Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
war er über sechzig Jahre alt und spürte seine Kräfte schwinden. Er wollte in der Unendlichkeit baden, um mehr Zeit zu haben für seine Forschungen, doch die Unendlichkeit läßt sich nicht mit Komplimenten beeindrucken. Er erhielt die Jugend zurück, ja, fünffach sogar. Mit fünffacher Geschwindigkeit, und ohne Hoffnung auf ein Innehalten.«
    Â»Also hat er sich seine zum Tode führende Verjüngung selbst zuzuschreiben, und nicht einem mißgünstigen Kontrahenten, wie Naenn mir erzählte …«
    Â»Na jaaaaaa«, knarzte die Gezeitenfrau. »Da war schon noch jemand, der womöglich eine Rolle spielte bei dem Ganzen. Einer von den Zehn, der seit jeher Ribans Ansprüchen am kritischsten gegenübergestanden hatte. Der Scharfsinnigste von allen, der am ehesten gewillt war, alle Magie abzustreifen, die Götter hinter sich zu werfen und durch und durch ein Mensch zu sein. Zarvuer. Sein Vater.« Als sie »sein Vater« sagte, deutete sie mit ihrem knochigen Finger auf den schlafenden Eljazokad.
    Alle schauten Eljazokad an, dann die Gezeitenfrau. Dann wieder Eljazokad. Schließlich Rodraeg.
    Â»Eljazokad ist der Sohn des Mannes, der womöglich dafür verantwortlich ist, daß Riban Leribin nur noch wenige Jahre zu leben hat?« fragte Rodraeg tonlos.
    Die Gezeitenfrau nickte.
    Â»Aber Eljazokad weiß nichts über seinen Vater.«
    Die Gezeitenfrau zuckte die Schultern.
    Â»Und Riban billigt es, daß Eljazokad bei uns mitmacht.«
    Â»Warum auch nicht? Es kann doch nicht schaden, den Sohn eines Gegners auf seine Seite zu bringen.«
    Â»Aber … wer hat Eljazokad die Träume gesandt, die ihn zu uns führten? Riban? Oder war es dieser Zarvuer, der möchte, daß sein Sohn die neue Zöglingsgruppe Ribans unterwandert?«
    Jetzt brach die Gezeitenfrau in dermaßen langanhaltendes Gelächter aus, daß es schien, sie könne sich gar nicht mehr beruhigen. »Träume?« gluckste sie schließlich. »Was sind denn schon Träume? Wer sendet sie? Die Zehn? Der Eine? Ein Anderer? Ein Weiterer? Keiner? Ist alles, was du siehst im Schlaf, ein Traum? Oder blickst du hinüber auf die andere Seite? Du verzettelst dich, mein Junge, wenn du alles auf einmal zu entwirren trachtest. Du willst den übernächsten Schritt vor dem nächsten unternehmen. Vergiß nicht, daß ein großer Mann wie Riban Leribin Jahrzehnte benötigte, um hinter Dinge blicken zu können. Gut, du magst einen kleinen Vorteil haben, weil du geleitet wirst und unterstützt von anderen, die weiter sind als du, aber dennoch stehst du mit beiden Beinen noch am Anfang. Du hast eine Aufgabe in Wandry, hast du das schon vergessen? Was weißt du darüber? Wer hat diese große Welle geschickt?«
    Â»Ohter«, sagte Bestar. Er genoß es sichtlich, daß alle Blicke sich nun ihm zuwandten und ihn anstaunten. Als die Gezeitenfrau in ihrer Hütte von der »Rache des kleinen Krabbensammlers« gesprochen hatte – was auch Rodraeg und Danahe nun zur Antwort »Ohter« geführt hätte -, war Bestar gar nicht dabeigewesen. Der grinsende Klippenwälder hielt es aber nicht lange durch, die anderen zappeln zu lassen. »Geywan hat es mir verraten«, erläuterte er. »Ohter hat die drei Trottel in den Klippen geschickt, also wahrscheinlich auch die Welle.«
    Â»Sehr gut!« lobte die Gezeitenfrau. »Ohter steckte dahinter. Seit Jahren schon streite ich mich mit ihm, weil er seine Fanggründe auf meine Bucht ausweitet und weil er die Krabben überfischt, ohne Rücksicht darauf, ob es noch kommende Generationen geben wird oder nicht. Aber wie hat er es gemacht? Wie kann er eine Welle wie diese erzeugen und schicken? Ohter ist kein Magier.«
    Â»Der Verdreifacher!« entfuhr es Rodraeg. »Sery Talta kann Wellen verdreifachen!«
    Â»Falsch!« lachte die Gezeitenfrau. »Vollkommen falsch! Sery Talta kann sehr viel weniger, als er behauptet, und hat mit der ganzen Angelegenheit überhaupt nichts zu tun.«
    Â»Dann gibt es doch einen Magier in Wandry, und Sery Talta hat ihn übersehen«, mutmaßte Rodraeg unzufrieden.
    Â»Ja, aber ich nehme ihn in Schutz: Die Magie dieses Fremden kann nur erspürt werden, wenn er sie anwendet. Aber er wendet sie nur selten an, oft jahrelang nicht. Wenn Sery Talta nicht weiß, wonach er suchen soll, wonach soll er dann suchen?«
    Â»Wer ist dieser Magier und

Weitere Kostenlose Bücher