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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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fragte Julia.
    »Bei der Venus, sehr schön; sie begünstigen mich allerdings ein wenig und das macht meine Augen für ihre Reize doppelt empfänglich.«
    »Wir sehen die Krieger gerne,« sagte Pansa's Gemahlin.
    »Ich sehe es; beim Herkules, es ist sogar in diesen Städten unangenehm, zu sehr gefeiert zu werden. In Herkulanum klettern die Leute auf das Dach meines Atriums, um mich, wenn auch nur flüchtig, durch das Compluvium zu sehen. Die Bewunderung unserer Mitbürger ist anfänglich recht angenehm, später aber wird sie lästig.«
    »Ganz richtig, O Vespis,« rief der Poet der Gruppe sich anschließend, »ich finde es ebenfalls so.«
    »Du,« sagte der stattliche Krieger und maß die kleine Figur des Dichters mit unaussprechlicher Geringschätzung, »in welcher Legion hast Du gedient?«
    »Du kannst meine Spolien, meine Exuvien sogar auf dem Forum sehen,« erwiderte der Poet mit einem bedeutungsvollen Blick auf die Damen. »Ich gehörte zu den Zeltkameraden, den Contubernales des großen Mantuaners selbst.«
    »Ich kenne keinen General aus Mantua,« entgegnete der Krieger ernsthaft; »welchen Feldzug hast Du mitgemacht?«
    »Den auf den Helikon.«
    »Von diesem hab' ich nie gehört.«
    »Er scherzt ja bloß, Vespius,« fiel Julia lachend ein.
    »Scherzt! beim Mars, bin ich ein Mann, mit dem man scherzen darf?«
    »Ja; Mars war selbst in die Mutter des Scherzes verliebt,« sprach der Poet etwas erschrocken; »wisse denn, o Vespius, daß ich der Dichter Fulvius bin. Ich bin es, der die Krieger unsterblich macht.«
    »Das mögen die Götter verhüten,« flüsterte Sallust Julia zu. »Wenn Vespius unsterblich gemacht würde, welch ein Muster von einem langweiligen Prahlhans wäre da der Nachwelt überliefert.«
    Der Krieger schaute verlegen drein, als zur unbegränzten Erleichterung seiner selbst und seiner Gefährten das Zeichen zur Tafel gegeben wurde.
    Da wir bereits im Hause des Glaukus den gewöhnlichen Verlauf eins pompejanischen Mahles mit angesehen haben, so bleibt der Leser mit jeder zweiten Schilderung der Gänge und der Art und Weise, in welcher sie aufgetragen wurden, verschont.
    Diomed, der ein Freund der Ceremonien war, hatte einen Nomenclator aufgestellt, der jedem Gast seinen Platz anwies.
    Voraus schicken müssen wir, daß bei einem festlichen Mahl drei Tische an einander gerückt wurden; einer nämlich stund in der Mitte und einer auf jedem Flügel. Nur die Außenseite dieser Tische nahmen die Gäste ein; der innere Raum blieb zur größeren Bequemlichkeit der Aufwärter oder Ministri frei. Die äußerste Ecke des einen Flügels wurde Julia als der Dame des Hauses angewiesen, der Platz neben ihr dem Diomed. An einer Ecke des mittleren Tisches saßen der Aedil, an der entgegengesetzten aber der römische Senator. Dies waren die Ehrenplätze. Die andern Gäste waren so vertheilt, daß die jungen Leute (Damen oder Herrn) neben einander saßen, und die in den Jahren vorgerückteren auf gleiche Weise gepaart wurden; eine ganz angenehme Einrichtung, welches übrigens diejenigen, die noch immer für jung gehalten zu werden wünschten, oft vor den Kopf gestoßen haben muß.
    Ione's Stuhl stund neben dem Ruhebett des Glaukus. [Fußnote: Bei größeren Festlichkeiten saßen die Damen auf Stühlen, während die Männer auf Ruhebetten lagen. Nur im Schoße der Familien war dieselbe Bequemlichkeit auch dem zarteren Geschlechte gestattet. Der Grund ist einleuchtend. ] Die Sitze waren mit Schildkrötenschaalen ausgelegt und mit Polstern bedeckt, die voll Federn und mit den kostbarsten Stickereien Babylons geschmückt waren. An der Stelle der modernen Zierrathen sah man eherne, elfenbeinerne oder silberne Götterbilder; das heilige Salzfaß und die Laren fehlten nicht. Über Tisch und Sitze hing ein reicher Baldachin. An jeder Ecke des Tisches stunden hohe Kandelabern; denn obwohl es noch früh am Tage war, hatte man doch das Gemach verdunkelt. Von Dreifüßen, die an verschiedenen Stellen des Saales aufgestellt waren, erhob sich der Wohlgeruch von Myrrhe und Weihrauch, und auf dem Abacus oder Seitentisch waren große Gefäße und verschiedene Ornamente von Silber aufgestellt, zwar mit derselben Prahlsucht, aber mit ungleich größerem Geschmacke, als wir bei einem modernen Feste entwickelt finden.
    Statt des bei uns gebräuchlichen Tischgebets wurden unabänderlich den Göttern Libationen gebracht, und Vesta, als die Königin der Hausgötter, empfing gewöhnlich zuerst diese dankbare Huldigung. Nachdem diese

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