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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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einem Ausdrucke größerer Würdigung als zuvor.
    »Beim Kastor! Du bist ein stärkerer Bursche als ich glaubte,« sagte er; »ich sehe, Du bist ein Mann von Verdienst und Tugend; reiche mir Deine Hand, mein Held!«
    Die Gladiatoren zollten der edelmüthigen Anrede Burbo's lauten Beifall und drangen in Lydon, ihm die Hand zu reichen.
    »Sehr gerne,« versetzte der Gladiator; »doch jetzt, da ich einmal sein Blut gekostet habe, möchte ich gerne das Ganze einfangen.«
    »Beim Herkules!« rief der Wirth, ohne aus der Fassung zu kommen; »das ist echter Gladiatorsinn. O Pollux! was kann gute Zucht aus einem Manne machen; ein Tiger könnte ja nicht wilder sein!«
    »Ein Tiger? o Unsinn!« rief Tetraides; »wir nehmens mit Jedem auf.«
    »Gut! gut!« sagte Stratonice, die damit beschäftigt war, ihre Haare zu glätten und ihre Locken in Ordnung zu bringen. »Wenn ihr wieder alle gute Freunde seid, so empfehle ich Euch, ruhig und ordentlich zu sein; denn einige junge Herren, Eure Patrone und Gönner, ließen sagen, sie wollen hieher kommen und Euch besuchen. Sie wünschen, ehe sie ihre Wetten auf das große Gefecht im Amphitheater abschließen, Euch hier mit mehr Bequemlichkeit zu betrachten, als in den Schulen möglich ist. Sie kommen gewöhnlich deswegen immer zu uns, weil sie wissen, daß wir nur die besten Gladiatoren von Pompeji aufnehmen. Unsere Gesellschaft ist, Dank den Göttern, sehr ausgesucht.«
    »Ja,« fuhr Burbo fort, indem er einen Becher oder vielmehr einen Eimer Wein austrank, »ein Mann, der so viele Kränze gewonnen hat, wie ich, kann nur die Tapferen aufmuntern; Lydon, trink, mein Junge! Mögest Du ein so ehrenvolles Alter haben als ich!«
    »Komm her,« sagte Stratonice, indem sie ihren Man auf jene liebkosende Weise, die Tibull so angenehm beschrieben hat, zärtlich an den Ohren zog; »komm her!«
    »Nicht so hart, Du Wölfin, Du bist schlimmer als der Gladiator,« murmelte der ungeheure Rachen Burbo's.
    »Stille,« sagte sie leise; »Kalenus hat sich so eben verkleidet durch die Hinterthüre hereingeschlichen; ich hoffe, er hat die Sesterze mitgebracht.«
    »Oho!« versetzte Burbo, »ich will zu ihm gehen. Siehe unterdessen scharf auf die Becher und merke aufs Kerbholz. Laß Dich nicht hintergehen, Weib. Es sind Helden, das gebe ich zu, aber auch durchtriebene Schurken. Kakus war nichts gegen sie.«
    »Habe keine Angst für mich, Du Narr!« war die Antwort der Ehehälfte, und Burbo, mit dieser zärtlichen Zusicherung getrieben, durchschritt das Gemach und begab sich in die Penetralia seines Hauses.
    »So, diese zarten Herren wollen also kommen, unsre Muskeln zu betrachten,« sagte Niger; »wer hat Dich davon in Kenntnis gesetzt, meine Herrin?«
    »Lepidus; er bringt Klodius, den sichersten Wetter von Pompeji, und den jungen Griechen Glaukus mit.«
    »Eine Wette auf eine Wette!« rief Tetraides. »Es gilt zwanzig Sesterze, Klodius wettet auf mich.«
    »Er wettet auf mich,« sagte Lydon.
    »Nein, auf mich,« brummte Sporus.
    »Ihr Thoren! glaubt Ihr denn, er werde irgend Einen von Euch dem Niger vorziehen,« sprach der Athlet, sich selbst auf diese Weise bescheiden nennend.
    »Nun,« sagte Stratonice, indem sie eine große Amphora für die Trinker anzapfte, die sich eben um einen Tisch setzten; »weil Ihr nach Eurer Meinung so große und so tapfere Männer seid, so saget mir, welcher von Euch mit dem numidischen Löwen kämpfen will, im Falle man keinen Verbrecher findet, der Euch die Wahl erspart?«
    »Ich,« sagte Lydon, »der ich Deinen Armen entkommen bin, stolze Stratonice, glaube auch dem Löwen ohne Gefahr die Stirne bieten zu dürfen.«
    »Aber sage mir,« fiel Tetraides in die Rede, »wo ist Deine hübsche Sklavin, das blinde Mädchen mit den glänzenden Augen; ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen.«
    »Oh! die ist zu zart für Dich, Du Sohn Neptuns,« [Fußnote: Sohn Neptuns – eine lateinische Phrase für einen polternden und wilden Gesellen. ] sagte die Wirthin, »und ich glaube sogar für uns. Wir schicken sie in die Stadt, um Blumen zu verkaufen und den Damen Etwas zu singen. Sie bringt uns auf diese Art größere Summen ein, als wenn sie Euch aufwartete. Außerdem hat sie noch andere Geschäfte, von denen man nichts sprechen kann.«
    »Andere Geschäfte?« sagte Niger; »dazu ist sie doch zu jung.«
    »Still, Du Bestie!« versetzte Stratonice; »Du glaubst, es gebe kein anderes Spiel als das korinthische. Wenn Nydia auch noch einmal so alt wäre, so würde das arme Mädchen sich

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