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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Abgrund sehr widerwärtig aussehen. Ich gestehe, daß ich sehr zur Düsterkeit geneigt war, bis ich mich so herzhaft ans Trinken machte – das ist ein neues Leben, mein Glaukus!«
    »Ja – aber am nächsten Morgen bringt es uns zu einem neuen Tod.«
    »Nun ja, der nächste Morgen ist allerdings unangenehm; oder wäre das nicht der Fall, so würde man nie Lust zum Lesen haben – ich studire bisweilen, weil ich, bei den Göttern! zuweilen bis Mittag zu allem Andern unfähig bin.«
    »Pfui, Scythe!«
    »Pah! das Schicksal des Pentheus dem, der den Bacchus läugnet!«
    »Gut, Sallust, bei all Deinen Fehlern bist Du der beste Libertin, den ich je traf, und wahrhaftig, käme ich je einmal in Lebensgefahr, so wärest Du in ganz Italien der einzige Mensch, der einen Finger zu meiner Rettung ausstreckte.«
    »Vielleicht würde ich es nicht thun, wenn ich gerade mitten im Essen wäre. Aber in allem Ernste, wir Italiener sind fürchterlich selbstsüchtig.«
    »Wir Alle, die nicht frei sind,« sagte Glaukus mit einem Seufzer; »Freiheit allein befähigt die Menschen, sich für einander aufzuopfern.«
    »Dann muß Freiheit etwas sehr Ermüdendes für einen Epikuräer sein,« antwortete Sallust; »doch da sind wir ja am Hause unseres Wirths.«
    Da Diomeds Villa bezüglich der Größe eine der bedeutendsten unter den bis jetzt ausgegrabenen und überdies noch den besonderen Bestimmungen, wie sie der römische Architekt für eine vorstädtische Villa aufstellt, gebaut ist, so dürfte es nicht uninteressant sein, die Zimmer, durch welche unsere Gäste kamen, in Kürze zu beschreiben. Sie traten also durch dasselbe kleine Vestibul, in welchem wir früher den alten Medon getroffen haben, und kamen von da sogleich in eine Kolonnade, nach der Kunstsprache Peristyl genannt; denn der Hauptunterschied zwischen der vorstädtischen Villa und einem Hause in der Stadt bestund darin, daß in ersterer die Kolonnade genau in demselben Raume angebracht war, den in einem Hause in der Stadt das Atrium einnahm. In der Mitte des Peristyls war ein offener Hof, der das Impluvium enthielt.
    Aus diesem Peristyl führte eine Treppe in die Speise- und Vorrathskammern, während ein anderer schmaler Gang auf der entgegengesetzten Seite mit dem Garten in Verbindung stund; verschiedene kleine Gemächer, wahrscheinlich zu Beherbergung von Gästen vom Lande bestimmt, umgaben die Kolonnade. Eine andere Thüre zur Linken des Eintretenden führte auf einen kleinen dreieckigen Portikus, der zu den Bädern gehörte und hinter welchem die Garderobe lag, in welcher die Festkleider der Sklaven und vielleicht auch des Herrn aufbewahrt wurden. Siebzehn Jahrhunderte später fand man diese Überbleibsel antiken Putzes verkalkt und zerfallend – ach, länger aufbewahrt, als ihre haushälterischer Eigenthümer vorausgesehen.
    Kehren wir zum Peristyl zurück und suchen wir dem Leser eine Übersicht der ganzen Zimmerreihe zu geben, wie sie jetzt sofort von den beiden Gästen durchschritten wurden.
    Denke er sich also zuerst die Säulen des Portikus mit Blumenkränzen behangen, die Säulen selbst unten roth bemalt und die Wände ringsherum von mannigfaltigen Fresken strahlend; weiterhin sah man hinter einem zu zwei Drittheilen weggezogenen Vorhang das Tablinum oder den Salon, der durch Glasthüren, die in diesem Augenblick in die Wände zurückgeschoben waren, nach Belieben geschlossen werden konnte. Zu beiden Seiten dieses Tablinums befanden sich kleine Zimmer, deren eines eine Art Raritätenkabinet war und diese, so wie das Tablinum selbst stunden mit einer langen Galerie in Verbindung, die zu beiden Seiten auf Terrassen auslief; zwischen den Terrassen aber und mit dem Haupttheil der Galerie in Verbindung stehend, lag eine Halle, in welcher das Banket heute bereitet war. Alle diese Räume, obwohl beinahe in gleicher Höhe mit der Straße, lagen ein Stockwerk über dem Garten, die mit der Galerie in Verbindung stehenden Terrassen aber waren als Korridors fortgeführt, die, auf Pfeilern stehend, den Garten unten rechts und links einfaßten.
    Unten, auf gleicher Höhe mit dem Garten, befanden sich die Gemächer, die, wie bereits beschrieben, vorzüglich für Julia bestimmt waren.
    In der eben erwähnten Galerie nun empfing Diomed seine Gäste.
    Der Kaufmann affektirte im höchsten Grade den Mann von Bildung und eben darum eine Leidenschaft für Alles, was Griechisch war, weshalb er auch den Glaukus besondere Aufmerksamkeit erwies.
    »Du wirst sehen, mein Freund,« sagte er, mit

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