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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Cocktailpartys, die sie beide besucht hatten, über die Yacht des Gouverneurs, Truppenbewegungen in Südchina und Kricketergebnisse. Cuthbert kam zur Sache, als der Oberbefehlshaber seine Bloody Mary ausgetrunken hatte.
    »Ich habe Sie zum Mittagessen gebeten, General, weil ich glaube, wir könnten uns über eine neue Entwicklung in der Sache mit dem Koffer unterhalten. Sie haben vielleicht schon gehört, daß Chief Inspector Chan Fortschritte macht?«
    »Ja, das habe ich gehört. Scheint ein verdammt guter Mann zu sein, dieser Chan.«
    »Ein erstklassiger Mann. Möglicherweise kann er uns zu den Kurieren führen. Offenbar verstecken sie sich irgendwo im Westen der New Territories. Das hat ihm sein Hauptinformant mitgeteilt. Immer vorausgesetzt natürlich, sein Informant hat recht.«
    »Richtig.«
    »Der Commissioner of Police wollte die Sache mit seiner eigenen Einheit erledigen, aber ich habe ihn davon abgebracht. Natürlich hat er erstklassige Männer, die bei der SAS ausgebildet wurden, aber sie haben einfach nicht … wie soll ich es ausdrücken? … die internationale Erfahrung. Und auch nicht dieselben Loyalitäten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Grant nickte kurz. »Ich weiß. Tsui ist fuchsteufelswild deswegen, aber Sie haben den Gouverneur überredet, SAS-Leute aus Großbritannien zu holen.«
    »Natürlich nur mit Ihrer Zustimmung, General.«
    »Die habe ich bereits gegeben. Das Memo ist heute morgen rausgegangen. Ich habe sie angewiesen, sich mit einer Militärmaschine auf den Weg zu machen. Sie werden heute nachmittag hier landen.«
    »Ja. Das hat mir der Sekretär des Gouverneurs gesagt, kurz bevor ich hergekommen bin. Ich wollte mich über die Art und Weise unterhalten, wie die Armee diese Sache abwickeln wird.«
    »Ah! Darüber können wir uns gern unterhalten. Aber ich würde annehmen, daß die Jungs sich größtmögliche Aktionsfreiheit wünschen – Sie wissen ja, wie das ist, die Kämpfer selbst haben immer das letzte Wort, wenn es um die Organisation eines Einsatzes geht. Obwohl die Sache, soweit ich das beurteilen kann, nicht sonderlich schwierig sein dürfte, oder?«
    Grant hob die Augenbrauen, um Cuthbert zu zeigen, daß er aufrichtig verwirrt über die Sorge des Diplomaten war.
    »Taktisch ist die Sache nicht schwierig, das stimmt. Die Leute sind, soweit wir wissen, bewaffnet – sie haben Automatikpistolen und möglicherweise auch schwerere Waffen –, aber sie sind keine Berufssoldaten. Diplomatisch gesehen ist die Situation allerdings ein wenig heikel.«
    Grant zuckte mit den Achseln: Das war nicht sein Problem.
    »Ich meine, es ist immer noch streng geheim, was in dem Koffer gefunden wurde.«
    »Das wird es auch bleiben, wenn es nach mir geht.«
    »Genau.«
    Grant sah Cuthbert ungeduldig an.
    »Deswegen wollte ich nicht, daß die Polizei etwas damit zu tun hat«, fuhr Cuthbert fort. Dann gäbe es danach nämlich ein Verfahren mit Verteidigern etcetera etcetera. Und wahrscheinlich wäre es unmöglich, die Chinesen da herauszuhalten. »Die Verantwortlichen in London werden wütend sein – ich meine, Sie können sich sicher vorstellen, was die Presse sagen wird. Eine atomare Bedrohung durch kommunistische Kader gegen sechs Millionen Menschen, denen wir noch immer Schutz bieten müssen. Militärischen Schutz.«
    Grant nickte. »Daran habe ich auch schon gedacht. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie sich das verhindern läßt – es sei denn durch ein Verfahren unter Ausschluß der Öffentlichkeit, wie bei Agenten.«
    »Ich fürchte, das ist nicht so einfach, weil keiner der Beteiligten den Official Secrets Act unterzeichnet hat. Nach Aussagen des New York Police Department sind die drei Verdächtigen amerikanische Staatsbürger. Sie wissen doch, wie die Amerikaner sein können, wenn andere Nationen demokratische Prinzipien verletzen. Die CIA kann sich Morde erlauben, aber die Leute in Singapur können einem amerikanischen Halbstarken nicht das Hinterteil versohlen, ohne daß es gleich einen internationalen Konflikt gibt.«
    Grant spielte mit seinen Hors d’œuvres herum. Er schien konzentriert einen Gedanken zu verfolgen. Schließlich hob er den Blick und sah Cuthbert an.
    »Ich werde Ihnen nicht im Wege stehen, aber ich selbst kann keine solchen Anweisungen geben.«
    »Natürlich nicht, General.«
    »Ich werde Sie mit den Männern sprechen lassen. Aber ich warne Sie: Denen werden Sie ausdrücklich erklären müssen, daß dies kein zweites Gibraltar wird. Und Sie müssen sie

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