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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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doch eben so gut für den Dienst der Vesta eignen.«
    »Aber höre einmal, Stratonice,« hub Lydon an, »wie bist Du zu einer so sanften und zarten Sklavin gekommen? Bei einer reichen römischen Dame wäre sie besser an ihrem Platze.«
    »Ganz richtig,« antwortete Stratonice, »und ich werde auch durch ihren Verkauf einmal mein Glück machen. – Du fragtest mich, wie ich zu der Nydia gekommen sei?«
    »Ja.«
    »Nun, siehst Du, meine Sklavin Staphyla .... Du erinnerst Dich der Staphyla, Niger?«
    »Ja wohl. Ein großhändiges Weibsbild, mit einem Gesichte, wie eine komische Maske. Wie sollte ich sie vergessen haben, beim Pluto, dessen Dienstmagd sie jetzt wahrscheinlich ist.«
    »Ruhig! Du Tölpel! Staphyla starb also eines Tags und war für mich ein großer Verlust, und ich ging auf den Markt, mir eine andere Sklavin zu kaufen. Aber, bei den Göttern! die waren, seitdem ich die arme Staphyla gekauft hatte, alle so theuer geworden, und das Geld war so rar, daß ich schon hoffnungslos heimkehren wollte, als ein Kaufmann mich an meinem Kleide zupfte. ›Frau,‹ sagte er, ›möchtest Du um einen billigen Preis eine Sklavin kaufen? Ich habe da ein junges Mädchen zu verhandeln; zwar ist sie nur klein und fast noch Kind, aber sie ist behend und still, gelehrig und geschickt, singt hübsch und stickt, und ist überdies, wie ich Dich versichern kann, von guter Abkunft.‹ – Aus welchem Lande? fragte ich. ›Aus Thessalien.‹ Nun wußte ich, daß die Thessalierinnen flink und sanft sind, und sagte also, ich wolle das Mädchen sehen. Ich fand sie ganz, wie Ihr sie jetzt sehet, kaum kleiner, und dem Äußern nach nicht viel jünger. Sie sah geduldig und ergeben genug aus, mit ihren auf die Brust gekreuzten Armen und zu Boden gesenkten Augen. Ich fragte den Kaufmann nach dem Preise; er war mäßig, und so kaufte ich Nydia auf der Stelle. Der Kaufmann führte sie in mein Haus und verschwand sogleich. Denkt Euch mein Erstaunen, meine Freunde, als ich fand, daß sie blind sei. Ha! ha! dieser Kaufmann war ein sauberer Bursche. Ich eilte vor Gericht, aber der Spitzbube war schon nicht mehr in Pompeji; ich mußte also wieder nach Hause zurückkehren, und zwar, wie Ihr wohl denken könnt, übel gelaunt, was das arme Mädchen wohl zu fühlen bekam. Aber es war nicht ihre Schuld, daß sie blind war, denn sie ist es seit ihrer Geburt. Allmählig trösteten wir uns über unsern Handel. Sie ist zwar nicht so stark als Staphyla und nützt uns ihm Hause sehr wenig; aber sie wußte ihren Weg in der Stadt so gut zu finden, wie wenn die hundert Augen des Argus ihr zu Diensten gestanden wären, und als sie uns eines Morgens eine Handvoll Sesterze heimbrachte, die sie, ihrer Angabe nach, aus einigen, in unserm kleinen Garten gepflückten Blumen gelöst hatte, so zweifelten wir nicht, daß sie uns von den Göttern selbst zugesendet worden sei. Wir lassen sie nun von jener Zeit an nach Belieben mit einem Korbe voll Blumen ausgehen, aus denen sie nach der thessalischen Art Kränze windet, was den jungen Herren Spaß macht. Die vornehmen Leute scheinen überhaupt Gefallen an ihr zu finden, denn sie bezahlen ihr für ihre Blumen immer mehr als andern Blumenmädchen, und sie bringt uns den ganzen Erlös nach Hause, was keine andere Sklavin thun würde. Darum verrichte ich mein Geschäft im Hause selbst; aber was sie mir schon eingetragen hat, wird bald zum Ankaufe einer zweiten Staphyla hinreichen. Ohne Zweifel hat der thessalische Seelenverkäufer die junge Blinde vornehmen Eltern [Fußnote: Die thessalischen Sklavenhändler waren dafür bekannt, daß sie Personen von Geburt und Erziehung raubten, und sie verschonten hiebei sogar ihre eigenen Landsleute nicht immer. Aristophanes verspottet dieses, wie schon das Sprichwort sagt, verrätherische Volk aufs Bitterste wegen seiner eingewurzelten Sucht, durch den Handel mit Menschenfleisch Geld zu verdienen. ] gestohlen; außer ihrer Geschicklichkeit im Kränzewinden singt sie und spielt die Zither, was auch viel Geld einbringt, und seit einiger Zeit ... doch, dies ist ein Geheimnis ...«
    »Dies ist ein Geheimnis! Was!« rief Lydon, »bist Du eine Sphinx geworden?«
    »Eine Sphinx! nein ... Warum eine Sphinx?«
    »Höre auf mit Deinem Geschnatter, gute Frau, und bring uns zu Essen, ich bin hungrig,« sagte Sporus ungeduldig.
    »Und ich auch,« rief der schreckliche Niger, indem er sein Messer auf der flachen Hand wetzte.
    Die Amazone ging also in die Küche und kehrte bald mit einem Brette voll

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