Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
Vom Netzwerk:
Julia, auf diese Weise die Schmähungen der Poeten über Dein Geschlecht.«
    »Allerdings, Du hast recht, oder ich will wenigstens lernen so zu denken. Glaukus, noch einen Augenblick – Du wirst Dich mit Ione vermählen, nicht wahr?«
    »Wenn es das Schicksal gestattet, so ist meine beseligendste Hoffnung.«
    »Empfang denn von mir zum Zeichen unserer neuen Freundschaft ein Geschenk für Deine Braut. Du weißt ja, es ist unter Freunden gebräuchlich, der Braut und dem Bräutigam einige derartige kleine Zeichen der Achtung und der innigen Glückwünsche zu geben.«
    »Julia! Ein Freundschaftszeichen aus solchen Händen kann ich nicht ausschlagen. Ich will es als ein Omen der Fortuna selbst annehmen.«
    »Komm also nach dem Fest, wenn die Gäste fortgehen, zu mir in mein Zimmer und empfange das Geschenk aus meinen Händen – vergiß es nicht,« sagte Julia, während sie zu der Frau des Pansa trat und den Glaukus seine Ione aufsuchen ließ.
    Die Wittwe Fulvia und die Gemahlin des Aedils waren in einer hochwichtigen Verhandlung begriffen.
    »O Fulvia, ich versichere Dir, das nach dem letzten Berichte aus Rom die gekräuselte Frisur etwas ganz Veraltetes ist; man trägt das Haar nur thurmförmig aufgebaut wie das der Julia, oder in Form eines Helms – die galerianische Mode – wie Du es bei mir siehst; es nimmt sich, wie mir däucht, recht gut aus. Ich versichere Dich, Vespius« (so hieß nämlich der Held aus Herkulanum) »bewundert es überaus.«
    »Und niemand trägt das Haar wie jene Neapolitanerin nach griechischer Art?«
    »Was! auf der Stirne gescheitelt, mit einem Knoten hinten; o nein, wie lächerlich ist das! Es erinnert an die Statue der Diana! Übrigens ist diese Ione hübsch, he?«
    »So sagen wenigstens die Männer, aber sie ist freilich auch reich; sie heirathet den Athener, ich wünsche ihr alles Glück. Nun befürchte ich, daß er ihr nicht lange treu bleiben wird, denn diese Fremden sind so veränderlich.«
    »He, Julia,« rief Fulvia, als des Kaufmanns Tochter zu ihnen trat, »hast Du den Tiger schon gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber alle Damen sind hingegangen, um ihn zu sehen. Er ist so hübsch!«
    »Ich hoffe, wir werden einen Verbrecher oder sonst Jemand für ihn und den Löwen finden,« antwortete Julia. »Dein Gemahl« (und hier wandte sie sich zu Pansa's Gattin) »ist in diesem Punkte nicht so thätig, als er es sein sollte.«
    »Nun ja, die Gesetze sind auch in der That zu mild,« entgegnete die Dame mit dem Helm; »es gibt so wenig Verbrechen, für welche die Strafe der Arena zuerkannt werden kann, und dann werden die Gladiatoren auch zu weichlich. Die stämmigsten Bestiarii erklären sich willig genug, mit einem Bären oder Ochsen zu kämpfen, aber einem Löwen oder Tiger gegenüber finden sie das Spiel zu ernsthaft.«
    »Sie sind einer Mitra [Fußnote: Mützen wurden bisweilen auch von Männern getragen und als ein Zeichen großer Weichlichkeit betrachtet – zu einer Mitra tauglich (ihrer würdig) sein, hieß also, sonst zu sehr wenig anderem brauchbar sein. Es ist erstaunlich, wie viele neuere Ansichten aus dem Alterthum herkommen! ] würdig,« bemerkte Julia verächtlich.
    »Oh, hast Du das neue Haus unseres schätzbaren Dichters Fulvius gesehen?« fragte die Gattin des Pansa.
    »Nein, ist es hübsch?«
    »Gewiß, herrlicher Geschmack; aber man sagt, meine Theure, er habe so unschickliche Gemälde. Er will sie den Damen nicht zeigen, wie ungezogen!«
    »Diese Dichter sind von jeher wunderliche Kauze,« sagte die Wittwe. »Aber er ist ein interessanter Mann; welch hübsche Verse schreibt er! Wir machen sehr große Fortschritte in der Poesie und es ist jetzt rein unmöglich, das alte Zeug noch zu lesen!«
    »Ich bin auch entschieden Deiner Meinung,« antwortete die Dame mit dem Helm; »die neuere Schule hat viel mehr Kraft und Energie.«
    Der Krieger schlenderte auf die Damen zu.
    »Es söhnt mich mit dem Frieden aus,« sagte er, »wenn ich solche Gesichter sehe.«
    »O Ihr Helden seid immer Schmeichler,« antwortete Fulvia, beeilt, das Compliment besonders auf sich zu beziehen.
    »Bei dieser Kutte, die ich aus des Kaisers eigener Hand empfing,« erwiderte der Krieger, mit einer kurzen Kette spielend, die wie ein Halsband um den Nacken hing, statt wie bei den Söhnen des Friedens bis auf die Brust herabzureichen – »bei dieser Kette, Du thust mir Unrecht; ich spreche, wie mir's um's Herz ist; wie sich's für einen Soldaten gehört.«
    »Wie findest Du die Damen in Pompeji im Allgemeinen?«

Weitere Kostenlose Bücher