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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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abschneiden lassen.«
    Zwei Chinesen kamen aus dem Container heraus, auf dem Chan stand. Der eine hatte einen Schraubverschluß in der Hand, der andere eine Spritze. Einer setzte sich neben ihr auf den Boden, der andere vor sie hin. Der Mann mit der Spritze hielt sie in den Schraubverschluß und zog sie auf. Mit einer geübten Bewegung nahm Clare ein Gummiband in die Hand, streifte es über den Unterarm und schlang es ein paarmal herum. Mit der anderen Hand nahm sie die Spritze, fand nach langem Suchen eine Vene und drückte die Spritze durch. Chan sah, wie ihr Körper sich verkrampfte; sie ächzte verzückt auf. Dann glitt sie zusammengerollt wie ein Embryo auf den Boden.
    »O Mann, verdammt.«
    Chan wartete, bis die beiden Chinesen sich ebenfalls einen Schuß gesetzt hatten. Er wußte, daß er ungefähr zwanzig Minuten hatte, in denen sie high waren. Danach wären sie wieder in der Lage, halbwegs normal zu reagieren.
    Clare richtete sich auf und lehnte sich gegen die Stahlwand. Einer der beiden Männer setzte sich neben sie. Der andere lag vor ihren Füßen auf dem Boden.
    Clare sagte langsam: »Wißt ihr, was ich grade gesehen habe? Da war jemand oben auf dem Dach.«
    »Dach?« Johnny kicherte. »Dach? Euer Hoheit, wir haben hier kein Dach.«
    Clare grinste und brach dann in schallendes Gelächter aus, als auch der zweite Mann den Witz begriff.
    »Ja, genau.« Sie kratzte sich grinsend den rasierten Kopf.
    »Wahrscheinlich hast du recht. Das ist prima Stoff.«
    »Das haben wir Euer Hoheit zu verdanken.«
    »Ach, hör auf mit dem Hoheit-Scheiß. Mir würd’s ja nichts ausmachen, aber du meinst es nicht ernst. Du solltest dankbar sein. Wenn ich nicht gewesen wäre, wärt ihr jetzt beide tot. Verdammt, was war das?«
    Chan landete auf dem Boden, rollte ab und kniete mit der Maschinenpistole im Anschlag vor ihnen nieder.
    »Keine Bewegung, Polizei, Sie sind verhaftet.«
    »Was?«
    Sechs Pupillen, ungefähr so groß wie Stecknadelköpfe, versuchten, ihn zu fixieren.
    »Wow«, sagte Clare und kratzte sich grinsend den Arm. »Da ist grad jemand vom Himmel gefallen.«
    »Verdammt.«
    »Vielleicht ist er aus dem Hubschrauber gefallen, den ich da höre.«
    »Verdammt! Hubschrauber! Ich hau’ hier ab.« Clare versuchte aufzustehen. Sie schob sich an der Wand des Containers hoch und sank sofort wieder in sich zusammen. »Scheiße. Ich bin total stoned. Verdammt, ich glaub’, die haben uns erwischt.«
    »Keine Bewegung«, wiederholte Chan. »Ich will Sie nicht verletzen.«
    Clare starrte ihn mit schwerem Blick an. »Er hat ’nen britischen Akzent.«
    »Haben die alle hier.«
    »Da fällt ’n Marsmensch vom Himmel, und Scheiß, dann redet der so’n affiges Englisch.«
    Chan hoffte, daß sie keinen Fluchtversuch unternehmen würden. Wie flößte man jemandem Angst und Respekt ein, der irgendwo im Weltraum schwebte? Er wußte, daß er nicht in der Lage sein würde, sie zu erschießen. Chan war einfach nicht der Mensch, der einem kranken Hund den Gnadenschuß gab. Er starrte sie an, während sie den Hubschrauber anstarrten, der sich aus dem Nichts erhob wie ein prähistorisches Monster. In den Augen der Süchtigen verstärkte das die Wirkung von Chans Auftritt wie teuere Spezialeffekte in einem Film. Sie standen da wie erstarrt, nur ihre Köpfe drehten sich, als der Hubschrauber über den Containern Staubwolken aufwirbelte.
    »Mann, ich hab’ geträumt, daß einer von denen kommt und uns mitnimmt«, sagte Clare. »Aber viel können die uns nicht anhängen, bloß Rauschgiftbesitz.«
    »Die Bullen sind noch das wenigste, erinnerst du dich, Euer Hoheit?«
    Clare kratzte sich wieder am Kopf. »Ja. Scheiße.« Sie wandte sich an Chan. »Habt ihr hier auch so was wie Zeugenschutz? Weißt du, wir könnten Zeug verkaufen, da würden dir die Haare zu Berge stehen. Ist ’ne große internationale Sache.«
    Chan sah, wie zwei SAS-Soldaten mit verblüffender Geschwindigkeit an einem Seil herunterglitten. Als sie auf dem Boden ankamen, fingen sie zu rennen an.
    »Alles in Ordnung«, rief Chan. »Ich hab’ sie unter Kontrolle. Sie sind festgenommen. Die sind zu stoned, die können sich nicht rühren. Sie haben keine Waffen. Ich habe gesagt, ich habe sie festgenommen. «
    Vielleicht lag’s an dem Lärm, den der Hubschrauber machte.
    » Sie sind unbewaffnet, alles in Ordnung. «
    Die beiden Soldaten schienen ihn nicht zu hören.
    Die beiden Soldaten gingen in Stellung, knieten nieder, hielten die Waffen mit ausgestrecktem Arm in beiden

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