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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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dumpfer wurde; gleichwohl aber, wenn sie bisweilen stehen blieb, um Athem zu schöpfen, hörte sie die herannahenden Schritte und das undeutliche Murmeln von Stimmen. Endlich stieß sie plötzlich auf eine Mauer, die ihrem Pfade eine Grenze zu stecken schien. War kein Plätzchen da, wo sie sich verbergen konnte? Keine Öffnung? Keine Kluft? Ach nein! Sie hielt an und rang ihre Hände in Verzweiflung; dann durch die herannahenden Stimmen von Neuem aufgejagt, eilte sie an der Seite der Wand hin, und fiel, da sie plötzlich gegen einen der da und dort hervorragenden Strebepfeiler stieß, zu Boden. Obwohl sie sich ziemlich beschädigte, verlor sie doch die Besinnung nicht. Sie stieß einen kurzen Schrei aus, ja, sie pries sogar im Stillen den Unfall, der sie hinter eine Art Schirm geführt hatte, und indem sie sich dicht in den von dem Pfeiler gebildeten Winkel schmiegte, so daß sie wenigstens von einer Seite gegen jede Entdeckung gesichert war, zwängte sie ihre leichte und kleine Gestalt möglichst zusammen, und erwartete atemlos ihr Schicksal.
    Unterdessen schritten Arbaces und der Priester dem geheimen Gemache zu, dessen Schätze der erstere so gewaltig gepriesen hatte. Sie befanden sich jetzt in einer großen unterirdischen Halle; die niedere Decke wurde von kurzen, dicken Pfeilern getragen, deren Architektur von der griechischen Anmuth jener prachtvollen Periode weit verschieden war. Die einzige und blasse Leuchte, welche Arbaces trug, warf nur einen unvollkommenen Strahl auf die nackten und rauhen Wände, deren große Steine ohne Mörtel seltsam und kunstlos in einander gefügt waren. Das aufgestörte Gewürm starrte die Eindringlinge stumpf an, und verkroch sich sodann in den Schatten der Mauern.
    Kalenus schauderte, als er umherblickte und die feuchte ungesunde Luft einathmete.
    »Gleichwohl,« sagte Arbaces, als er dieses Schaudern gewahrte, mit einem Lächeln, »sind es diese rauhen Behälter, welche die Herrlichkeiten der Halle da oben liefern; sie sind wie die Arbeiter auf Erden – wir verachten sie wegen ihres rohen Äußern und doch geben gerade sie denselben Stolz, der geringschätzigend auf sie herabschaut, seine Nahrung.«
    »Und wohin führt jene düstere Galerie zur Linken?« fragte Kalenus, »in dieser tiefen Finsternis scheint sie ohne Grenze, als ob sie sich nach dem Hades hinzöge.«
    »Im Gegentheil,« antwortete Arbaces oberflächlich, »sie führt zum Tageslicht empor, doch wir müssen uns rechts wenden.«
    Die Halle theilte sich, wie manche andere in den bewohnbaren Regionen Pompeji's am Ende in zwei Flügel oder Gänge, deren Länge in Wirklichkeit nicht sehr beträchtlich war, dem Auge aber durch das unheimliche Dunkel, gegen welches die Lampe so vergeblich ankämpfte, wesentlich vergrößert erschien. Nach dem rechten dieser Hügel wandten jetzt die beiden Freunde ihre Schritte.
    »Der muntere Glaukus wird morgen in ein nicht viel trockeneres und gewaltig kleineres Gemach einquartiert werden,« sagte Kalenus, als sie an der Stelle vorbeigingen, wo, völlig eingehüllt in den Schatten des breiten vorspringenden Pfeilers, die Thessalierin kauerte.
    »Allerdings, aber am folgenden Tag wird er ein recht trockenes und großes Zimmer in der Arena bekommen. Und wenn ich nun denke,« fuhr Arbaces langsam und mit wohl überlegtem Tone fort, »wenn ich nun denke, daß ein Wort von Dir ihn retten und den Arbaces an seine Stelle bringen könnte!«
    »Dieses Wort soll nie gesprochen werden,« versetzte Kalenus.
    »Recht, mein Kalenus, es soll es nie,« antwortete Arbaces, seinen Arm vertraulich auf des Priesters Schulter legend; »doch jetzt halt, wir sind an Ort und Stelle.«
    Die flackernden Strahlen des Lichtes fielen auf eine kleine, tief in der Mauer angebrachte und durch viele eiserne Platten und Bänder gut verwahrte Thüre. Nun zog Arbaces einen kleinen Ring aus seinem Gürtel, an welchem mehre kurze, aber starke Schlüssel hingen. Oh, wie schlug das gierige Herz des Kalenus, als er die rostigen Schlösser knarren hörte, wie wenn sie über das Eindringen zu dem Schatze zürnten, den sie bewachten.
    »Tritt ein, mein Freund,« sagte Arbaces, »während ich die Lampe in die Höhe halte, damit Du Deine Augen an den gelben Haufen weiden kannst.«
    Der ungeduldige Kalenus ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern eilte schnell auf die Öffnung zu.
    Kaum hatte er die Schwelle überschritten, als die kräftige Hand des Arbaces ihn vorwärts stieß.
    » Das Wort soll nie gesprochen werden ,« rief

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