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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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der Hand winkend, »daß ich hier etwas klassisch eingerichtet bin – ein kleiner Cekropier, he? Die Halle, in welcher wir speisen werden, ist den Griechen entlehnt, ein cyzicensischer Oekus. Edler Sallust! wie man mir sagt, sieht man diese Art von Gemächern in Rom nicht?«
    »Oh,« erwiderte Sallust mit einem halben Lächeln, »ihr Pompejaner verbindet das Gewählteste von Griechenland und Rom; mögest Du, Diomed, bei den Gerichten eine ebenso herrliche Auswahl und Verbindung getroffen haben wie bei der Bauart.«
    »Du sollst sehen, Du sollst sehen, mein Sallust,« antwortete der Kaufmann; »wir haben Geschmack in Pompeji und wir haben auch Geld.«
    »Zwei herrliche Dinge,« entgegnete Sallust, »aber sieh da, die schöne Julia!«
    Ein Hauptunterschied zwischen der Lebensweise der Athener und der der Römer bestund, wie schon bemerkt, darin, daß bei den ersteren die Frauen selten oder nie an den Gastereien Theil nahmen, während sie bei den letzteren die gewöhnliche Zierde des Festes bildeten, das jedoch in diesem Fall gewöhnlich frühe endete.
    Herrlich, in ein weißes mit Perlen und Goldfäden durchwirktes Gewand gekleidet, trat die schöne Julia in das Gemach.
    Kaum hatte sie die Begrüßung der beiden Gäste empfangen, als auch Pansa und seine Frau, Lepidus, Klodius und der römische Senator beinahe gleichzeitig eintraten; hierauf die Wittwe Fulvia, dann der Dichter Fulvius, der, wenn in keinem andern Punkte, wenigstens dem Namen nach der Wittwe glich; nach ihm schritt der Krieger aus Herkulanum, begleitet von seinem Schatten, herein und nach diesen die unbedeutenderen der Gäste. Ione zögerte noch.
    Bei den höflichen Alten war es Mode, zu schmeicheln, wo es nur immer in ihrer Macht lag, und deshalb galt es als ein Zeichen schlechter Erziehung, sich unmittelbar nach dem Eintritt in das Haus seines Wirthes zu setzen. Nach der Begrüßung, die gewöhnlich in demselben herzlichen Schütteln der Hände, das auch wir beibehalten haben und bisweilen in der noch vertrauteren Umarmung bestund, verbrachten die Anwesenden mehre Minuten mit Beschauung des Gemaches und Bewunderung der Bronzen, der Gemälde, oder der Möbeln, womit es geschmückt war. Eine sehr ungeschliffene Mode nach unsern verfeinerten englischen Begriffen, welche Gleichgültigkeit zu einem wesentlichen Bestandtheil guter Erziehung machen; nie würden wir – selbst um die ganze Welt nicht – hohe Bewunderung in eines Andern Haus an den Tag legen, aus Furcht, man könnte glauben, wir hätten nie zuvor etwas so Schönes gesehen!
    »Welch schöne Statue des Bacchus!« rief der römische Senator.
    »Eine bloße Kleinigkeit,« antwortete Diomed.
    »Welch herrliche Gemälde!« sagte Fulvia.
    »Bloße Kleinigkeiten,« erwiderte der Besitzer.
    »Ausgesuchte Kandelaber,« rief der Krieger.
    »Ausgesuchte,« sprach der Schatten nach.
    »Kleinigkeiten, Kleinigkeiten!« wiederholte der Kaufmann.
    Unterdessen begab sich Glaukus an eines der Fenster der Galerie, das mit den Terrassen in Verbindung stund, die schöne Julia zu seiner Seite.
    »Ist es eine athenische Tugend, Glaukus,« fragte die Kaufmannstochter, »diejenigen zu meiden, die man einst gesucht hat?«
    »Schöne Julia, nein!«
    »Doch ist es, däucht mir, eine der Eigenschaften des Glaukus?«
    »Glaukus meidet nie seine Freunde,« antwortete der Grieche, einigen Nachdruck auf das letzte Wort legend.
    »Darf sich Julia unter die Zahl seiner Freunde rechnen?«
    »Selbst für den Kaiser würde es eine Ehre sein, eine so liebenswürdige Freundin zu finden.«
    »Du weichst meiner Frage aus,« entgegnete die verliebte Julia; »aber sage mir, ist es wahr, daß Du die Neapolitanerin Ione bewunderst?«
    »Nöthigt Schönheit nicht Bewunderung ab?«
    »Ah, schlauer Grieche, immer entfliehst Du der Bedeutung meiner Worte. Doch sprich, wird Julia in der That Deine Freundin sein?«
    »Wenn sie mir diese Gunst erweisen will, seien die Götter gepriesen! Der Tag, an welchem mir eine solche Ehre widerfährt, soll mir immer mit einem weißen Strich bezeichnet bleiben.«
    »Doch selbst während Du mit mir sprichst, ist Dein Auge unstät – Deine Farbe kommt und verschwindet – Du bewegst Dich unwillkürlich weg – Du bist ungeduldig, zu Ione zu kommen.«
    In diesem Augenblick nämlich war Ione eingetreten und Glaukus hatte in der That die von der eifersüchtigen Schönheit angedeutete Bewegung verrathen.
    »Kann Bewunderung für eine Dame mich der Freundschaft einer andern unwürdig machen? Bestätige nicht, o

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