu tun.«
    Chan nahm einen langen Zug aus seiner Zigarette. Die Macht des Geldes war wirklich grenzenlos. »Noch zweihunderttausend, und damit ist Schluß.«
    Kan lächelte. »Okay. Ich weiß, was passiert ist.«
    Chan nickte. »Gut.«
    »Also, wie wär’s mit einem Vorschuß?«
    »Nein. Sie kennen die Regeln: Nur Informationen, die zu einer Verhaftung führen …«
    »Okay, okay. Drei Leute sind also bei lebendigem Leib von den Triaden durch den Fleischwolf gedreht worden.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Kans leise Stimme klang aufrichtig. »Es war eine Auftragsarbeit. Sun Yee On hat den Auftrag gegeben, und die 14K haben ihn ausgeführt. Haben Sie so was schon mal gehört?«
    Chan schüttelte den Kopf.
    »Und es waren keine Handlanger daran beteiligt. Die ganze Sache war streng geheim. Rote Masten haben die ganze Arbeit gemacht. Und Generäle von beiden Seiten sind gekommen, um sicherzugehen, daß die Sache auch richtig erledigt wird.«
    »Wo ist es passiert?«
    »In den New Territories. Im Westen. Ich werde rausfinden, wo genau, und Sie hinführen. Allerdings gibt es Komplikationen. Dort oben verstecken sich ein paar Leute. Über die Einzelheiten weiß ich nicht Bescheid.«
    Chan kaschierte sein Interesse mit einem langen Zug aus seiner Zigarette. »Sie haben mich hierher bestellt, um mir zu sagen, daß Sie nicht Bescheid wissen?«
    Kans Stimme wurde noch leiser. »Nein. Ich habe Sie hierher bestellt, um ein Rendezvous mit Ihnen zu arrangieren. Hier ist ein Zettel mit fünf Adressen, die von eins bis fünf durchnumeriert sind. Wenn ich Sie anrufe, sage ich nur eine Uhrzeit und eine Nummer und lege auf. Dort holen Sie mich dann ab. Verstanden?«
    Chan nahm den Zettel und sah Kan an. Endlich begriff er, was der Killer ihm sagen wollte: Er hatte Angst.
    »Und kommen Sie allein. Mit dem Wagen. Wenn Sie sich nicht an meine Anweisungen halten, ist die Sache abgeblasen.«
    Chan legte den Zettel zusammen und steckte ihn in die Tasche.
    »Wie Sie meinen.«
    »Ich gehe jetzt, und Sie bleiben noch zwanzig Minuten. Wenn Sie gehen, sollten Sie sich Mühe geben, so auszusehen, als hätten Sie Ihren Spaß gehabt. Offen gestanden, schauen Sie immer so aus, als hätten Sie die letzten Jahre in einem Kloster verbracht.«
    »Ich werd’s versuchen. Ich habe allerdings nicht Ihr Glück bei Frauen.«
    Kan nahm das Kompliment stillschweigend hin und zog sich wieder hinter die Trennwand in sein Zimmer zurück. Chan sah ihm dabei zu, wie er die

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