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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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gesagt.«
    Siu nickte. »War sie mit Ihnen befreundet?«
    »So kann man das nicht nennen. Sie war eine enge Freundin meines Schwagers. Ich habe zusammen mit meiner Schwester, ihrem Mann … und noch ein paar Leuten … eine Nacht auf ihrem Boot verbracht.«
    »Ich würde mir gern die Namen dieser anderen Leute notieren.«
    Chan zögerte, Siu wartete. Der junge chinesische Inspector beugte sich vor, Siu lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Möchten Sie, daß Inspector Ng den Raum verläßt?«
    Chan spürte, daß ihm die Situation entglitt. Warum hatte er das nicht schon längst selbst verlangt? »Ja.«
    Der Inspector verließ achselzuckend den Raum und schloß die Tür hinter sich. Siu nahm einen Dienstbleistift in die Hand.
    Chan zählte auf: »General Xian, Mr. Milton Cuthbert, der Politische Berater, zwei Leibwächter von Xian, meine Schwester Jenny und ihr Mann Jonathan Wong.«
    »Ziemlich eindrucksvoll, diese Liste. Für einen einfachen Polizisten verkehren Sie in ziemlich erlesenen Kreisen, finden Sie nicht auch?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß sie mit meinem Schwager zu tun gehabt hat. Er ist Partner einer Anwaltskanzlei, und es gehört zu seinem Beruf, solche Leute zu kennen. Außerdem befanden sich die Schiffscrew und eine Köchin aus Sri Lanka an Bord, die zum Personal von Emily Ping gehörte.«
    »Ja, wir haben uns bereits mit der Köchin unterhalten. Sie hat geschlafen, als Sie Emily Ping besucht haben. Nicht weiter verwunderlich, schließlich war es nach Mitternacht.«
    »Es stimmt, ich habe nirgends Bedienstete gesehen.«
    »Was ist mit dem Opium?«
    »Was?«
    »Wir haben Hinweise in dem Haus gefunden, daß dort vor kurzem Opium geraucht wurde. Wir gehen davon aus, daß sich Spuren davon in ihrem Blut befinden. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Nein.«
    »Waren Sie ein Liebespaar?«
    »Nein.«
    »Hat sie Sie nie angemacht? Sie war in dieser Hinsicht ziemlich verrufen.«
    »Nein – nicht so richtig.« Chan konnte es kaum glauben, daß er das gesagt hatte.
    Siu hakte sofort nach. » Nicht richtig? «
    Chan spürte, wie er rot wurde. »Sie hat mich gebeten, mit ihr zu schlafen. Ich habe mich geweigert.«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Ja.«
    »Ich würde das aber Anmache nennen – Sie nicht?«
    »Doch, wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Und als Sie sich geweigert haben, hat sie Sie gebeten, zusammen mit ihr Opium zu rauchen?«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Wir haben uns mit anderen Männern unterhalten. Sie war berüchtigt. Sex, Drogen – das einzige westliche Laster, dem sie nichts abgewinnen konnte, war Rock ’n’ Roll. Wenn Sie eine Frau wie sie mitten in der Nacht besuchen, machen Sie das sicher nicht zum Mah-Jongg-Spielen.«
    »Ich weiß nichts von Opium«, sagte Chan, ohne eine Ahnung zu haben, warum er log. Nein, das stimmte nicht: Er wußte, warum.
    Wenn er zugab, etwas über das Opium zu wissen, war das schon fast ein Geständnis, daß er es zusammen mit ihr geraucht hatte. Er hatte selbst schon Leute auf diese Weise dingfest gemacht. Wenn man keinen Geruch hatte, konnten die Hunde einen nicht aufspüren; doch er schämte sich, so zu denken. Es gab einen Spruch: Manchmal ist die Grenze zwischen Polizist und Gangster so fein, daß man sie nicht mehr erkennen kann.
    »Würden Sie sagen, daß sie sich gerade in einem Prozeß der Veränderung befand – hat sie alte Werte in Frage gestellt, vielleicht sogar ihr ganzes Leben?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß wir uns nicht so nahe waren.«
    »Aber soweit wir wissen, waren Sie der letzte ihrer Freunde, der sie lebend gesehen hat. Hat sie verzweifelt gewirkt und Dinge gesagt wie: ›Mir ist alles egal‹, ›Was soll das noch‹ oder ähnliches?«
    »Nein.«
    »Wies irgend etwas in dem Gespräch mit Ihnen darauf hin, daß sie Drogen nahm?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie etwas von früheren Selbstmordversuchen?«
    »Nein.«
    »Hatte sie Schuldgefühle, oder bedauerte sie etwas?«
    »Wenn, hat sie mir nichts davon gesagt.«
    »Warum haben Sie sie nicht gebumst?«
    »Was?«
    »Sie sind doch ein freier Mann, geschieden. Und sie war ebenfalls ungebunden – die begehrteste alleinstehende Frau ganz Asiens, vielleicht sogar der Welt. Von den anderen Männern hat auch keiner nein gesagt.«
    »Gerade deswegen.«
    »Dann sind Sie also etwas Besonderes?«
    »Ich bin nur wählerisch.«
    Siu lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, dann stand er auf, die Hände in den Taschen, und sah nachdenklich zum Fenster hinaus.
    »Sie war keine Hure – wie

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